Ein Vater macht sich Sorgen um einen bevorstehenden Medikamentengebrauch

Hallo und guten Tag . . .

Hier schreibt Euch ein wirklich besorgter Vater der gerade mit seinem Kräften am Ende ist!

Was ist passiert?

Bei meinem Sohn, noch sieben, wurde ADHS diagnostiziert. Er ist lebendig aber kein Zappelphilipp,
er kann / will sich nur nicht mit Schrift und Schreiben in der Schule auseinandersetzen.
Die Psychologin arbeitet sehr gewissenhaft und genau - ich vertraue ihr voll und ganz.
Eine Therapeutin diagnostizierte zudem Hochsensibilität und überdurchschnittliche Intelligenz.
Augen und Ohren haben wir auch schon abgeklärt - alles in Ordnung.

Bliebe noch anzumerken, das bei uns sehr schwierige familiäre Verhältnisse herrschen, die Frau und
meine Tochter (12 Jahre) haben auch überdeutliche ADHS Symptome, was unser gemeinsamen
Zusammenleben signifikant erschwert. Der Hintergrund meiner Frau ist seit Generationen psychisch
vorbelastet, zudem hat auch sie LRS.
Bei der Tochter wurde LRS diagnostiziert, jetzt in der 6.Klasse Realschule hat sie große Probleme
mit Hausaufgaben und noch massivere Probleme mit Mobbing. Wenn meine Frau mit ihr
Hausaufgaben machen will, fliegen regelmäßig die Fetzen und fließen die Tränen.

Der Sohn hat das sagenhafte Glück gehabt seit der ersten Klasse bei einer Lehrerin gelandet zu sein,
die schon nach nach 2-3 Monaten sagte: „Der hat was . . !“
Dieser Lehererin haben wir wirklich sehr, sehr viel zu verdanken!
Der Sohn bemerkte selbst sehr schnell, daß er anders als seine Mitschüler ist.
Sie waren z.B. schneller als er fertig . . . usw. Oft kam er sehr gestresst aus der Schule zurück.
Damit wuchs auch sein Frust auf die Schule selbst. Ihm ist dort oft zu laut und zu viele Kinder.
Ich erlebe meinen Sohn als, an neuen Dingen und Themen maximal interessiert, aufgeweckt und
neugierig. Ich schaffe ihm ein strukturiertes und ruhiges Umfeld.
Über seine Fragen, die er stellen kann, staune ich immer wieder. Die Freizeitgestaltung mit meinen Sohn liegt zu 95% bei mir. Meine Frau hat das Interesse an ihren Kindern verloren seit sie Probleme
haben. So zerlegen wir alles was wir finden können, er arbeitet mit richtigem Elektrowerkzeug, wir
lesen viel (das ist mir besonders wichtig) unsere Wohnung ist voller Bücher, wir beginnen mit
Astronomie. Ich fordere ihn wo ich kann . . .

Jetzt, nach dem letzten Arztbesuch ist die Katze aus dem Sack, er muß mit Medikamenten nehmen.
Monate lang hatte ich mich vehement dagegen gewehrt.
Ich habe einfach Angst, das ein werdendes junges Kinderhirn so früh gedopt werden muß, nur damit
es in diesem, ach so tollen Schulsystem, in einen messbaren Funktionsmodus kommen kann.
Der Gedanke ein Kind - mein Kind - so zu manipulieren, macht mir Monate lang massive Probleme. Ich ringe mit mir, schlafe schlecht, lese die Beipackzettel, informiere mich im Internet (wer bitte tut
das nicht?) lese viele Bücher und habe für mein Unwort des Jahres gefunden: alternativlos.

Ergotherapien haben wir auch hinter uns, rechte / linke Gehirnhälfte usw. war nett kam im Alltag nur
nicht positives bei ihm an.

Die Zeit drängt nun massiv, er hat seine Superlehrerin nur noch ein halbes Jahr, alternativ eine
Förderschule ist auch keine Lösung (weil keine Plätze kurzfristig verfügbar und die falsche Umgebung). Ich merke sehr wohl wie sehr mein Sohn leidet, teilweise nur schwer in die Schule zu bewegen ist.

Auch sagte mir eine Ärztin, löbliche Ansichten - hat nur der Sohn nix davon! BUMS das saß . . !

Jetzt liegt auf meinem Tisch eine Packung Medikinet 5mg, hat er zuerst ausgespuckt, weil
vom Geschmack so ätzend und eine neue, alternative Packung Elvanese.
Hab mir jetzt noch so ein Pillenüberzugzeug besorgt weil ich mit dem ersten Medikament dennoch
anfangen will. Bliebe noch anzumerken, das ich mit Medikamenten (oder Chemie) kein wirkliches
Problem habe, wirklich nicht, aber DAS - für ein Kind - haut mir sehr schwer auf den Magen . . .
Kennt einer von Euch diese Sorgen und Ängste?

Da ich in der Familie sehr eingespannt bin kann ich nicht täglich vor dem Rechner sitzen, bitte
daher um Verständnis wenn ich nicht sofort / immer gleich antworten kann.

Herzlichen Dank!

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Hallo lieber @besorgter-Vater,

erstmal herzlich willkommen hier im Forum! Es klingt toll, wie du deinen Sohn unterstützt und was du mit ihm in eurer Freizeit machst!

Vergiss erstmal alles, was du noch an „Ritalin-Zombies“ in den Schulen vor zwanzig oder dreißig Jahren im Kopf hast. Man ist heute mit der Auswahl der Medikamente und der Höhe der Dosis sehr viel weiter. So sollte heute niemand mehr rumlaufen.

Und dann finde ich noch ganz wichtig, dass dein Sohn die Medikamente nicht für die Schule nimmt, nicht für die Lehrerin, die Mitschüler oder für euch als Eltern, sondern nur, damit es IHM damit besser geht. Das heißt auch: Stellt ihr nach ein paar Monaten fest, dass es mit Medikamenten noch schlechter klappt oder er sie alle nicht verträgt, zwingt euch keiner, damit weiterzumachen.

Ein gut eingestelltes ADHS-Medikament hält sich dezent im Hintergrund. Ich bin gerade noch in der Phase des Austestens, komme da aber langsam an. Ich (und mein Umfeld) nehme keine Persönlichkeitsveränderung bei mir wahr, dafür fühle ich mich entspannter, habe abends deutlich weniger häufig Stresskopfschmerzen und meine Reizfilter funktionieren viel besser. Neugier und Kreativität sind bei mir immer noch da, ich habe bloß nicht mehr so einen Stress.
Bis man an dem Punkt ist, kann es immer mal wieder holprige Phasen geben (auch der Marke „Zombie“), die entweder nach ein paar Tagen von selbst verschwinden, oder bei denen man, wenn sie nicht verschwinden, in der Dosierung nachsteuern muss.

Sieh es so: Ihr könnt jetzt in euer nächstes gemeinsames Forschungsprojekt starten, euch zusammen Notizen machen und gucken, was wann wie funktioniert und was nicht. :slight_smile:
Und ich drücke euch die Daumen, dass es funktioniert und deinem Sohn eine Hilfe ist!

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Was mich außerdem so verstört ist die Tatsache, wenn ich mich anderen Eltern demgegenüber öffne (was ja eh nicht so leicht ist, ohne sofort abgestempelt zu werden) ich uniso folgende Meinung zu hören bekomme: „Was regste Dich so auf, hau ihm doch das Zeug rein, dann hast Deine Ruhe!“
Ich frage mich dann, warum die überhaupt Kinder bekommen hatten . . ?

Das es IHM dabei besser gehn muß - steht natürlich an erster Stelle. Das sehe ich auch so.

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Hi @besorgter-Vater und herzlich willkommen! :adxs_wink:

Ihr habt ja ziemlich zu kämpfen als Familie. Das ist nicht einfach. :adxs_trost:

Dass Du Angst hast, verstehe ich. Trotzdem solltest Du Deine Einstellung überdenken.
Das Kinderhirn wird nicht gedopt oder manipuliert und nicht, um für andere zu funktionieren.

Mit den Medikamenten wird das ausgeglichen, was die Natur im Bauplan bei Deinem Sohn „vergessen“ hat. So wird Dein Kind in die Lage versetzt, Dinge zu machen, die andere Kinder auch machen können.

Ich denke nicht, dass Dein Sohn nicht lesen und schreiben lernen will - er kann es nicht, weil es ihn überfordert. Auch wenn er will und sich noch so sehr anstrengt. Es funktioniert einfach nicht. Das ist sehr frustrierend und er gibt auf. Es nagt am Selbstwertgefühl. Dein Sohn merkt, dass er anders ist.

Vielleicht denkt er auch, dass er „falsch“ ist. Das ist eine endlose Spirale. Ein überdurchschnittlich intelligentes Kind in eine Förderschule zu stecken, würde das nur befeuern. Irgendwann hält er sich für blöd und nutzlos.

Gib den Medikamenten und Deinem Sohn eine Chance. Das ist kein Teufelszeug. Es kann ihm helfen, „normaler“ zu sein und sich wohl zu fühlen.

Die Ärztin hat Recht!
Nicht alles, was wir Eltern gut meinen, ist auch wirklich gut für unsere Kinder.

Dein Sohn bemerkt/spürt Deine Ablehnung des Medikaments. Wenn Du voll dahinter stehst und ihn ehrlich ermuntern kannst, es zu nehmen, weil es ihm helfen kann, ist er auch eher bereit, es zu nehmen. Dafür muss es nicht schmecken.

Ich möchte Dir noch was zu dem da lassen, was Du über Deine Frau und Tochter geschrieben hast:

Ist das Deine Interpretation oder sagt das Deine Frau selbst? Könnte es sein, dass sie schlicht vollkommen überfordert ist? Hat sie (professionelle) Hilfe?

Lagert das Problem aus. Besorgt jemanden für Nachhilfe oder schickt sie in ein Nachhilfeinstitut. Diesen Kampf sollte nicht Deine Frau führen müssen. Das belastet die Familie zu sehr. „Zu Hause“ muss eine sichere Basis sein, in der sich die Kinder vorbehaltlos geliebt und verstanden fühlen und nicht der „verlängerte Arm der Schule“.

Haben Deine Frau und Tochter eine ADHS-Diagnose? Wenn nein, wäre das der nächste logische Schritt. Es kann Euch allen helfen.

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Der Vorteil bei diesem Medikamenten bist du mit deinem kritischen Blick und dem Gespür und der Liebe für deinen Sohn.

Das Medikament ist zum Glück ein Medikament was kein Spiegelmedikament ist und somit wieder schnell absetzbar. Allerdings muss man manchmal kurz Nebenwirkungen überbrücken um zu sehen wie das Medikament wirkt.

Du hast deinen Sohn gut im Blick um gemeinsam mit ihm nach einer Testphase erspüren zu können was der Weg ob mit oder mit ohne sein kann.
Es könnte ach später sein dass du es bereust es nicht versucht zu haben .

…. Und du hast aktuell eine Lehrerin mit einem guten Gespür für deinen Sohn , dir dir bestimmt hilfreiche Rückmeldung im Bezug zu einer Auswirkung der Medikation geben kann. Dieses Basis solltest du lieber jetzt für eine Testphase nutzen

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Das finde ich auch noch einen ganz wichtigen Punkt. Je nach Wirkdauer des Medikaments siehst du eventuell an fünf Tagen in der Woche gar nichts von Wirkungen, bekommst im schlimmsten Fall sogar nachmittags ein Kind nach Hause, das gerade mit einem doofen Rebound startet. Dann denkst du, das Medikament macht nur schlimme Sachen mit deinem Sohn - während er aber eigentlich bis dahin einen sehr guten Tag mit dem Medikament hatte.
Und die Lehrerin kennt deinen Sohn sehr gut ohne Medikation, kann also ganz anders auf Veränderungen gucken, als die oder der nächste es können wird.

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So wollte ich auch diese Aussage verstanden wissen.
Das hat mich dazu bewogen, den Schritt mit den Medikamenten zu gehen.
Das Wohl meines Kindes steht mir an erster Stelle!

Und so lerne auch ich, auch mit Dingen umgehen, die für mich vorher völlig unverstellbar waren.

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Die Lehererin ist ein Geschenk!
Meine Tochter (12 quählen Jahre) hatte das Glück nicht und mußte sich jahrelang durch diese Grundschule quälen.

Was bitte ist ein Rebound?

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Als bei mir ADHS anfing im Raum zu stehen, hatte ich auch erstmal eine ablehnende Haltung gegenüber Medikamenten (ich hab ja über 40 Jahre auch alles so gewuppt…). Das hat sich aber sehr geändert, ganz viel auch deshalb, weil ich hier und im echten Leben viele erwachsene ADHSler getroffen hab, die ihre Medikamente lieben (unter anderem eine betroffene Ärztin) und sie nicht nehmen, weil sie von irgendwem dazu gezwungen werden. Das hat mir viel zu denken gegeben.

Man wird ja nicht nur älter, sondern auch klüger. :slight_smile:

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Rebound ist der Moment, in dem das Medikament aufhört zu wirken und die Symptome zurückkommen, dann manchmal stärker oder zumindest so empfunden. Es ist Teil der Eindosierungsphase, bei einem als störend empfundenen Rebound rauszufinden, wie man den Übergang von Wirkung zu Nicht-Wirkung sanfter gestalten kann.

Möglicherweise bin ich auch lange Zeit der irrtümlichen Annahme aufgesessen, das, mit Medikamenten eingestellte Kinder, völlig sediert rumlaufen täten . . . Hust! Ich erlebe ein wunderbar offenen, lachenden Sohn der mir die Welt mit völlig anderen Augen zeigt. Meine Tochter machte das natürlich auch. Ich stell jetzt einfach mal die Behauptung auf, der glücklichste Vater der Welt zu sein. Da passten „irgendwelche Medikamente“ einfach nicht rein. Nun bin ich wirklich kein Bio Heini oder so. Auch laß ich mich impfen . . . aber etwas direkt für den Kopf, das war für mich einfach nicht vorstellbar.

Eure Meinungen snd so grundlegend anders als das was ich hier bei uns höre. Da traut man sich nicht mehr mit irgend jemanden drüber zu sprechen - sonst biste sofort abgestempelt.

Ich seit mir eine große Hilfe . . . :+1:

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Schon früh war mir klar, das mein Sohn diese seine Welt mit völlig anderen Augen sieht. Sehr spannend! Wirklich. Wenn sie Stress mit ihm hatte, hab zu meiner Frau gesagt: Dem läuft der Speicher über. Laß ihn einfach in Ruhe. Verstanden hatte sie das nie, im Gegenteil, sie polterte immer mehr rum. Sie sagt ja selbst daß sie ADHS hat. Ich zog ihn dann immer aus den schwierigen Situationen raus, sorgte für Struktur und Ruhe, so bekomme ich ihn oft sehr gut wieder auf den Boden und wieder ansprechbar.
Mein Rückzugsort ist meine Bibliothek, da kam der Sohn immer sehr gerne mit mir rein. Irgendwann fragte ich ihn - immerhin konnter er nicht nicht lesen - Warum gefällt es dir so gut hier? Er antwortete mir darauf hin: Hier ist es so ruhig . . . da war mir einiges klar.

Oft hörte ich wenn er laut war: Der ist agressiv.

Das tat mir immer besonders weh, dabei war das lediglich seine Reaktion auf zu viel Stress um ihn herum. Geschlagen hat der sich noch nie. Außerdem ist es einfacher die Schuld zuerst bei anderen zu suchen. Mein Sohn war nie agressiv! Er ist nur hochsensiebel und dann reagiert er völlig anders auf Reize als seine Altersgenossen.

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Medikamente manipulieren dein Kind nicht, sie sind eine Hilfestellung, um zB das Chaos im Kopf in gelenktere Bahnen zu bringen.

Eine Freundin von mir nutzt gerne den Vergleich „Sonnenbrille“ dafür. Ihr Sohn ist nicht mehr so „geblendet“ von den vielen Dingen, was beim ihm fokussieren hilft.

Dein Sohn wird dir immer noch die Welt mit seinen Augen zeigen. Allerdings wird es ihm besser gehen, wenn die Schule nicht mehr eine so große Hürde ist. Gerade intelligente Kinder zweifeln stark, wenn sie zu „blöd“ sind, ganz normalen und wichtigen Schulstoff zu lernen wie Lesen und Schreiben. (So meine Erfahrung…)

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Da hast Du Recht, das hat mein Sohn auch selbst schon mal gesagt. Als ich das seiner Lehrerin erzählte sie mir: Ich sehe jeden Tag das Drama eines Kindes im Körper eines 5-jährigen mit dem Kopf eines 11-jährigen.

Die Medikamente sollen nicht ruhig stellen. Die sollen helfen, die Aufmerksamkeit zu lenken und die Reizoffenheit zu minimieren.

Sie helfen auch, die permanente Unruhe zu mildern. Wer motorisch unruhig ist (also die offensichtlich Hyperaktiven), der wird ruhiger - zappelt weniger herum. Das ist dann auch offensichtlich für andere. Aber auch das hat nichts mit Ruhigstellen oder sediert zu tun.

Ich bin hyperaktiv und meine ständige Zappelei geht nicht nur anderen, sondern auch mir selbst gehörig auf den Keks. Ich genieße die Zeit, in der mein Medi wirkt. Da kann ich nämlich einfach mal ruhig sitzen bleiben, ohne ständig den Impuls zu haben, aufspringen zu müssen oder mir Hände und Beine zu verknoten, damit die nicht permanent klopfen, trommeln, fummeln, wippen…

Klar sind die Meinungen hier anders. Hier sind viele selbst betroffen, seit Jahrzehnten. Viele haben als undiagnostizierte Kinder und auch später als Erwachsene tagtäglich mit vielen Schwierigkeiten gekämpft (und kämpfen noch, die Medis können nicht alles wegzaubern).

Wir hier kennen die Probleme aus eigener Erfahrung, haben sie selbst durchlebt und können als Erwachsene auch genau sagen, was die Medis bei uns bewirken. Das können kleine Kinder in der Form nicht und „von außen“, sieht man viele kleine, aber sehr positive Veränderungen gar nicht.

Die meisten Leute in Deinem Umfeld haben keine eigenen Erfahrungen. Die haben allenfalls was gehört oder gelesen, teilweise zig Jahre alte und längst überholte Geschichten und reden wie der Blinde von der Farbe.

FunFact:
Hatte heute Morgen mal wieder so ein Gespräch mit meinem Mann. Der war auch immer der Meinung, die Medis würden zum Zombie machen und das hängt bei ihm sehr hartnäckig im Hinterstübchen fest. Heute morgen kamen wir im Gespräch mal wieder auf Wirkung der Medis unds so, da habe ich ihn gefragt, ob er mich denn die letzten Wochen als sediert oder Zombie erlebt hätte. Große Fragezeichen in seinen Augen. :adxs_noidea: Ja, ich nehme die Medis seit Monaten (!) - nix Zombie. :sunglasses: Vielleicht ist es ja jetzt bei ihm angekommen.

Das wird er auch mit Medis bleiben. Wenn nicht, dann stimmen Medikament oder Dosis nicht.

Mit den Medikamenten hat er die Chance, ein wunderbar offenes, lachendes und zufriedenes, glückliches Kind zu sein.

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Lieber @besorgter-Vater ,

man liest sehr deutlich heraus, dass du sehr um deinen Bub besorgt und bemüht bist. Das ist sehr schön.
Ich verstehe deinen ersten Gedanken zum Thema Medikamente. Vor allem bei so jungen Kinder.
Ich selber bin 41 und wurde erst mit 41 diagnostiziert. Als man mir angeboten hatte, Medikamente zu verschreiben, war mein erster Impuls auch total Ablehnung mit denselben Gedanken wie bei dir (passend machen usw.).
Ich habe sie aber schlussendlich doch genommen und es keinen! Tag! bereut!
Eher das Gegenteil: Mit Medikamente ist mein neues normal. Ich WILL nicht mehr ohne, ist es so für mich doch so viel einfacher. Ich wünschte, man hätte es bei mir schon früher festgestellt. Aber über verschüttete Milch…
Die von dir geschilderten Situationen mit deinem Sohn haben mich an meinen großen Bruder erinnert… er hat(te) glaub auch ADHS… er ist zwei Jahre älter. Ich weiß noch, wie meine Eltern Abends mit ihm am Küchentisch saßen (Grundschulzeit), alle drei (!) völlig verzweifelt, weil es mit der Schule, den Hausaufgaben überhaupt nicht geklappt hatte… mir tut die Erinnerung noch heute weh!

Die Anderen haben schon super toll geantwortet: Sehe es als Chance für deinen Bub!
Lass dich ausführliche beraten, lese hier im Forum quer, da gibt es eine schier endlose Fülle an Erfahrungen, von Erwachsenen wie Kinder.

