Umgang mit Medien

Hallo,

Mir wurde mal von Eltern gesagt, dass Medien Kinder mit adhs oder ASS beruhigen und empfohlen, Kind einfach zocken zu lassen, wieviel es will.

An sich wäre ich einverstanden. Bei uns ist aber inzwischen das Problem, dass Sohn z.B. pc laufen lassen will, um Punkte zu sammeln. Selbst wenn das nicht erlaubt wird, wird er aggressiv. Ausmachen ist sowieso schwierig. Ich sehe da schon so eine Art Sucht.

Es heißt ja, dass Sucht nur Jugendliche und Erwachsene haben können, nicht Kinder. Wenn das Kind aber nur noch an das eine denkt, davon permanent erzählt und wegen nicht bekommenen Punkten aggressiv wird, sehe ich da ein Problem, entweder zusätzlich zu adhs oder durch adhs verstärkt.

In der Literatur heißt es, dass Medien die adhs Symptome verstärken.

Ich würde mich gern darüber austauschen. Gerne mit Infos zu dem Thema Medien bei adhs und evtl. Mediensucht.

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Aus weitgehend uninformierter Elternsicht finde ich unbegrenzte Medienverfügbarkeit schwierig. Das würde bei uns überhaupt nicht funktionieren. Wir haben bislang wenige, im Wochenplan festgelegte Medienzeiten, das klappt ganz gut und dennoch fällt das Aufhören an schlechteren Tagen schwer. Als wir die Zeiten noch nicht festgelegt hatten, gab es fast ständig kräftezehrende Diskussionen und Verhandlungen um das wann und wie lange.

Ich erlebe bei uns aber auch so den Effekt, dass nach der Medienzeit immer ein down kommt. So eine Art Leere nach der Reizfülle, die sich dann in sehr großer Unzufriedenheit und Langeweile äußert. Wenn Medien nun die ganze Zeit verfügbar wären, gäbe es das Problem nicht mehr, allerdings gäbe es dann wohl auch kein Abschalten von der virtual reality und wieder ankommen im normalen Leben. Das fände ich schwierig.

Im Grunde kennen wir diesen Effekt zuhause alle. Wir würden definitiv vergessen uns zu waschen, zu essen und uns noch mit realen Freunden zu verabreden, wenn wir uns soviel Handy/Netflix/Videospielzeit erlauben würden wie wir wollen. :joy:

Das habe ich noch nie gehört.

Klar - solange das Kind zockt, haben Eltern ihre Ruhe. Aber das tut dem Kind überhaupt nicht gut.

Die Grundlagen für Sucht entstehen glaube ich in den ersten drei (oder 6🤔) Lebensjahren.

Und alle ADHS Kinder sind da extrem gefährdet.

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Neurobiologen erklären das inzwischen auch genau so. Ich finde dieses Video (auch mit dt. Untertitel möglich) ganz hilfreich: https://www.youtube.com/watch?v=aEfkx3DsXjs

Es gibt eine Art Lust-Unlust-Wippe im Gehirn aus ganz alten Zeiten. Das Gehirn strebt da immer ein Gleichgewicht an. Wenn wir zu viele, zu leicht verfügbare Lust-Reize erfahren, versucht sich das Gehirn mit Gegensteuern wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

In dem Video wird das erklärt mit kleinen Gremlins, die auf die „Unlust-Seite“ der Wippe klettern.

Damit wir die nicht fühlen, spielen wir weiter oder gucken noch ein Video, eine Serien-Folge, etc… Die Spiele sind heute auch so programmiert, die Serien so geschrieben, Social Media so angelegt, usw., damit wir immer weiter konsumieren.

Aber so klettern immer mehr Gremlins auf die andere Seite und irgendwann brauchen wir die Lust-Reize nicht mehr zum Gut-Fühlen, sondern schon zum Neutral-Fühlen.

Vielleicht kann man es sogar Kindern so erklären? Der Trick sei eben, dem Streben nach Weitergucken, etc. nicht nachzugeben, so schwer das anfangs ist. Dann klettern die Gremlins selbst nach einer Weile runter.

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Sry, aber das ist genauso falsch wie die Aussage dass Tiere keine Gefühle haben…

Und ja, ich mache da keinen Unterschied zwischen den Spezies.

