Starke Depression und Überbrückung der langen Wartezeit

Übrigens,
meine von mir als „unkooperativ“ bezeichnete Hausärztin war gestern richtig freundlich zu mir, hat sogar EKG UND Blutbild gemacht - und mir eine Überweisung für den Psychiater ausgehändigt, sowie einen Konsilliarbericht für die Therapie. Sie hat sich aufrichtig mit mir gefreut, dass das jetzt doch so unverhofft alles geklappt hat und hat auch das ADHS-Thema nicht komisch kommentiert oder so.

Ich bin wirklich total positiv überrascht und irgendwie auch gerührt, wie nett gerade alle sind <3

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Mmm. Ich überlege gerade. Ich finde, dass du von einer stationären Behandlung ewig weit entfernt bist.

Für mich klingt das auch eher nach Dysthemie oder halt sehr sensibel, aber sowas hab ich seit der Geburt.

Depressiv heißt für mich, wochenlang nicht duschen oder beim Zähneputzen vor Erschöpfung auf dem Badezimmerboden schlafen oder Monate das Haus nicht verlassen.

Aber du machst sport und unternimmst was.

Wie kann man denn da sagen, dass du ambulant nicht zu behandeln bist?

Depressive liegen tagelang im Bett oder können nicht mal einkaufen.

Ähm - nein.

Eine Depression kann sehr unterschiedlich verlaufen. Man kann auch nach außen vollkommen „undepressiv“ wirken und trotzdem eine Depression haben.

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Gut, das stimmt.

Bei der Sensibilität und Zurückweisungsempfindlichkeit haben mir Antidepressiva sehr geholfen. Damit ist es mir deutlich egaler, was andere von mir denken

Mit Stimulanzien kann das aber auch schlimmer werden

Ja, also mal zur Einordnung. Meine Wohnung sieht wie eine absolute Messbude aus, ich habe keine Klamotten mehr zum anziehen, weil alles in der Wäsche so vergammelt ist, dass ich auch den modrigen Geruch und die Schimmelflecken nicht mehr rausbekomme, noch dazu hat es in den letzten Wochen mehrfach bei mir gebrannt, so dass ich alle Töpfe entsorgen musste – und keine Energie hatte, mich um neue zu kümmern. Während ich früher mit meinem Hund vier mal am Tag Gassi gegangen bin, bin ich heute froh, wenn ich mich einmal für wenigstens 1 Stunde aufraffen kann (weil ich ein wahnsinnig schlechtes Gewissen ihm gegenüber habe). Ich bin auch früher sehr regelmäßig bei mir ins Fitness Shoot gegangen, eigentlich jeden Tag. Inzwischen gehe ich da nicht mehr hin, weil ich nicht erkannt werden möchte… Stattdessen mache ich fast nur noch online Kurse zu Hause, oder gehe zu anonymen Kursen in einer anderen Sportstätte. Ich habe auch in meinem ganzen Leben noch nie so wenig Aufträge angenommen wie jetzt, und war gleichzeitig noch nie so erschöpft wie jetzt. Man müsste eigentlich meinen, dass ich mich fühle, wie in einem Dauerurlaub. Aber ich komme mit meinem Schlafpensum überhaupt nicht hinterher, fühle mich wie ein Schluck Wasser in der Kurve.

Ich bin permanent gereizt und lasse das auch viel an meinen Mitmenschen aus, oder isoliere mich komplett (um es eben nicht an anderen auszulassen). Wenn ich jetzt auf einer Skala von 1-10 die ganzen Aktivitäten, die mir früher sehr viel Freude gemacht haben (eindeutig eine zehn) heute mache, dann höchstens als eine Art maintenance Hobby, Weil ich eben tief im innersten weiß, dass es mir gut tut. Aber gefühlt ist es auf einer Skala von 1-10 maximal noch eine drei, und das an guten Tagen.

Auch aus der Erfahrung mit meinen anderen depressiven Episoden weiß ich, dass ich nicht der typisch lethargisch Typ bin. Bei mir ist es eher das Gegenteil. Ich kann zum Beispiel nicht mehr normal gehen, weil ich ständig das Gefühl habe rennen zu müssen. So als würde ich Einen Reißverschluss in meinem Rücken suchen, um ganz kurz aus mir auszusteigen. Und weil ich das nicht kann, renne ich ständig vor meinem eigenen Schatten weg.

