Die gute alte Sucht


Ich traue mich nicht, öffentlich selbstbewusst zu sagen: Cannabis hilft mir, ich brauche es. Denn solche, oft
garnicht mal so unterschwelligen Bewertungen, kommen zu oft. Von meiner Familie, Freunden, meinem Arzt.

Alkohol trinke ich nicht, weil ich weiß dass es mir schadet. Auch kein Koffein. Mit MPH habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Amphetamine würde mein Arzt mir verschreiben. Da gehe ich mit genau so viel Respekt ran, wie an das Cannabis und das MPH.
Aber sobald ich Cannabis erwähne, fühle ich mich sogar hier im Forum schlecht.

Oh ja, genau so würde ich es auch bei mir beschreiben, das hatte ich in darunter subsumiert, dass es bei mir gegen Prokrastination wirkt. Dinge, die mir sonst schwer fallen, fallen mir mit Cannabis viel leichter (auch putzen, aufräumen usw.) und Dinge die wichtig sind, packe ich eher an. Aber diesen Effekt hatte ich auch mit MPH, unter anderem daran hatte ich bemerkt, dass MPH bei mir sehr ähnlich wirkte wie Cannabis.

Ich habe nicht mehr den Drang, Ideen sofort nachzugehen, Gedanken sofort zu verfolgen. Ich stecke damit in der Arbeit nicht so tief drin, kann eher für mich selbst evaluieren, ob das was ich gerade mache zielführend ist, kann leichter die Tätigkeit wechseln, kann besser sortieren nach wichtig und unwichtig und ich bemerke die Signale meines Körpers wenn ich es mit der Arbeit übertreibe. Und eine gesunde Gelassenheit kommt noch obendrauf…

@Drei klingt ja echt gut!

@Drei Ja, da bin ich voll bei dir! So empfinde ich das auch!

Respekt, dass du zumindest hier im Forum dazu stehst. Cannabis ist in der ADHS-Community leider immer noch ein heißen Eisen.
Als ich hier den <URL url="Medizinisches Cannabis bei ADHS - Kommentierte Sammlung von Studien]Studien-Thread[/url] gepostet habe, wurde ich ja auch gleich angegriffen.
Als ich zum ersten Mal auf der SHG war, haben die dort lang und breit darüber geredet wie schlimm Cannabis doch wäre und die Hirnschäden und und und. Da bin ich natürlich still geblieben.
Ich denke es gibt eine große Dunkelziffer an ADHSlern, die Cannabis entweder zur Selbstmedikation nutzen oder verschrieben bekommen, die um die deutsche ADHS-Community einen Bogen machen, was ich sehr schade finde.


Ich hätte vielleicht dazuschreiben sollen das hier sehr häufiger, viel zu starker Konsum gemeint war, mit Drogenwirkung. Das das nicht zu Vergleichen ist mit dem Einsatz als Medikament und somit auch die Nebenwirkungen weniger sind/wegfallen ist mir klar.

Aaahhh Schokolade. Harmlos, das kommt etwas auf das Ausmaß an :smiley:

Ich habe eine Art Schokoladen-Sucht seit, äh, ca. 6? Jahren und das hat leider den Rückgang meiner Essstörung überlebt. Klar, es hilft bei Angst und Dissoziation (Hauptsymptome meiner Komorbidität). Mein Problem ist aber, dass ich nachhaltig/umweltschonend leben will und das ist schwierig, wenn ich ständig nicht-vegane, stark verpackte und nicht regionale Schokolade crave (Craving = die Sehnsucht nach dem „Suchtmittel“). (Ich weiß, es gibt auch vegane Schokolade, aber mein Craving bezieht sich meist explizit auf nicht-vegane, außer eine bestimmte Marke, die es nicht in der Nähe zu kaufen gibt, anyway…). Vom faitrade-Aspekt ganz zu schweigen. Das löst immer eine recht unangenehme kognitive Dissonanz aus :confused: Außerdem ist meine „Sucht“ ein wenig aufwändig: Ich kann keine Schokolade auf Vorrat kaufen und davon jeden Tag nur ein bisschen essen - funktioniert nicht. D.h. immer wenn ich das craving verspüre, muss ich den Aufwand des Einkaufens auf mich nehmen und eine möglichst kleine Menge kaufen. Finde ich persönlich sehr nervig, besonders gerade, wo Einkaufen noch aufwändiger ist.

Das alles ist mir auch etwas peinlich, aber immerhin kann ich mich inzwischen überhaupt über meine Essgewohnheiten äußern - vor einiger Zeit undenkbar, ich habe mich zu sehr geschämt und dachte, ich tue etwas moralisch illegitimes, wenn ich aus emotionalen Gründen heraus esse :slight_smile:

Generell habe ich ohne ADS-Medis häufig Heißhunger und das stört mich dann extrem - erinnert mich u.a. an die Essstörung und löst inneres Chaos aus. Während der Wirkungszeit bin ich da deutlich ausgeglichener. And it runs in the family… da sind viele bezüglich irgendwas süchtig (gewesen)… immerhin habe ich keine noch schlimmere Sucht erwischt :slight_smile:

Trotzdem versuche ich immmmer wieder eine Lösung dafür zu finden… v.a. wegen des Nachhaltigkeitsaspektes, ich bin da ansonsten recht konsequent.