Kinder können genauso süchtig werden wie Erwachsene.

Kann ich so nicht bestätigen.
Wenn ich, auch jetzt noch, mal ne gemütliche Runde spiele vergesse ich höchstens die Zeit und muss mir im Vorfeld Timer stellen weil sonst in 10min der halbe Tag weg ist :wink:

Nichtsdestotrotz, das Problem mit dem Wutanfall wenn der Rechner aus soll ist durchaus Real und für mich ein Anzeichen einer evtl beginnenden Sucht.

Um was für ein (ich nehme an dass es sich dabei um ein ganz bestimmtes) Spiel handelt es sich denn bei diesem Konflikt?

Nicht unbedingt. Ich will es gar nicht. Klar, an manchen Tagen bin ich auch zu viel online. Danach geht es mir aber auch nicht gut. Wobei es bei mir meist um den Austausch geht, oder lesen.

Kurze Frage: Wie alt isser?

Ich bin der Meinung, dass Kinder heute schon sehr früh Zugang zu entsprechenden Geräten haben sollten. Je unaufgeregter und selbstverständlicher, umso besser. Learning by Playing würde ich das nennen. Es ist nunmal alltäglich geworden, dass Handys und Tablets ständig in Reichweite sind und von den Eltern was damit gemacht wird. Vorbild erzieht, Kinder machen nach, was Eltern machen.

Kinder haben aber auch die schlechte Angewohnheit, wieder und wieder die Grenzen auszutesten. Das bedeutet, dass man die Möglichkeiten auf elektronischer/digitaler Ebene einschränkt, wenn es auf der erzieherischen Ebene nicht funktioniert. Da genügt es schon, wenn man selbst nicht so konsequent ist oder Eltern sich uneins sind.

Woran ich nicht glaube, ist eine zeitliche Einschränkung nach Wochentagen. Gerade in Bezug auf ADHS ist eine tägliche „Dosierung“ besser. Mein Sohn brauchte zum Beispiel nach der Schule so eine Spielzeit zum Runterfahren. So etwa eine halbe Stunde, je nach Spiel, Geschenke abholen, alle Züge beladen und abschicken, irgendwas Neues bauen, wenn er alles zusammen hatte. Danach war erstmal Schluss, Zeit für Hausaufgaben, Handballtraining, draußen spielen, Abendessen usw.

Achso, Vorbild erzieht: Ich habe selbst täglich ein bestimmtes Spiel gespielt. Und eigentlich war die Abmachung mit meinem Sohn, dass ich erst nach dem Abendessen damit anfange. Da hat er mir aber die Leviten gelesen, wenn er mich schon vorher erwischt hat. :face_with_spiral_eyes:

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@Seven er ist 10.

Genau das möchten wir, dass er lernt damit umzugehen.

@ZappelPhilipp
Die Sucht ist wohl da, wenn andere Dinge vernachlässigt werden. Da Eltern für Kinder zuständig sind und alles einleiten, fallen die Kinder nicht unter diese Definition. So wurde es mir erklärt.

Rein wörtlich gesehen, stimmt es vielleicht. Ich sehe es aber auch etwas anders. Selbst wenn ich meinem Kind was einschränke, ihn zur Schule schicke, Zähne putzen etc. er aber trotzdem in Gedanken ständig im Spiel ist, ist es für mich entweder Sucht oder Spezialinteresse bei Autisten.
Ich weiß nicht, ob es ein Hyperfokus bei adhs sein könnte…?

Klar, Pause nach der Schule ist wichtig. Muss aber nicht zwingend mit Videospielen passieren, oder? Wenn Dein Sohn dann so problemlos zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen konnte und insgesamt wie bei euch auch andere Aktivitäten nicht zu kurz kamen, gibt’s ja im Grunde auch kein Problem. Schwierig wird es nur, wenn das Beenden immer mit einem Wutanfall einhergeht.

Es sind unterschiedliche Spiele, es war mal Minecraft, jetzt sind es einige bei Roblox.

Ich muss aber auch sagen, dass er dann auch viel dazu lernt und sich interessiert. Einmal ist er über Minecraft auf Chemie gekommen, da haben wir auf seinen Wunsch hin, ein Chemie Buch gekauft, es war mehrere Wochen angesagt. Er ist alle Elemente durchgegangen.