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Mmm. Ja, das klingt auch nicht ohne.

Gibt ja auch die agitierte Depression etc.

Antidepressiva hattest du schon, wenn ich mich recht entsinne. Mit wenig Erfolg?

Mmm wobei meine Lethargie und Gechilltheit auch durchaus gerade von den Antidepressiva kommt bzw. dadurch deutlich schlimmer geworden ist.

Ich nehme halt Escitalopram in Hochdosis und das macht die Gechilltheit und Egal Haltung schlimmer anstatt besser und ist bezüglich Antrieb alles Andere als gut.

Dafür hilft es gegen Zwangsstörung und Ängste und starke Emotionen und macht alles erträglicher.

Stimmt ohne das Escitalopram war ich auch wesentlich gestresster und getriebener.

Antriebssteigernde Mittel machen es halt eher schlimmer, antriebsschwächende Mittel machen dafür Lethargie.

Irgendwie alles Käse.

Aber stimmt, so gechillt bin ich erst seit der Escitalopram Einnahme.

Escitalophram hatte ich noch nie.

Was ich bisher hatte:

2010: citalophram - NULL Effekt, weder negativ noch positiv
2012/2013: Venlafaxin, starker Antrieb, emotionale Abgestumpftheit, apptetitverlust, starkes schwitzen, extreme Träume, orgasmusstörung
2016: bupropion: irgendwie nix gemerkt

Ansonsten die ganzen Off-Label-Sachen:
Cannabis: gefällt mir gar nicht, dieser stoned-effect. Richtiger Downer… plus die fressattacken…Egal ob sativa, Indica oder hybride geschmacklich isses nix und ich bin komplett Gaga mit dem Zeug

Psylocibin: weniger träge als bei Cannabis, aber trotzdem nach außen hin sehr „auffällig“ albern und euphorisch, so könnte ich nicht arbeiten gehen. Und die fressattacken haben es auch in sich.

Ketamin: sehr transformierend - aber definitiv nix für den Alltag und sehr potent.

Mitrazapin, Quetiapin: ich mag diese ganzen Tranquilizer nicht und habe am nächsten Tag immer einen Hangover.

Ich bin ingesamt nicht der Typ für sedativa. Auch wenn ich nicht zur Ruhe komme, mit einem gesteigerten Antrieb als Nebenwirkung komme ich deutlich besser zurecht, als wenn ich so durchhänge und meinen Haushalt nicht hinkriege, sowie meine beruflichen Termine.

Der Countdown läuft, es sind nur noch 3 Wochen bis zum Termin beim Psychiater und ich hoffe total dass
A) ich Elvanse bekomme
B) es antriebssteigernd auf mich wirkt, vorallem auf meine Motivation und exekutivfunktion bezogen
C) es meine Fresseanfälle unter Kontrolle bringt
D) meine Stimmungsschwankungen sich einpendeln, ohne danish kich wie unter Venlafaxin wie ein Roboter fühle
E) sich das Schwitzen in Grenzen hält
F) ich keine Orgasmusstörungen, Kopfschmerzen, oder sonstige komische Sachen bekomme :eyes:

@derAndroidler wie kam es eigentlich dazu, dass es ausgerechnet escitalophram bei dir geworden ist?

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Na ja, ich habe sämtliche SSRI probiert.
Fluoxetin machte die Angst und Unruhe eher schlimmer.

Sertralin machte mich extrem unruhig und getrieben , manisch, überheblich, panisch

Paroxetin total panisch und Orgasmus Probleme

Fluvoxamin eher unangenehm

Venlafaxin extremes schwitzen, Bluthochdruck, extremer Puls, extreme Albträume mit um sich treten , aus dem Bett fallen etc etc.