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Ohne deine Ansprüche in Sachen Nachhaltigkeit grundsätzlich in Frage stellen zu wollen: Da kommt offenbar das typische ganz oder gar nicht, schwarz oder weiß des ADHSlers zum Ausdruck.

Das Problem ist schließlich nicht, dass du keine 100% erreichst, sondern das sich andere diesbezüglich gar keine Gedanken machen, vornehmlich Wirtschaft und Politik.

Aber diese Art von Perfektionismus ist ja auch der Essstörung hinsichtlich der Grundsymptomatik recht nahe.

Wie viel leichter wäre doch das Leben, wenn man einfach Fünfe gerade sein und sich eine kleine Schwäche zugestehen könnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben? Daran arbeite ich auch immer noch…

In gewissem Sinn stimme ich dir zu, aber so einen Idealismus muss man erst einmal verstehen - ich mache das nicht aus Gründen des Perfektionismus, zumindest nicht nur. Ich identifiziere mich als umweltschützender Mensch, ich habe zwischen umweltschützenden Menschen meine Jugend gelebt, wurde von den entsprechenden Werten geprägt und möchte in dem Bereich arbeiten, ich gehe auf Demos und alles. Und es macht mich glücklich, wenn ich meinen Idealismus auslebe. Ich empfinde darin Sinn :slight_smile:

Ich glaube auch, dass individuelles Verhalten zählt, mein Berufsziel Umweltpsychologin (und die ganze Disziplin Umweltpsychologie) würde sonst wenig Sinn machen. Wobei das ja nicht ausschließt, dass man sich auch politisch/wirtschaftlich engagiert, z.B. bei Fridays for Future (ich bin gerade bei dem Lifestream der 5. internationalen Großdemo dabei, aber sie haben öfter mal technische Probleme… ihr könnt auch dazukommen: https://www.youtube.com/watch?v=9EUVRPSWJsk)

Ich weiß aber auch, dass alles, was meine mentale Gesundheit kostet, mir zu teuer ist. Wenn ich dann Kompromisse eingehen muss oder nicht ganz konsequent sein kann, ist das halt so… ich werde jedenfalls nicht auf Psychopharmaka verzichten, nur weil sie in Plastik und Alu verpackt sind :slight_smile:
Im Übrigen beobachte ich, dass die Rigidität meines Denkstils sehr schwanken kann. Mal denke ich „das muss jetzt so und perfekt und bla“ und mal denke ich „sch** drauf“. Das ist ganz spannend, dass sich das so abwechselt. Also mal sehr Schwarz-Weiß, mal mehr graustufig sozusagen.

Ich sagte ja, ich verstehe deinen Idealismus, finde ihn auch gut und stelle ihn grundsätzlich nicht infrage.

Mir ging es darum, was passiert, wenn sich das nicht immer 100%ig umsetzen lässt. Man könnte sich ja sagen, ich gebe mein Bestes, aber es gibt eben äußere, aber auch persönliche Grenzen.

Oder man fühlt sich ständig schlecht, weil man den Idealzustand nicht hinbekommt. Und das hat dann schon etwas mit Perfektionismus zu tun, denke ich.

Ich kenne übrigens jemanden, der daran regelrecht zugrunde geht, dass er nicht nur die Welt nicht im Alleingang retten kann, sondern ständig auf Widersprüche zwischen seinem Ideal und seinen real existierenden Möglichkeiten stößt - und sich natürlich dafür verurteilt.

Kannst du die Schokolade vielleicht in einer großen Menge bestellen/kaufen und außerhalb deiner Wohnung bei jemand anders lagern? Dann löst sich damit wenigsten ein Wege oder BEstell Disput. Es gibt es auch Boxen mit Zeitschaltuhr, das hatte ich mir schon mal für Onlinegeräte überlegt :wink:

Es gibt ein Zitat von Mark Twain „Es ist sehr einfach mit dem Rauchen aufzuhören. Ich habe es schon 100mal geschafft.“
Ich versuche statistisch gesehen alle 3 Monate aufzuhören.
Ich habe schon mal 2 monate nicht geraucht, da kam mir die tolle Idee ein Gelegenheitsraucher zu sein. Und am Anfang ging das auch gut nur irgendwann ist man wieder Raucher… Vielleicht lerne ich diesmal aus den Fehler meiner Vergangenheit :grin:

Ich finde es interessant wie sich das Gehirn beim aufhören verhält.
Mir schießt öfter mal durch den Kopf ‚jaaa lass rauchen gehen. Richtig gute idee‘ dann kommt so die Vernunft und sagt ‚ehm wir haben aufgehört‘ und alle sind mega enttäuscht. :roll_eyes:
Aber schon der Gedanke ans Rauchen löst ein positives Gefühl aus. Verrückt wie das belohnungssystem getriggert wird.

