@philippnoe @Justine
Ich habe einen neuen Aspekt zum Thema Eindosierungsschema bei Stimulanzien.
Um Neu-Mitleser dieses schon über ein Jahr heiß diskutierten Themas abzuholen:
Diskutiert werden ja folgende Varianten (bei allen immer 4 bis 5 Tage je Stufe), wobei immer die Maßgabe des Arztes zählt!
Standardvariante:
- Eindosierung nach Standardschema
- Startdosis MPH unretardiert 5 mg oder halbtagesretardiert 10 mg, Elvanse Kinder 20 mg, Erwachsene 30 mg
- Dosiserhöhung um 5 mg MPH unretardiert 5 mg oder 10 mg halbtagesretardiert, Elvanse Kinder um 10 mg, Erwachsene um 20 mg, alle 4 bis 5 Tage.
- Standardvariantenergänzung: Falls das (auch ohne Koffein) nicht hinhaut, noch mal absetzen und in kleineren Schritten langsamer hochdosieren.
Langsam niedrig Eindosieren - Variante
- Eindosierung MPH mit Startdosis 2,5 mg unretardiert / 5mg halbtagesretardiert oder Elvanse 5 mg
- Erhöhung MPH um 2,5 mg unretardiert / 5mg halbtagesretardiert oder Elvanse 5 mg alle 4 bis 5 Tage
Die Langsamvariante wurde bei ADxS und hier im Forum zunächst stark befürwortet, auf der Basis von vielfachen Berichten von Betroffenen, die mit der Standardeindosierung schon mit der ersten Dosis über ihrer langfristigen Zieldosis gelandet waren und dadurch recht unangenehme Erfahrungen gemacht hatten.
Nachdem die Langsamvariante hier im Forum über mehrere Jahre diskutiert worden war, meldeten sich immer häufiger Betroffene, die berichteten, bei niedrigen Dosen Nebenwirkungen zu haben, die bei höheren Dosen verschwanden. Das gab es früher auch, aber nicht so häufig.
Daraufhin wurde die Langsamvariante infrage gestellt.
Probleme sind:
- wir wissen nicht, ob Nebenwirkungen bei der Langsamvariante Folgen der niedrigen Dosierung sind, oder ob es normale Eindosierungsnebenwirkungen sind, die auch bei der Standardeindosierung (oder da erst recht) aufgetreten wären und sich später gegeben hätten (was die Langsamvariante ja aber gerade verhindern soll und wogegen philippnoes Bericht ein Indiz ist). Zeitversetzte Vergleiche durch denselben Probanden sind nicht möglich, weil Eindosierungsnebenwirkungen idR nur ein einziges Mal durchgemacht werden und auch bei einer erneuten Eindosierung nach einer mehrjährigen Medikamentenpause nicht mehr oder sehr viel schwächer auftreten
- wir wissen nicht, ob die damaligen Erfahrungen im Forum noch auf nicht unterlassenem Koffeinkonsum beruhen könnten, vor dem damals kaum gewarnt wurde
Es gibt noch etliche wissenschaftliche Argumente für und wider die einzelnen Variante, die aber bisher die Diskussion nicht entscheiden konnten
Ich würde nun gerne Folgendes einwerfen:
Es gibt Berichte, wonach AMP-Medikamente (z.B. Elvanse), aber wohl auch MPH, in niedriger Dosierung anders wirken als in hoher Dosierung, und zwar so, dass bei niedrigere Dosierung eher noradrenerge Effekte entstehen, während bei höherer Dosierung dopaminerge und noradrenerge Effekte entstehen. Das werde ich noch mal intensiver recherchieren.
Da Stimulanzien so konstruiert sind, dass sie bei der gedachten Zieldosis optimal auf ADHS wirken, und ADHS ein etwas mehr dopaminerges denn noradrenerges Problem ist, wäre das ein Argument für die Standardeindosierung.
Letztendlich ist und bleibt es aber eine Frage der Statistik, die wir hier so nicht beantworten können:
Bei welcher Variante haben weniger Betroffene Eindosierungsnebenwirkungen?
Als es nur die Standardvariante gab, hatten wir viele Berichte von starken Nebenwirkungen, und diese Betroffenen hatten oft bessere Ergebnisse, wenn sie langsam herangingen.
Nachdem viele Ärzte unsere Anregung der Langsamvariante aufgegriffen haben, wurden auch Erfahrungen von Nebenwirkungen bei langsamer Herangehensweise berichtet.
Egal, was man tut, für einen Teil der Betroffenen ist eine zweite Runde erforderlich.
- Entweder Standardschnell, und wenn das schief geht, einen kompletten langsamen Neustart (und das wird ja heute noch oft genug im Forum diskutiert - es hat nur nicht den Neuigkeitenwert, den die Berichte von Problemen bei der Langsamvariante hatten, weshalb die neu berichteten Probleme der Langsamvariante vielleicht etwas überbewertet wurden)
- oder langsam, und wenn Probleme auftreten, stur durchbeschleunigen und immer weiter höher dosieren, so wie es die Langsamvariante ja eigentlich auch vorsieht
Letztendlich werden wir eine Studie brauchen, die das verwendete Eindosierungsschema und auftretende Nebenwirkungen erfasst.
Ich hoffe da auf die App, an der wir gerade basteln.