Buspiron keine Wirkung

Opipramol extrem müde

Citalopram ist der Vorgänger von Escitalopram mit mehr Nebenwirkungen

Risperidon komisches Gefühl , aber nur kurz getestet

Aripiprazol Bewegungsdrang und keine Wirkung , nur kurz getestet

Atomoxetin keine Wirkung

Clonidin bisher wenig bis keine Wirkung

Promethazin unangenehm komisches Gefühl, nur kurz getestet

Pregabalin keine Wirkung nur kurz getestet

Mirtazapin nur kurz getestet

Medikinet megggga unruhig, überdreht impulsiv, überheblich

Kinecteen unruhig

Nikotin unruhig

Elvanse sehr unruhig, verpeilt, ganz komisches Gefühl sehr unangenehm

Bupropion keine Wirkung aber nur kurz getestet

Clomipramin unangenehm nur kurz getestet

Bisoprolol und Metoprolol leichte Beruhigung aber hauptsächlich nur Puls

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Äh, ich habe mir die Texte hier nicht wirklich durchgelesen, sondern nur punktuell mittendrin damit angefangen, daher bin ich nicht im Bilde, worum es hier eigentlich genau geht, aber ich bin auch sehr häufig von Kindern und ihren Bezugspersonen genervt und gereizt und den Tipp mit dem Billigkram finde ich toll. Werde ich mal ausprobieren und das nächste Mal so tun, als würde ich den süßen Kleinen und ihren lieben Eltern damit helfen wollen :smiling_imp: :adxs_lach:. Alleine die Vorstellung macht mich schon glücklich. Ich habe wohl meine dunkle Seite entdeckt :adxs_grins:.

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@DieSummsi

Escitalopram löst meine Probleme auch in keinster Weise, es macht lediglich den Zustand etwas erträglicher, in dem es meine negativen Emotionen verringert und die innere Anspannung und Unruhe, Angst und Panik und Zwangsgedanken etwas beruhigt.

Dafür wird die Aufmerksamkeit schlechter , Motivation Antrieb und Sozialkontakte lassen nach, es ist einem mehr egal und ich bin lethargisch.

Aber das ist besser zu ertragen als die Unruhe Angst und Anspannung.

Hatte eigentlich auf ADHS Medikamente gesetzt und jetzt bin ich vollkommen ratlos und weiß eigentlich überhaupt nicht, wie’s weitergehen soll.

Ich frage mich immer häufiger, ob Antidepressiva überhaupt eine gute Idee waren und es mir ermöglicht haben, mich in meinem ungesunden Zustand einzurichten und mir die Möglichkeit gaben, diesen Zustand zu ertragen und nix dagegen aktiv zu unternehmen.

Ohne Antidepressiva wäre es wohl so unerträglich geworden, dass ich irgendwie versucht hätte, was dagegen zu unternehmen, wenn ich auch nicht genau weiß, was.

liebe @DieSummsi,

toll, ich freue mich total für dich und platze stellvertretend mit, dass du einen Therapieplatz gefunden hast und dass T. an dich glaubt. Wenn sie gut ist, kann der Altersunterschied auch ein echter Vorteil sein. Manche werden durch Lebenserfahrung gelassener und aufgeschlossener, das hilft der Veränderungsenergie. Meine Oma hatte z.B. auch mehr Vertrauen in meine Entscheidungen als meine Mutter. Dein multimodales Gesamtkonzept klingt auf jeden Fall vielversprechend.

Weiterhin viel Erfolg beim Heben deiner Lebensqualität. :wink:

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Vermutlich ist das der Nachhall von Max und Moritz, was uns Mädchen bereits im zarten Alter von vier Jahren vorgelesen wurde. Das Sams ist wahrscheinlich auch nicht ganz unschuldig an meinem verdorbenen Charakter. :wink:

Ja, schon als Fantasie macht es Spaß. Ich habe heute einen Krimi fertiggelesen, in dem eine Frau zwei kriminelle Clans in Frankfurt durch irgendwelche falschen Fährten dazu bringt, sich gegenseitig zu dezimieren. Und ich will immer noch das Entwalter-Game.

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Und ich habe jetzt nach superklebrigen Süßigkeiten gegoogelt und etwas mit folgender Beschreibung gefunden:

„Seine Konsistenz ist weder weich noch hart, sondern flüssig, klebrig, ähnlich wie Schleim. Mit einem sehr sauren Geschmack, nehmen Sie den Strohhalm heraus, tauchen Sie ihn ein, blasen Sie und beginnen Sie, riesige Blasen zu erzeugen. Wenn Sie genug haben (das könnte niemals passieren), dann saugen Sie es auf und trinken Sie es ganz aus.“

KOPFKINOOOOO :adxs_lach:!!!

Edit: es gibt auch „Slaps“, wabbelige Bonbons mit der Beschreibung „Lass dich von ihrem einzigartigen Geschmack und der Möglichkeit, mit deinem Essen zu spielen, erobern“ und in der Zutatenliste steht unter Anderem „zugesetzte Zucker“, „Pflanzenbutter“ und „künstliche Aromen“ :adxs_lach:. Keine Ahnung, ob der Shop seriös ist aber die Beschreibungen verleiten mich fast dazu, trotzdem eine Bestellung aufzugeben :adxs_tanz:.

O.k., genug Hyperfokus auf ekelige Süßigkeiten. Ist hier bestimmt auch off–topic…t‘schuldigung :adxs_tuete:

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Echt brutal, damit wirst du absolut gefährlich. Und ich lach mich jetzt schon kringelig bei der Vorstellung, wie du sie mit solchem Zeug in die Flucht schlägst.

Gerade wird mir deutlich bewusst, dass das Sams und sein Schöpfer Paul Maar schuldig sind im Sinne der Anklage. Es geht um die dunkle Kunst, ganz unschuldig Situationen und Gesagtes zu den eigenen Gunsten auszulegen und Spielräume zu nutzen.

  • Herr Taschenbier wünscht sich eine Wunschmaschine, die Wünsche erfüllen kann. Aber das Sams manifestiert eine ohne Einschalter, mit der ganz unschuldigen Ausrede, es habe sich nicht zwischen Drehgriff und Druckknopf entscheiden können.
  • Sams und Herr Taschenbier sind auf der Polizeiwache und werden ausgefragt. Das Sams gibt an, es lerne Schreibmaschinenbefestigung. Der protokollierende Polizist kennt diesen Beruf nicht und bittet um eine nähere Beschreibung. Sams könne diesen Beruf nicht erklären, höchstens zeigen, und spannt die Krawatte des Polizisten in der Schreibmaschine ein. Das gibt den beiden die Gelegenheit zur Flucht.
  • In dem Buch, wo das Sams wünschen darf, zwingt es Herrn Taschenbier dazu, Hamburger zu besorgen. Dieser besorgt aber Menschen aus Hamburg.
  • Als die beiden in ein gehobenes Restaurant gehen, bekommen sie von einem Gäste-Ehepaar den Kommentar gedrückt, sie würden doch viel besser in eine Würstchenbude passen. Sie suchen eine Würstchenbude auf, bestellen verkohlte Würstchen „bitte mit viel Senf, Ketchup und Mayonnaise drauf“, und tauschen per Wunschpunkt ihr Essen mit dem des unverschämten Ehepaares. Den Anblick im Restaurant kann man sich leider nur ausmalen.

Nach dem dritten Buch ist aus Herrn Taschenbier ein selbstbewusster Mensch geworden.

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Hallo :slight_smile:
Ich komme mal wieder auf der Versenkung.

Genau genommen, wollte ich euch nach eurer Einschätzung/Meinung zu etwas fragen - und wenn ich schon dabei bin, kurz mal ein Life Update geben:

#meine Psychotherapie
Ich habe mir jetzt unheimlich schwer getan, weil ich die letzten 2 Wochen damit zugebracht habe, einen biografischen Fragebogen auszufüllen. Es war wie '1 Schritt vorwärts und 2 wieder zurück". Tippen, löschen, tippen und wieder löschen.

@tamaracha ich habe natürlich am Fragecharakter (" Beschreiben, wie Sie Ihre Mutter erleben, erlebt haben, den Charakter Ihrer Mutter! Welche Erlebnisse mit Ihrer Mutter haben Sie bis heute geprägt? Wie war Ihr Verhältnis zu ihr während Ihrer Kindheit und wie ist es heute?" oder " Wie haben Sie sich in Ihrer Familie gefühlt? Gab es besondere Ereignisse / Probleme oder Gewalt in Ihrer Familie? / Krankheiten / Unfälle in Ihrer Kindheit und Jugend? (Bitte mit Zeitangabe!)") gemerkt, dass da wahrscheinlich Traumata abgefragt werden. Und das musste ich dann wieder mal zerdenken. Die Hirnparty ging damit los, dass ich als Kind ein mal fast ertrunken wäre, und mich das andere Mal versehentlich auf dem Spielplatz erhängt habe (ich wollte so tun als sei ich Peter Pan, habe mir oben auf der Kletterburg das Kletterseil umgebunden und bin runtergesprungen - als es mir die Achseln einschnitt und sehr schnell sehr eng wurde, wollte ich in der Luft quasi rausschlüpfen, zog die Arme nach und nach raus sodass ich dann die Schlinge um den Hals hatte). Das ist aus meiner heutigen Sicht überhaupt keine große Sache, weil in beiden Fällen in letzter Sekunde jemand zur Hilfe kam und am Ende nix passiert ist. Das ist dann vielleicht ein „Ereignis“ - aber davon hat man als Kind ja einiges auf Lager und das muss auch nicht gleich irgendwie traumatisierenden sein. Ach- ich weiß auch nicht. Der Blanko-Fragebogen umfasste nur 5,5 Seiten - und das habe ich druntergeschrieben? 20 (!!!) Seiten. Dann hab ich die letzten Tage versucht, aus vollen Sätzen Stichpunkte zu machen, und habe so lange runtergekürzt, bis ich meine eigenen Notizen nicht mehr gecheckt habe.
Jetzt ist es mir echt unangenehm, dass ich
a) zwei Wochen damit zugebracht habe, obwohl ich nach 3 Tage hätte fertig sein können ohne meinen sinnlosen Korrekturschleifen
b) es eigentlich jetzt ver-schlimm-bessert habe
c) ihr jetzt doch mein 20-Seiten Autobiographie-Buch geschickt habe und im Erdboden versinke.

Das sagt doch bestimmt auch nichts gutes über einen Patienten aus, wenn er seiner Therapeutin direkt so viel Literatur zumutet? Das sprengt ja schon arg den Rahmen…

Und um es jetzt ultimativ zu verkomplizieren, kommt hier Synapsenfasching, Teil II:

Die Chroniken der Psychiater

Ihr erinnert euch ja noch an meine lange Psychiatersuche. Neben Absagen aufgrund fehlender Kapazitäten, haben auch viele Praxen von vornherein gesagt, dass sie keine Stimulanzien verschreiben (weilen Betäubungsmittelgesetz blablabla) - sodass sie auch nicht in Frage kamen.

Ich bin am Ende bei Praxis C. gelandet, die mir telefonisch versicherte, dass sie ADHS-Medikation machen, und mir für 5.03 einen Termin gab. Für mich war das Anfang Januar noch unheimlich lange hin, also fragte ich bei meinem alten Psychiater in der Gemeinschaftspraxis B. nach, ob die mich auch jetzt noch (13 Jahre später) als Bestandspatientin vielleicht irgendwo rein quetschen könnten. Antwort war: ja, a, 26.02.
Na toll, also nur eine Woche früher. Ich hatte es damals aber so eilig, dass ich auch eine Woche als deutlichen Vorteil sah und da dann einfach zugeschlagen habe - auch wenn ich in unserer Arztliste bereits gelesen habe, dass man sich dort (B) wohl nicht sonderlich mit ADHS auskennen würde.
Ich dachte aber, dass ich trotzdem hingehe, gucke wie es läuft und bestenfalls bei C meinen Termin dann einfach absage.

Pustekuchen. B hat ein EEG gemacht (welches man mir nicht aushändigen wollte … WTF? Es sind doch MEINE Hinströme?) und dann kommentarlos 10mg Mediziner adult aufgeschrieben. Als ich ihm sagte, dass ich aber binge eating als Hauptproblem habe, keine Medikamente zu Mahlzeiten einnehmen kann (ich schaffe es leider nicht zu frühstücken, was für medikinet schon wichtig wäre) und sich mein ADHS nicht mir Hyperaktivität äußert, sondern allgemeine Verpeiltheit und exekutive Dysfunktion - watschte er das ab mit „wir sehen uns dann in vier Wochen wieder, sie probieren das jetzt einfach.“

Na ja.

Ihr wisst ja, BTM-Rezepte sind nur 7 Tage gültig.
In genau 7 tagen wäre mein Termin bei Praxis C, wo ich noch nicht war.
EIGENTLICH hatte ich auf Elvanse gehofft, weil es von der beschriebenen Wirkweise eher zu meiner Problematik passt und insgesamt besser verträglich sein soll.

jetzt zu meiner Frage…
ich habe gerade mehrere Szenarien durchgeplant:

A) ich warte ab und löse das medikinet-Rezept nicht ein. Stattdessen gehe ich zu C und werte das für mich als eine Art ‚Termin zur Zweitmeinung‘ in der Hoffnung, dass ich dort Elvanse verschrieben bekomme. Das würde ich dann stattdessen bei der Apotheke einlösen, bei Praxis C Patientin bleiben und alle weiteren Termine in Praxis B absagen

B) Ich löse das Medikinet Rezept ein, probiere es jetzt aus bis einschließlich 5.03 - und wenn es (wie ich befürchte) mir bei meiner Symptomatik nicht hilft oder schlecht verträglich ist, bringe ich die Blister zu Praxis C mit und gebe offen zu, dass ich bereits mit Medikation angefangen habe, aber nicht happy bin und gerne das zeug da lassen würde (damit ich nicht wie ein Junge wirke, der einfach drogen horten will) und lieber Elvanse probieren würde.

C) Ich löse das Medikinet-Rezept ein (einfach um es schon mal zu haben, damit es nicht verfällt), gehe zu C. und höre mir an, was sie als Medikation vorschlägt. Falls sie mir ohnehin auch Medikinet verschrieben hätte, isses ja alles Wurst. Falls sie mir aber auf Anhieb elvanse verschreiben würde… Was mach ich dann? Was passiert, wenn ich ihr Rezept ebenfalls einlöse? Wird sie dann von der Krankenversicherung in Regress genommen, weil meine KK sieht, dass ich innerhalb von 7 Tagen zwei BTM-Pflichtige ADHS Medikamente von zwei unterschiedlichen Psychiatern eingelöst habe?

So ein shit. Natürlich würde ich gerne beides ausprobieren (wegen meiner FoMo) um auch in meiner Entscheidung bestärkt zu werden, das für mich das Beste wäre.
Wäre es wenigstens unretardiertes MPH, könnte ich zumindest so argumentieren, dass es eventuel irgendwann nützlich sein könnte als Ergänzung, falls sich am frühen Abend die elvanse-Wirkung verflüchtigt, ich noch einen Elternabend o.ä dolmetschen muss und dann aber zugig einschlafen möchte oder so.

Aber retardiert… meh. Das ist dann ein klarer entweder/Oder-Fall.

Ich bin hin-und her gerissen.
Auf der einen Seite will ich auf keinen Fall direkt beim ersten Eindruck den Verdacht erwecken, dass ich Ärztehopping betreibe und ein BTM-Hoarder bin.
Andererseits möchte ich auch nicht monatelang in einer Medikation festhängen, die mir nicht hilft - obwohl ich das überspringen könnte, wenn ich beide Wirkstoffgruppen testen kann.

Versteht ihr mein Dilemma?

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Hey, schön, von dir zu lesen!

Dass Leute sich nicht in den blöden Fragebogen einpassen können und dann das Vierfache schicken, passiert häufig. Ebenso dass Leute viel zu wenig ausfüllen. Das Geschriebene wird von den Therapeuten als „Startrampe“ genutzt, aber ihr werdet alles nochmal genau innerhalb der Therapie ausarbeiten, z.B. vielleicht auch Therapieziele gemeinsam aufstellen. Also keine Angst, dass du da irgendeine Prüfung vergeigt hast oder so. Letztlich ist die Quantität deines abgelieferten Materials ein messbares Merkmal deines ADHS, genau wie es ein „krummer“ Lebenslauf wäre. :wink:

Dieser Unfall, den du da beschrieben hast, klingt jetzt nicht nach etwas, wo man ein Entwicklungstrauma draus machen würde, ist aber durchaus berichtenswert. Selbst wenn es noch keine PTBS ausgelöst hat, sind solche Erlebnisse auch geeignet, sich an das Gefühl der empfundenen Bedrohung im therapiesetting anzunähern. Auch hier gilt: Die Therapeutin wird schon irgendwie entscheiden, wie sehr sie dieses Erlebnis mit eingewichten will.

Bei deinem Medikamententrilemma würde ich spontan zu Option B tendieren, also tatsächlich mal mit dem bereits verschriebenen die Einstellung beginnen. Bei dem Thema gibts hier aber deutlich erfahrenere Leute, die sich mit den Präparaten im Detail und ihren Eigenheiten besser auskennen. Grob würde ich es aber so sehen, dass es oft nicht so schlecht ist, die nicht so gut erscheinenden Optionen richtig evaluiert zu haben. Dann weiß man Bescheid. Ich habe z.B. auch Melatonin gründlich testen müssen, bevor ich das speziellere Schlafmedikament anfangen durfte. Da wusste ich die Antwort schon eher, aber in dem Fall war es nötig fürs Protokoll und zur Dokumentation für die Krankenkasse. Könnte sogar sein, dass deine bevorzugte Praxis auch erst MPH mit dir austesten will, bevor es zu Elvanse geht.

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Was ich so befürchte:
Wenn ich Option B wähle und nach nur einer Woche schon behaupte, dass ich lieber wechseln würde…
Dann wird mir das vielleicht wieder als impulsives, ungeduldiges ADHS-Ding ausgelegt und ich mache mich lächerlich…? Weil man ja nach nur einer Woche eigentlich gar nicht wirklich sagen kann, dass man etwas nicht gut verträgt… oder?
Mir wurden 78 Tabletten a 10mg verschrieben… das kann man dann auch nicht vor der KK so verkaufen als sei das jetzt ne 1 wöchige Testphase gewesen, weil das eigentlich locker für einen Monat ausreichen sollte. Daher die Überlegung es gar nicht erst einzulösen.

Vielleicht verbaue ich mir sonst das Elvanse Ding falls C dann sagt „ach sie haben schon was? Aber erst seit ner Woche. Also wenn das sonst, dann bleiben wir doch dabei.“
Rein theoretisch könnte ich das medikinet immer noch nach meinem Termin bei C einlösen (bis Mitternacht), falls ich bei C auch keine Aussicht auf Elvanse habe… Aber joar, ich kann dann vor Ort schlecht behaupten, dass ich etwas nicht möchte, was ich aber noch nie probiert habe. Das wirkt dann so kapriziös. Ich bin ja als Patient eigentlich in der bringschuld mich kooperativ zu zeigen. Schwierig….

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Dein Wahlspruch: „Kapriziös kann ich fließend.“ :laughing:

Langfristig und auf Dauer wird dir Elvanse dadurch nicht verbaut. Kann nur sein, dass du Medikinet bisschen länger testen sollst, damit es ein valider Versuch ist. Sofern die Nebenwirkungen wirklich sehr unangenehm sind, können sie dich aber auch nicht zwingen, damit weiterzumachen. Eigentlich ist das Normal für die Einstellung, dass man anfangs einige verschiedene Anläufe macht, Wirkstoffe durchprobiert und seine Dosis finden muss. Das sollte niemand komisch finden in dieser Phase.

  • Falls du Medikinet wirklich nicht willst und genau weißt, dass sich das mit deinen Essensgeschichten nicht verträgt, fang noch nicht an und frag den C-Psychiater nächste Woche.
  • Falls es mehr so ein „Eigentlich hätt ich gern lieber Elvanse“-Ding ist, würde ich zu B tendieren und brav mitspielen, damit alles dokumentiert ist und du nach nicht bestandenem MPH-Versuch ordentlich wechseln darfst. Ganz unkapriziös.

Ich glaub, unsere @Silberlocke ist zu Elvanse gewechselt. Wie war das bei dir, falls es einen Umstieg von MPH vorher gab?

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Oh ja , falls hier jemand mit Binge-eating mitliest und zufällig mehrere Medikamente durch hat:
Habt ihr einen deutlichen Unterschied zwischen Elvanse und medikinet adult feststellen können bezüglich eures Appetits? Und der antriebslosigkeit?
Ich wälze hier gerade das Forum, aber vielleicht kann jmd aus erster Hand berichten

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