Was ich nicht verstehen kann ist, dass Energy Drinks nicht ab 18jahren sind.
Ich trinke gerne hin und wieder einen energy drink aber es ist nicht so das ich die Dinger jeden Tag trinke.
Trotzdem immer wenn ich energy drink vorbei gehe triggert das mein Belohnungssystem.
Auch wenn das nicht mal eine Sekunde lang anhält während dem Verzehr gibt das immer so einen spürbaren Ausstoß im gehirn, das ich mich wirklich frage ob und inwieweit Energy Drinks auf die hirnchemie Eingriff nehmen.

Aber jetzt rollt ja auch immer noch dieses pinke Lamm auf Rollschuhen durch Dein Belohnungszentrum und hält das „Krasti will leben“-Transparent hoch. Diesmal wird es klappen, @Rocco!

Als ich vor 2 Monaten mit dem Rauchen aufgehört habe, hat mir folgender Ansatz (stark verkürzt) geholfen:
Nikotinsucht zu beenden besteht aus 2 großen Abschnitten:

  1. Der körperliche Entzug: ein paar Tage bis 2 Wochen oder so
  2. Das erneute Gewöhnen von allen alltäglichen Situationen, in denen ich vorher geraucht habe, nur eben ohne Rauchen.
    Es hat bei mir ein paar Wochen gedauert, bis ich mir eben wieder alles Mögliche neu angewöhnt hatte: Morgens Kaffee trinken, abends Bier trinken, usw usw. Aber es geht! Jetzt ist Bier trinken ohne Zigarette wieder voll normal! Und ich habe sehr lange geraucht. Eigentlich seit ich 14 war mit einmal 2 Jahren Pause… :frowning:

edit:
achso und zum Topic noch:
Naja, das oben erwähnte Biertrinken, das tue ich wohl zu oft. und Filme gucken als Ablenkung.

Das mit dem pinken Lamm versteh ich selbst nach einer Websuche noch nicht :-/

@blauschwarz
<URL url="(Prokrastinierend) der Prokrastination auf der Spur... text=„viewtopic.php?f=11&t=937“>(Prokrastinierend) der Prokrastination auf der Spur...

Irgendwo in dem prokrastinations thread findest du das

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a[size=150]h[/size][size=200]h[/size][size=200]h[/size], Merci

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ich weiß nicht, ab wann aus konsum ein „drogenartiger“ konsum wird.

Kannst du es sagen?

Ich kann nur sagen, dass ich von meinem arzt wegen der bzw. gegen die impulsivität jetzt zusätzlich zu den stimulanzien noch cannabis verschireben bekommen habe, sativa für den tag, indicia zum schlafen.

und achtung, von beiden 5 tagesdosen je 0,1 g. das heißt also täglich 1 gramm (!) gras inhalieren.

ich weiß ja immer noch nicht wann genau dieser von dir „drogenartige“ konsum begeinnt, aber als ich vor rund 25 jahren zivi war und mit dem kiffen damals voll in die zivi-klischees eingezahlt habe, da hat ein gramm mindestens 3 bis 4 wochenenden gereicht….

und jetzt steht auf meinem rezept 20 g blueberry haze und 20 g peyote critical

und plötzlich habe ich 40 gramm gras zu hause…

glaube, als ich als zivi vor allem auf den rausch und neue erfahrung aus war, war das viel weniger „drogenartig“ als jetzt, oder? :wink:

Btw. ich bin sehr gespannt, was das cannabis mit mir anstellt. und vor allem, vor welche probleme ich mich in etwaigen Polizeikontrollen bringt.

Ist hier noch jemand, der AMP und THC kombiniert einnimmt und der sich zu seinen erfahrungen austauschen mag?

Nikotin! :persevere:
Hab schon zig mal aufgehört, die längste Zeit ohne waren 8 Jahre. Und immer wieder angefangen :see_no_evil:
Aktuell wieder seit einem Jahr Raucher (unter Venlafaxin wieder angefangen, weil das bei mir die Impulskontrolle massiv verschlechtert hat), seit Medekinet ist es sogar schlimmer geworden und ich verzweifle langsam daran, weil ich es gar nicht vertrage und bei mehr als 10 Zigaretten täglich morgens heftig huste.
Alkohol ist bei mir zum Glück kein Thema, weil das immer Migräne auslöst und den Geruch von Gras kann ich nicht ausstehen.
Kokain hab ich einmal probiert, hatte quasi keine Wirkung

Huhu Minzli, wären die Iqos eine Alternative für dich? Ohne da Werbung zu machen (bin Nichtraucher ;-)) aber Kollegen haben so umgestellt und sind von den Gefahren beim Rauchen, die bei der Verbrennung entstehen, weg, haben aber ihr Nikotin.
Und optisch sind die Iqos unauffällig, nicht so wie diese Spongebob grossen Vapis :laughing: