Konsumsucht (und weitere Verhaltenssüchte): Input, Tipps und Rat gegen Schuldenspirale gesucht

Hallo

Wie ich auch in meiner Vorstellung geschrieben habe, habe ich in den letzten Wochen verstanden, dass mein ADHS nicht so gut therapiert ist wie ich dachte (nehme 2 x 50 mg Medikinet adult).
Im Gegenteil musste ich eine extreme Tendenz zu Verhaltenssüchten feststellen, darunter Konsumsucht.

Meine Konsumsucht äußert sich in

  • Maßlosigkeit - wenn mir etwas Freude macht, will ich das sofort wieder und lange erleben, zB 10 - 15 Tage im Jahr in den Freizeitpark oder noch im Urlaub den nächsten Aufenthalt buchen
  • Kontrollverlust, ich kaufe v.a. online viel mehr als ich brauche
  • Impulsivität, ich kaufe/buche ohne nachzudenken selbst wenn ich mir anderes vornehme
  • Vergessen/Ignorieren, dass Dinge Geld kosten, ich gebe einfach immer aus. Ich achte nicht mal drauf, ob das Geld da ist, sondern reize den Dispo aus
  • extremer Hyperfokus, wenn ich mich mit einem Thema beschäftige
  • Mein Sucht-Verhalten fühlt sich beinahe manisch-depressiv sn

Es dürfte schon anklingen, dass mein Mann (Autist, der erschreckenderweise so gut verdient, dass wir in die private Krankenversicherung könnten) und ich (erwerbsunfähig, ab und zu Minijobs, die ich aber nicht lange durchhalte) schon seit über 20 Jahren hoch verschuldet sind. Derzeit zahlen wir einen Kredit von 25.000 € ab.
Ersparnisse haben wir natürlich nicht.
An Altersvorsorge hat er nur die Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung. Ich habe überhaupt keine Ansprüche, weil ich direkt ausm Studium, also ohne Einzahlung in die RV, erwerbsunfähig wurde.

So geht’s nicht weiter. Es muss sich was ändern.

Derzeit bin ich so depressiv, dass mir bei jedem Gedanken, Geld auszugeben, schlecht wird und ich am liebsten dafür sorgen würde, dass ich nie wieder Geld kosten oder ausgeben kann.
Das ist aber auch keine Lösung.

Soviel zu den Hintergründen.

Ich suche hier Tipps und Strategien, um meine Konsumsucht und damit unsere Finanzen in den Griff zu bekommen, denn so geht’s nicht weiter.
(Die Suche habe ich bemüht, komme damit aber offensichtlich nicht gut zurecht, finde fast nichts.)

Ein Mit-ADxSler meinte zu mir, dass ich vielleicht mal Elvanse versuchen sollte statt Medikinet adult, das sei effektiver gegen Verhaltenssüchte.
Wie ist da Eure Erfahrung?

Danke fürs lesen und Euren Input
Wawuschel

Bevor du zu Elvanse gehst lohnt sich Ritalin zu versuchen, gleicher Wirkstoff andere Retardierung und wirkt wie ein völlig anderes Medikament.

Ich kannte ähnliche Dinge mit Medikinet, weil es bei mir alle Impulse verstärkte. Ich nahm es daher 1 Woche, denn mit Ritalin gab es das nicht.

Der Umstieg könnte leichter sein, weil es keine komplett neue Eindosierung bedarf

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Ich hatte vor einigen Jahren Ritalin statt Medikinet adult versucht, war damit aber völlig falsch dosiert, mit Wirkbeginn immer wieder in Überdosis.

Bezüglich der Geldprobleme würde ich mich an eine Beratungsstelle wenden , die dich dabei unterstützt.
Medikamente alleine werden dich da nicht rausholen. Der Bezug zu Geld ist wie der Bezug zu Zeit, mit ADHS etwas fehlgeleitet , da benötigt man Hilfe um sich orientieren zu können .

So viele Schulden und das eigne gefühlte „Verschulden“ blockieren zusätzlich und man sieht keine Chance mehr. Eine Beratung könnte helfen den Schuldenberg langsam abzubauen und zugleich was aufzubauen.
Du benötigst dafür ein Konzept und Orientierung um überhaupt noch Möglichkeiten zu sehen.

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Danke für den Input.

Beratungsstelle ist leider nicht so einfach, weil wir aufgrund des Einkommens durch jedes Raster fallen.

Die Frage war, ob Elvanse vielleicht besser hilft, die zu Grunde liegenden Probleme (Dopamin-Sucht, Impulskäufe) in den Griff zu bekommen.

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Wäre es denn möglich eine Beratung selbst zu zahlen ? Das wäre ja eine Investition in die Zukunft .

Von welchen Geld?

Ich möchte aber sowieso nochmals auf meine Frage hinweisen.

Kuck mal hier, am Ende - vielleicht könnte N-Acetylcystein helfen?

Also es tut mir total leid, dass Ihr in so einer schwierigen Lage seid.

Zum Medikamentösen kann ich leider nicht beitragen, aber wenn es so schwierig ist, Beratung zu finden - zumindest ist dieses Problem bei ADHS auch nicht total ungewöhnlich.

Es gibt hier noch mehr Leute mit dem Thema und auch welche, die inzwischen einen Weg gefunden haben, damit besser klar zu kommen.

https://adhs-forum.adxs.org/t/strategien-fuer-den-umgang-mit-geld/11845

Diese Threads habe ich in der Suchfunktion unter „Finanz app“ gefunden, da ist noch einiges mehr.

Vielleicht findest Du noch besser zu Dir passendes, wenn Du eigene Suchbegriffe eingibst.

Alles Gute Euch!

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Schuldnerberatungen sind in der Regel kostenfrei, eben weil die Menschen oft maßlos verschuldet sind.

Ritalin kannst du in der gleichen Dosis wie Medikinet probieren. Das wird eine große Umstellung, gerade weil es so puscht oder du versuchst den Arzt dazu zu bekommen die zweite kleinere Dosis mit Ritalin zu tauschen vielleicht ist dann der Rebound anders und gesteuerter

[quote=„Kathy, post:10, topic:27330“]
Schuldnerberatungen sind in der Regel kostenfrei, eben weil die Menschen oft maßlos verschuldet sind. [/quote]

Das ist so nicht zutreffend.

Schuldnerberatung ist nur kostenfrei, wenn ein Anspruch darauf besteht, dass sie kostenfrei ist.
Dieser Anspruch besteht nur, wenn das Einkommen am Rande des Existenzminimums ist oder kein Einkommen vorhanden ist.
Tatsächlich erhält man ohne Erfüllung dieser Voraussetzung keinen Termin bei staatlichen, städtische oder caritativen Schuldnerberatungen.

Ja, das ist absurd, weil es quasi bedeutet, dass man mit solidem Einkommen aus jedweder Verschuldung alleine raus kommen muss und die A-Karte gezogenen hat wenn das nicht geht.

Wie ich bereits ganz oben schrieb hatte ich schon Ritalin und hat das überhaupt nicht geklappt. Ich nehme im übrigen 2 x 40 mg Medikinet adult, keine niedrigere Dosis später am Tag.

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Das ist schon krass…

Eigentlich müsste es aber auch Selbsthilfegruppen für sowas geben…?

Oder ist das Gros der Betroffenen dafür nicht motiviert genug…?

Ich kann das Problem sehr gut nachvollziehen, da es meinen Bruder glaube ich auch betrifft…

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Es gibt keine Selbsthilfegruppen, zumindest nicht hier.

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Heutzutage geht so vieles online - da kann ich nur sehr dringend empfehlen, da gesamtdeutsch zu googeln.

Natürlich kann es sein, dass es nirgendwo was online gibt. Aber auf jeden Fall sollte man mal danach suchen…

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Habe ich. Und wenn es aussah als gäbe es was habe ich diese Stellen kontaktiert. Deshalb habe ich hier ja nicht nach Schuldnerberatung gesucht, sondern mitgeteilt, dass es mir vor allem um die Frage geht, ob Elvanse vielleicht besser geeignet ist. :slight_smile:

Ob Elvanse dir besser hilft als Medikinet, kann dir hier niemand sicher sagen – das hängt stark von deiner individuellen Reaktion ab und gehört in die Hände einer Fachperson. Ein Wechsel kann sinnvoll sein, aber nur mit professioneller Begleitung.

Was die Schuldenspirale betrifft: Medikamente können Symptome lindern, aber sie lösen keine finanziellen Probleme.

Du hattest geschrieben, es gäbe keine kostenlosen Beratungen, die gibt es sehr wohl und sie sind genau für Situationen wie deine gedacht z.B bei Caritas:

Online Beratung

Beratungsstelle vor Ort

Vielleicht sind das erste Anlaufstellen, die dir weiterhelfen können.

Alles Gute dir!

Bei der Verbaucherzentrale steht nicht, daß sie etwas ausschlie@en oder nicht helfen. Ist zwar NRW aber ich würde mal in deiner Region nach einer Verbraucherzentrale schauen und es versuchen

Verbraucherzentrale NRW

Ich habe doch sogar erklärt, warum in unserem konkreten Fall keine kostenlose Beratung verfügbar ist, obwohl ich alle Angebote kontaktiert habe. Ich wünschte das wäre anders.
Du kannst (bzw Ihr könnt) das gerne nochmals checken, Wohnort steht in meiner Bio.

Und ja, das gilt für alle kostenlosen Angebote zur Schuldnerberatung in erreichbarer Nähe meines Wohnortes.

Ich fragte nach Erfahrungen mit Elvanse und Verhaltenssüchten. Natürlich kann ein Wechsel nicht ohne Psychiater erfolgen, allein schon wegen der Verschreibungspflicht

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Das ist echt Mist…

Zu Zocksucht kann ich von meinem Sohn berichten, dass er sagt, er könne mit einer Restwirkung von Medikinet besser mit dem Zocken aufhören.

Ich muss dem entgegensetzen, dass es auch dir nicht so darstellt, dass er es manchmal etwas besser annehmen kann, wenn ich ihn drei Mal dran erinnert habe, auf zu hören und dann die Sicherung abdrehe.

Also soll heißen - ich sehe nicht sehr viel Nutzen diesbezüglich.

Nun hat er beschlossen , dass er jetzt ausprobieren möchte, wie es etwas eigenverantwortlicher laufen könnte… seitdem hat sich seine Medienzeit etwa verdreifacht.

Und das trotz Medikation.

Grundlegendes Problem ist sein Gerechtigkeitsgefühl, das ihm sagt, dass alle anderen sowieso viel mehr Medienzeit haben und dass er deshalb eigentlich in Wirklichkeit überhaupt nicht zur „vereinbarten“ Zeit, will heißen, von mir vorgegebenen Zeit aufhören will.

Ich schreibe das jetzt mal so in dieser Form hin… und weiß nicht, ob das hilft oder eher kontraproduktiv ist…

Hallo :slight_smile:

Ich kann deine Erfahrung bezüglich Schuldenberatung bestätigen. Ich hatte kurz nach der Ausbildung Schulden (Dispo, Privatkredit, Auto Finanzierung) und hatte zu dem Zeitpunkt ein normales Einkommen. Ich wurde bei jeder Beratungsstelle abgelehnt, da mein Fall nicht gravierend genug war. Und wenn du sagst 25k Schulden bei einem Einkommen über der Jahresarbetsentgeltgrenze - dann ist das zwar blöd, Aber nicht unlösbar.

Probiere es doch aus mit Elvanse. Wenn’s nichts ist, kannst du ja auch wieder zurück zu Medikinet wechseln. Ich würde den Versuch wagen :slight_smile:

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