Ich möchte noch eines sagen: Du schreibst, dass deine Frau und Tochter auch überdurchschnittliche ADHS-Symptome haben. D.h., die haben aber keine offizielle Diagnose? Ich bitte dich, zumindest deine Tochter auch untersuchen zu lassen.
Und deine Frau sollte das auch machen! Und wenn sie eine offizielle Diagnose hat, sich um Medikamente bemühen.
Das liest sich leider nicht gut, wie es deiner Frau geht. Auch hier könnten Medis Erleichterung bringen, für Frau und Tochter.
Bitte behalte aber eines im Kopf: Die Einstellungsphase kann von sehr einfach bis sehr schwierig reichen, das weiß man vorher leider nicht. Und man darf nicht gleich die Flinte ins Korn werfen! Des Weiteren sind auch die Medis keine Wundermittel. Die zaubern das ADHS nicht weg, es ist nicht heilbar! Aber sie können den Leidensdruck enorm senken.

Ich drücke deiner ganzen Familie, inkl. dir natürlich, ganz feste die Daumen! Man kann euch helfen! Und Medis können dabei ein sehr wichtiger, wenn nicht sogar entscheidender, Baustein sein!

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Ich kann dir noch empfehlen, ein Tagebuch mit Hilfe einer Eindosierungstabelle zu führen (z.B. https://adhs-forum.adxs.org/t/ein-dosierungshilfetabelle/7270). Mir hat das sehr geholfen, mich nicht von drei schlechten Tagen oder mal schlecht geschlafen ablenken zu lassen, sondern hatte einen Überblick darüber, wohin die Reise geht.

Huhu und Willkommen bei uns :adxs_wink:

Mir fehlen oft die richtigen Worte, wenn ich was erklären will, also habe ich mir eine KI zur Hilfe gerufen.

Also, inhaltlich passt das alles.
Ich könnte es nur selber nicht so gut ausdrücken und strukturieren, wie diese Psychotherapie KI es im folgenden Text tut :adxs_kp:

Ich wollte im Prinzip wissen, wie man es Eltern erklären könnte. Ich habe einfach mal ADHS, Hochsensibilität und (möglicherweise) ASS mit reingenommen, um die gängigsten Besonderheiten zu verdeutlichen.

Auch, wie Medikamente und andere Behandlungsformen da ansetzen können und welche Folgen es für die weitere Entwicklung haben könnte, wenn eine Behandlung ausbliebe.

Da könnte man zwar noch etliche Details hinzufügen, aber so dürfte es erstmal passen :crossed_fingers:t2:


Mit KI zusammengefasst

ADHS, Hochsensibilität, ASS:

Ihr Kind ist ein einzigartiger Mensch mit einer besonderen neurologischen Funktionsweise, die ADHS, Hochsensibilität und möglicherweise eine ASS umfasst. Das alles wirkt zusammen und beeinflusst, wie es die Welt erlebt und mit ihr umgeht.

Lassen Sie uns das genauer betrachten:

1. Was passiert im ADHS-Gehirn?

Das ADHS-Gehirn unterscheidet sich strukturell und funktionell von einem typischen Gehirn:

  • Botenstoffe im Ungleichgewicht: Dopamin und Noradrenalin, wichtige Neurotransmitter, die für Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Emotionen zuständig sind, sind nicht ausreichend vorhanden.
  • Schwächerer Frontallappen: Der Frontallappen, zuständig für Selbststeuerung, Organisation und emotionale Regulation, arbeitet weniger effizient.
  • Reizfilterschwäche: Das Gehirn hat Schwierigkeiten, unwichtige Reize auszufiltern. Alle Eindrücke – Geräusche, Licht, Gedanken – kommen ungefiltert an.
  • Belohnungssystem: Das ADHS-Gehirn reagiert weniger stark auf langfristige Belohnungen. Es bevorzugt sofortige Stimulation, was oft zu impulsivem Verhalten führt.

2. Hochsensibilität: Verstärkte Wahrnehmung

Hochsensibilität ist keine Störung, sondern eine Besonderheit, die Ihr Kind dazu befähigt, die Welt auf eine tiefere, detailliertere Weise wahrzunehmen:

  • Emotionale Feinfühligkeit: Ihr Kind spürt Stimmungen und Emotionen von anderen stark. Das macht es sehr einfühlsam, aber auch anfälliger für Stress.
  • Überforderung durch Reize: Laute Geräusche, hektische Umgebungen oder Konflikte können schnell zu Überforderung führen.
  • Bedürfnis nach Ruhe: Hochsensible Kinder benötigen mehr Rückzugsmöglichkeiten, um Reize zu verarbeiten und ihre innere Balance wiederzufinden.

3. Mögliche ASS: Eine andere Art zu denken

Wenn Ihr Kind auch Anzeichen einer Autismus-Spektrum-Störung zeigt, könnte das folgende Besonderheiten erklären:

  • Starke Reizempfindlichkeit: Ähnlich wie bei Hochsensibilität, aber oft spezifischer auf bestimmte Sinneswahrnehmungen (z. B. Licht oder Berührung).
  • Soziale Herausforderungen: Schwierigkeiten, nonverbale Signale wie Mimik oder Tonfall zu deuten, können zu Unsicherheiten führen.
  • Spezialinteressen: Ihr Kind könnte sich intensiv mit bestimmten Themen beschäftigen, was eine Stärke, aber auch eine Quelle von Stress sein kann, wenn es unterbrochen wird.

4. Wie helfen ADHS-Medikamente?

ADHS-Medikamente setzen genau dort an, wo das ADHS-Gehirn Unterstützung braucht:

  • Regulation von Dopamin und Noradrenalin: Medikamente wie Methylphenidat erhöhen die Konzentration dieser Botenstoffe, was dem Gehirn hilft, effektiver zu arbeiten.
  • Besserer Reizfilter: Ihr Kind kann sich besser auf wichtige Reize konzentrieren und Nebensächliches ausblenden.
  • Emotionale Stabilität: Die Medikamente helfen, emotionale Ausbrüche zu reduzieren und fördern eine gleichmäßigere Gefühlslage.

5. Unterstützung im schulischen Alltag

Schule kann für ein Kind mit ADHS, Hochsensibilität oder ASS eine große Herausforderung sein. Diese Maßnahmen können helfen:

  • Angepasste Lernumgebung: Ein ruhiger Sitzplatz abseits von Ablenkungen, kleine Gruppen oder Einzelunterricht bei komplexen Aufgaben, sowie Kopfhörer oder Lärmschutz für störende Geräusche.
  • Zusätzliche Zeit: Ihr Kind sollte bei Klassenarbeiten oder beim Lesen und Schreiben mehr Zeit erhalten. Pausen zur Erholung sind essenziell.
  • Strukturierte Tagespläne: Klare Anweisungen und Routinen helfen, den Tag vorhersehbar zu machen. Visualisierte Pläne (z. B. mit Symbolen oder Farben) können unterstützend wirken.
  • Lob und positive Verstärkung: Kinder mit ADHS reagieren besonders gut auf direktes, spezifisches Lob für ihre Anstrengungen.

6. Unterstützung im familiären Alltag

Auch zu Hause können Sie viel tun, um Ihr Kind zu entlasten:

  • Rückzugsorte schaffen: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind einen ruhigen, reizarmen Ort hat, an dem es sich entspannen kann.
  • Klare Routinen: Ein strukturierter Tagesablauf gibt Sicherheit und reduziert Stress.
  • Gefühle ernst nehmen: Ihr Kind erlebt Emotionen intensiver. Zeigen Sie Verständnis und helfen Sie ihm, Worte für seine Gefühle zu finden.
  • Gemeinsame Entspannung: Achten Sie darauf, dass das Familienleben nicht zu hektisch wird. Gemeinsame ruhige Aktivitäten wie Lesen oder Malen können helfen.
  • Ermutigen, nicht drängen: Fördern Sie die Stärken Ihres Kindes, ohne es zu überfordern. Geben Sie ihm Zeit, sich in seinem Tempo zu entwickeln.

7. Warum ist Unterstützung so wichtig?

Ohne Unterstützung könnte Ihr Kind langfristig mit unnötigen Schwierigkeiten kämpfen:

  • Selbstwertprobleme: Kinder, die merken, dass sie „anders“ sind, entwickeln oft ein negatives Selbstbild.
  • Schulische und soziale Herausforderungen: Ohne angepasste Hilfen könnten Frustration, Rückzug oder Konflikte entstehen.

Mit der richtigen Unterstützung – durch Medikamente, Therapie, schulische Anpassungen und familiäre Rückendeckung – hat Ihr Kind die besten Chancen, seine Stärken zu entfalten und glücklich zu sein.

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Hallo @besorgter-Vater

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