Auch hier sehe ich es ähnlich bzw denke ich auch das eine soziale Interaktion immer auch eine Bewertungssituation ist. Zumindest wenn es auch als Bewertung gilt wenn man für sich selber bewertet, tut mir der soziale Kontakt gut? Macht die Unterhaltung Sinn? Aber das mache ich nicht währenddessen sondern auch erst hinterher… Aber immer wieder neu, quasi bei jeder sozialen Interaktion, auch wenn es bekannte soziale Kontakte sind. Was ich wiederum nicht mache, ist andere Personen bewerten. Das hat mir schon immer gefehlt bzw das passiert erst, wenn ich jemanden nicht mag und das wiederum passiert erst dann, wenn die Person mir blöd gekommen ist. Also so richtig offensichtlich blöd. ![]()
Ich hoffe man versteht was ich wie meine…
Ich nehme an Xandro ist dein Sozialdolmetscher und wenn Lou in hörreichweite ist, kommt der durcheinander aber richtig reguliert sind die beiden tolles Team?
Wäre dann nicht das ganze Leben eine Bewertungssituation, ein Bilanzieren? Man kann ja alles nach diesen Fragen abklopfen.
Hm, bei mir kommt schon währenddessen ziemlich klar die Gefühlseinschätzung, ob es Genussvoll oder unbehaglich ist. Das Reflektieren hinterher dient mehr dem rationalen Geraderücken der emotionalen Eindrücke.
Das tue ich auch. Ich würde mich zwar als duldsam und aufgeschlossen bezeichnen, aber bei mir laufen immer live Einschätzungen mit, was die Person in welchen Situation wahrscheinlich tun würde, wie sie reagieren würde, was ich ihr erzählen kann und was nicht, womit sie umgehen könnte und womit nicht, ob sie Sachen ausplaudern würde, solche Themen eben. Was dann eher passiert ist, dass es viele Leute gibt, denen ich mich nicht so recht mitteilen kann und die Geduld dabei verliere, weshalb ich mich dann dort zurückziehe. Mit angezogener Handbremse fahren macht nicht wirklich bock.
Also dreht es sich dabei darum, ob man „connecten“ kann und in einen Fluss kommt? Wenn man sehr viel am Stück redet und Leute aus Versehen zutextet, ist das ja auch nicht so richtig ein Flow, genau wie mann man knapp antwortet und das Gespräch wieder versackt. ![]()
Gute Frage… Irgendwie ja schon oder? Wobei das ja dann auch wieder “normal” ist? Eruiert nicht jeder Mensch sein Leben um zu versuchen das bestmögliche zu erreichen? Oder so? Hm…
Ja stimmt, diese Gefühle kenne ich auch. Aber das muss dann schon recht stark in die eine oder andere Richtung gehen. Ansonsten ist es eher ein neutrales Gefühl. Ich bin echt schlecht im wahrnehmen meiner Gefühle. Auch sowas was mir immer bewusster wird. Ich kenne alle möglichen Ausdrücke für Gefühle, kann meine eigenen aber nur dann zuordnen wenn sie sehr stark sind bzw sehr bekannt. Weiß nicht wie ich es ausdrücken soll.
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Das wiederum kann ich auch nicht wirklich gut bzw nur wenn ich die Person kenne. Bei Fremden merke ich nur dieses von dir zuletzt beschriebene. Das hört sich irgendwie fies an aber ich weiß genau was du meinst ![]()
Hm… Wie genau meinst du das?
Meinst du quasi, ein ADHSler, der einen zutextet ist wenig sozial kompatibel genauso wie ein ASSler zu wenig redet um sozial kompatibel zu sein? Also mal ganz übertrieben formuliert. Aber wie passt das dann zu diesem Thema bzw dieser Diskussion? Ich steh grad voll auf m Schlauch ![]()
Nein, es gibt auch Autisten, die sehr gesprächig sind. Das meinte ich. Als NT kann sich das aber anfühlen wie ein Monolog, wenn der Redende so sehr in seinem Thema aufgeht, dass er das Gegenüber vergisst und eine halbe Vorlesung draus wird.
Kann definitiv interessant sein, ist aber sozial irgendwie entkoppelt.
Bei ADHSlern ist es eher ein impulsives Gedankenspringen und schnelles Assoziieren, was sich durch mehr Reden Luft macht.
@SneedleDeeDoo könnte man die Unterhaltung Bitte in den/ einen passenden Thread verlagern ohne das sich jemand verletzt fühlt oder sowas bzw. jetzt abreißt, ich finds spannend mitzulesen nur der Thread Titel ging ja um was anderes hier und wie das so ist von hier nach da und hin und her, ich war natürlich auch mit beteiligt, sind wir jetzt ein bisschen abgeschweift, ich denke es passt aber gut in den ASS Kommunikationsthread oder vielleicht ein neuen, ja so irgendwie.
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Guten Abend,
Danke für all die tollen Gedanken. Ich fokussiere mich mal auf diesen Punkt.
Ich persönlich finde “das autistische” intuitiv sehr klar und auch klar abrenzbar vom ADHS.
- Meine autistischen Züge sind immer da, das ADHS schwankt je nach Situation.
- Mein Autismus ist viel tiefer, viel existenzieller als das ADHS. Alles, was ich je in meinem Leben gespürt, gedacht, gesagt, getan habe war immer autistisch geprägt und das wird so sein bis zum Tod. Dieses Gefühl habe ich bei ADHS nicht, da kann ich gedanklich eine Metaperspektive einnehmen.
- Der Kern von Autismus ist für mich einfach: “Anders sein”. Fundamental anders als jeder andere Mensch auf der Welt. Deshalb mag ich sehr die Bezeichnung “Wrong Planet Syndrom”. Ich habe noch nie eine Person getroffen, die meinen Autismus nachvollziehen kann. Bei ADHS empfinde ich das anders, da gibt es so etwas wie “Symptome”, die man ähnlich empfindet.
- Wenn man es inhaltlich stärker fassen will ist dieses Anders sein für mich begründet in einer anderen Art, die Welt zu denken - inhaltlicher, strukturiert, wie als könnte man die Matrix sehen und das was erlebbar ist ist nur ein Abklatsch. Ich denke, dass die Forschung zu Monotropismus da genau in die richtige Richtung geht.
- Die Diagnosekriterien halte ich in der Tat für sehr verwirrend. Ist aber auch kein Wunder, da diese ja mehrheitlich von Nicht Autist:innen erfunden wurden, die halt irgendwie versuchen, dieses “Andere” zu beschreiben, was ihnen aber kognitiv wegen mangelnder kognitiver Empathie für autistisches Erleben gar nicht zugänglich ist.
So würde ich das für mich fassen.
Herzliche Grüße
Florian
Spannende Perspektive, darüber muss ich erstmal nachdenken.
Ich glaube, seit Xandro von Lou weiß ist er gerne Sozialdolmetscher, wenn er nicht gerade von ihrer erratischen Rätselhaftigkeit genervt ist.
Das Problem war eher, dass Xandro Lou gar nicht richtig wahrgenommen hat und wenn dann verachtet für ihre Kindlichkeit und Komplexität und Sensibilität.
Aber ja, wenn sie liebevoll miteinander umgehen, dann können sie ein tolles Team sein.
Ich schreibe gerade an einem Roman, in dem die beiden real vorkommen, da entsteht am Ende dieses tolle Team dadurch, dass sie beginnen, sich ihre Geschichten zu erzählen und sich dabei ehrlich zuhören. (Das Problem, dass Lou normalerweise nicht spricht habe ich noch nicht gelöst.. vielleicht lasse ich sie schreiben und Xandro liest vor…)
Schönen Abend,
Flo
Glaub mir, ich schaffe auch ganze Vorlesungen
(ironie)
guten Abend,
Danke für deine genaueren Einblicke. Und Sorry an alle für meine nervige Fragerei und fürs Kapern.
Wenn man es hauptsächlich am Monotropismus aufhängt, dann hätte ich evtl. auch etwas größere Chancen auf eine autismus-Diagnose. ![]()
Vielleicht hilft wiederum eine kurze Einordnung meinerseits: Ich habe keine der beiden Diagnosen, dafür aber mehrere Sinnesbehinderungen und Epilepsie, außerdem wurde bei mir Hochbegabung festgestellt, soweit sich das bei blinden Menschen mit den standardisierten Testverfahren eben feststellen lässt. Und zum Schluss kam noch eine k-PTBS-Diagnose dazu.
Hier gelandet bin ich ursprünglich, weil ich mich dafür interessiert hatte, ob z.B. von Geburt an blind zu sein so etwas wie Neurodivergenz auslösen kann. Mein Zugang zur Welt und zu Informationen unterscheidet sich schon erheblich von dem sehender Menschen, zumindest meinem eindruck nach. Nicht zu sehen und nicht in Bildern zu denken, macht vieles linearer, oder es macht Komplexität bewusster, Konzepte abstrakter. Dennoch könnte ich auf meine Behinderungen liebend gern verzichten, für die Disability-Pride-Bewegung bin ich offenbar zu deutsch, trotz teilweiser amerikanischer Wurzeln.
Die Beschäftigung mit Hochbegabung als eine Form der Neurodivergenz hat für mich noch einmal viele weitere Fragen beantworten können. Nur ob es sich lohnt, dem Autismus weiter nachzujagen, oder ob der Rest schon gut genug durch die körperlichen Behinderungen erklärt wird, das Kapitel ist noch nicht so richtig abgeschlossen.
Da habe ich keinen Moment dran gezweifelt, ganz ohne Ironie. ![]()
Muss Schluss machen, bis demnächst.
Guten Morgen,
Sehr spannend, vielen Dank! Vorschlag: wäre das nicht ein super Punkt für einen neuen Thread? Also Abgrenzung zwischen ADHS und Autismus sowie Abgrenzung individuelle Erlebniswelt durch anderweitige Behinderung? Das fände ich echt spannend. Ich mach mal einen auf und beziehe mich dort weiter auf Deinen Post.
LG
Flo
Ich glaube, dass es tatsächlich damit zusammenhängt, dass die ADHS-Symptome vieles von dem, was als “typisch autistisch” eingestuft wird, stark verfälschen. Wenn ich z.B. von mir ausgehe:
ADHS: Ich bin ein grauenhafter Chaot vs. ASS: Bei manchen Dingen flippe ich aus, wenn sie nicht genau da sind, wo sie für mich hingehören. Beispiel: meine private Buchhaltung besteht aus diversen Behältnissen, in die alle Papiere unsortiert reingeworfen werden, aber wehe, du nimmst ein Buch aus meinen Regalen und stellst es nicht EXAKT wieder an seine Position.
ADHS: ich bin aufgeschlossen und kontaktfreudig vs. ASS: soziale Interaktionen überfordern mich.
Beispiel: Ich freue mich, neue Leute kennenzulernen, bin aber nach 30min müde, will nach Hause und kapiere nicht, ob ich was falsch gemacht habe, weil irgendwie niemand mehr mit mir reden wollte, als der Anstand gebot.
Mit solchen Beispielen könnte ich noch eine Weile weitermachen, aber ich denke, das Grundprinzip kam an.
Jahrelang habe ich immer wieder gehört, ich wäre seltsam und irgendwie anders, völlig unberechenbar und schwer einzuschätzen. Ich habe mich immer gefragt, was an mir verkehrt ist. Ich kam immer schneller an meine Grenzen und hatte mein Leben zunehmend weniger im Griff.
Im Frühjahr habe ich dann die Diagnose ADHS bekommen. Und mit den Gesprächen und den Medikamenten, die manches verbessert, aber anderes verschlimmert haben, kam dann die Verdachtsdiagnose Asperger-Syndrom. Ich bin derzeit noch nicht diagnostiziert, habe aber schon einen Teil des Prozesses durchlaufen und der Verdacht erhärtet sich immer mehr. Ich bin froh darüber. Ich bin 42 Jahre alt und endlich verstehe ich, warum ich “anders” bin und dass nichts daran verkehrt ist. Jetzt arbeite ich daran, damit auch entsprechend umzugehen, ich lerne, meine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu beachten, eine Balance zu finden, die für mich funktioniert und mir hilft, nicht in den nächsten Burnout zu galoppieren, wenn ich es aus diesem herausgeschafft habe.
Übrigens: Ich denke, die erhöhte Komorbidität hängt tatsächlich damit zusammen, dass es möglicherweise ein- und dieselbe zugrundeliegende “Störung” ist. Nur eben an entgegengesetzten Enden der Skala bei denen, wo nur eine Diagnose zutrifft. Nach ICD 10 konnte man Asperger und ADHS eigentlich nicht zusammen diagnostizieren. Nach ICD 11 geht das. ICD XX wird vielleicht sagen “XY-Syndrom mit Schwerpunkt in Bereich so- und so.”
Liebe Grüße,
Sarah
Hallo Sarah,
Danke für deinen Beitrag.
Ich denke, dass diese Empfindlichkeit, wenn Sachen nicht an ihrem gewohnten Platz stehen und anderes, das zwanghaft und unflexibel erscheint, völlig nachvollziehbare Reaktionen auf die Exekutive Funktionsstörung bei ADHS sind. Ich sehe da eigentlich keinen Widerspruch drin. Unflexible Verhaltensweisen sind eigentlich nicht ungewöhnlich für ADHS, vor allem mit zunehmendem Alter. Man kann das auch als Strategie zur Alltagsbewältigung verstehen, denn wenn man ständig etwas verliert oder man allzu schnell den Überblick verliert, entwickelt man lieber ein System mit starren Regeln etc.
Auch andere Menschen mit Exekutiver Dysfunktion werden unflexibel und Zwanghaft z.B. wenn sie durch Schädel-Hirn-Traumata oder bestimmter Demenzen Schäden am Frontalhirn erleiden.
Eine schlechte Kommunikationsfähigkeit ist bei ADHS auch nicht ungewöhnlich, wobei zu beachten gilt, dass einige ADHSler auch eine hervorragende Kommunikation haben können.
Kinder im mittleren Schulalter schneiden bei ToM-Tests nahezu genauso schlecht ab, wie Kinder gleichen Alters mit einer Autismus-Spektrum-Störung. ![]()
Meistens können die Kinder mit ADHS irgendwann ein bisschen aufholen, aber nicht alle.
Die Tatsache, dass es einer Person nicht gelingt, soziale Regeln in der Kommunikation beachten, Konventionen einzuhalten, seine eigenen Gedanken zu Gunsten einer anderen Person zurückhalten zu können, pausenlos zu reden etc. hat eigentlich etwas mit dem Inhibitionproblem zu tun. Klar, es gibt auch andere Erklärungen, die möglicherweise besser klingen… ![]()
LG
Hey, danke für die Antwort aber ich verstehe nicht, was du mir damit sagen möchtest…
LG
Ich meine, dass es keinen Gegensatz gibt. z.B. ist das Chaos der Grund dafür, dass du bei bestimmten Dingen pedantische Ordnung hältst.
Das macht die Sache wirklich kniffelig, oder? Pedantische Ordnung kann bei ADHS eine Kompensationsstrategie sein, was dann mehr in Richtung Zwanghaftigkeit geht. Und das muss man ja irgendwie von der autistisch bedingten Ordnung/Routine unterscheiden können. Es gibt doch sogar einen Thread dazu, da hast du auch kurz mitgeschrieben.
Das ist ja der Punkt… Es geht so fließend ineinander über, dass man schwer unterscheiden kann und am Ende sind es möglicherweise verschiedene Ausprägungen von einer einzigen “Krankheit”. Ich weiß nicht, ab welchem Punkt eine Zusatzdiagnose gerechtfertigt ist, das überlasse ich den Fachleuten, ich wollte lediglich Beispiele nennen, wo das eine das andere verdecken kann. Gewählt habe ich aus vielen diese beiden Beispiele, weil ich beide auch irgendwo gelesen habe.
Lg