Okay, da könnten wir jetzt vortrefflich drüber streiten. :wink:

Aber wenn es dir so erklärt wurde…

Möchte da jetzt aber auch keine endlos Debatte drüber vom Zaun brechen.

Mich würde nur interessieren wie du selbst das ganze, rein sachlich betrachtet, siehst.

Das mit dem Chemie Buch finde ich übrigens sehr cool! :slight_smile:

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Sachlich habe ich mich noch nicht so genau mit dem Thema befasst, ab wann man genau von einer Sucht spricht.

Die Situation bei uns ist jedenfalls problematisch.
Wenn man schlecht bis gar nicht aufhören kann, sind es schon die ersten Anzeichen.

Andererseits kann er mit lesen auch schlecht aufhören, wenn das Buch spannend ist :slight_smile:

Oder auch Zeitblindheit / dieses typische gefangen sein was ich in meinem Fall dem ADHS mit zuschiebe wenn es mir schwer fällt, einen Absprung zu schaffen…

Kenne ich von mir nur zu gut :pensive:

Egal ob Videospiele oder lesen oder was sortieren oder oder oder…

Es muss bloß genug fesseln, dann komme ich extrem schwer davon los.

ADHD extreme sozusagen :disappointed_relieved:

Hat er u.u. Schuldgefühle danach wenn er wo nicht los kam, aber weiß dass eigentlich noch was anderes zu tun ist?

ja, mir wäre was anderes auch lieber gewesen… aber es hat sich als gute Variante herausgestellt… ich glaube, der Trick war der, dass ich es erlaubt habe… natürlich gab es da auch mal Wutanfälle, aber ich habe sowieso ständig damit gerechnet, dass mein Kind mit mir Machtspielchen versucht… da hat der Junge eben getobt, Türen gekracht, Zeug rumgeschmissen… darauf habe ich ganz selten reagiert und irgendwann war dann der Druck aus dem Kessel

Das sehe ich absolut genauso!
Wir haben fünf Kinder von 2-13, und die beste Entscheidung (damals sowohl intuitiv als auch wissenschaftlich interessiert) war wohl die, niemals wieder einen Fernseher anzuschaffen. Mein Mann und Ich leben schon ewig ohne, allerdings sind Smartphones leider mittlerweile schon Thema.
Ich hab eine Tochter & vier Jungs und mich immer dagegen gestemmt, sie vor dem Laptop zu parken. Wir haben immer bewusst nur Maus oder sandmännchen angeschaut. Und auch sehr begrenzt.
Ich hab die PC Zeit am Freitag/Wochenende auf 1h gesetzt, die können die Jungs (9&11) einteilen. Nur das älteste Kind (w, 13) hat ein Handy, weil „sozialer Druck“…. Ich hätte es gern verhindert, mein Mann wollte, dass sie mit 13 dann eins bekommt. Sie hat ADS, ebenso wie ich. Zwei meiner Söhne haben es ebenfalls.
Eine Rolle dürfte aber ebenso meine Vergangenheit und TV Konsum spielen. Ich hatte eine nicht gerade einfache Jugend, und TV Konsum war damals eine unerkannte Sucht von mir, gepaart mit reichlich Zucker. Mein ads ist nie erkannt worden und von meiner Mutter insbesondere fast schon geleugnet, sie hat es selbst und sieht es noch als „Schuld“. In meinem Studium (zum Abitur hat es trotz deutlicher Lernverweigerung in der Oberstufe noch gereicht, Gottseidank) habe ich dann diese TV-„Sünde“ versucht zu beheben und mich mit Medienkonsum auseinandergesetzt (hab auf Lehramt studiert).
Ich bin nun als Erwachsene ziemlich „dankbar“ für jede Smartphone-Skepsis, die mir zuteil wird. Ich höre auch eigentlich nur „Ich will dass meine Kinder weniger glotzen/zocken etc“, und bin glaube ich mit meinem Rudel noch glücklich dran….andere nennen es „Jammern auf hohem Niveau“. Unser Umfeld ist akademisch geprägt und besteht zu großen Teilen aus Lehrern, Juristen etc.
Meine Tochter hat wie gesagt seit etwa 1 Jahr ein Smartphone, klebt auch ziemlich intensiv dran, hat aber nur 1h Internet/Tag. Mit den Jungs (beide älteren haben ein Tastentelefon zum „Telefonieren“ - die Vokabel kennt keiner von ihnen, es liegt nutzlos herum :crazy_face:) hoffe ich dass ich das eigene Smartphone auch auf 13 J halten kann. Mein erster Sohn, 11, ist ein ziemlich guter Schüler und wechselt im Sommer aufs Gymnasium. Mir ist in erster Linie wichtig, dass er mit sich und seinen Bedürfnissen zufrieden ist und diese kennt (derzeit nicht so, er wird eine Therapie starten bzw. hatte mal in der Pandemie angefangen), aber er ist wissenschaftlich technisch begeistert und wird Medienkenntnisse zwingend brauchen für seine Zukunft.
Ich hoffe, ich konnte was beisteuern. Kurzfassen war nie mein :wink:

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@Antigonea
Finde ich super, dass es so klappt.

So ähnlich:
Wenn mich jmd. fragt, ob ich irgendwas in der Erziehung anders machen würde, sage ich voller Überzeugung: ich hätte niemals nie ihnen so früh Zugang zu Medien gestattet. Insbesondere Videospiele jeglicher Art. Backfired. Haupt-Streitthema.

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Meine Kinder haben extrem davon profitiert das sie schon früh in Kontakt mit modernen Medien kamen, ich habe meine Kinder auch schon früh Spiele spielen lassen und meine Kinder haben dadurch sehr viel gelernt.
Meine Kinder konnten schon vor der Einschulung Rechenaufgaben lösen die sogar über den Anforderungen der ersten Klasse lagen, ausserdem hatten sie bereits eine sehr gute sprachliche Ausdrucksweise und kannten sogar auch schon das Alphabet.
Zu der Zeit als meine Kinder noch klein waren gab es wirklich sehr gute Lernspiele die meine Kinder mit Begeisterung gespielt haben, und diese Spiele haben meinen Kindern nicht geschadet, sondern ganz im Gegenteil, sie haben sie sogar gefördert.
Wenn Eltern den technologischen Neuerungen unserer Zeit negativ gegenüber eingestellt sind, dann verhindern sie dadurch das ihre Kinder den heutigen Anforderungen nicht gewappnet sind.
Internet und Computer Kenntnisse sind in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, im Gegenteil, der Fortschritt dahingehend geht immer weiter und ist auch auf keinen Fall mehr aufzuhalten.
Heisst: verweigere ich meinem Kind aufgrund meiner eigenen Ängste oder Vorbehalte den Zugang zu den heutigen technologischen Medien, dann verhindere ich dadurch das mein Kind den Umgang damit in seiner Kindheit bereits spielerisch lernt, ausserdem wird das Kind dann zu einem Aussenseiter und findet nur schwer Anschluss unter gleichaltrigen Kindern in der Schule, und das dann gepaart mit Adhs oder wenn ein Kind im Spektrum liegt, sorgt dafür das dass Kind dann vielleicht gemobbt wird und schlimmes erdulden muss.

@AbrissBirne

Ich weiß nicht. Mein Sohn hatte ab dem ersten Kontakt mit seinem damals Kindle Fire ein Suchtverhalten.
Jetzt wird er 12 und ich habe den Eindruck, es gibt kaum was anderes. Ich bin nur am regulieren und aushalten wenn Schluss sein muss. Wir hatten mal 6 Wochen kein Internet. Das war ein Traum. Was die Kinder alles gemacht haben.
Sonst ist es entweder sind sie am Bildschirm und ich habe mal Ruhe, aber ein schlechtes Gewissen oder ich halte aus, dass sie nichts mit sich abzufangen wissen und nur abwarten um sich wieder dran zu schleichen. Finde ich echt ätzend. Leider hat mein Sohn fast nur Zocker-Freunde.
Ich bin überhaupt nicht Anti-Technik, eher im Gegenteil. Allerdings reguliere ich mich selbst, weil ich mich kenne. D.h. ich zocke nur mal auf einem längeren Flug. Sonst hänge ich nur dran.
Viele Spiele und Apps sind auch so programmiert, dass sie maximal Sucht erzeugen. Ich denke Kinder mit ADxS sind da noch gefährdeter… und willensstärker bzw. Kreativer es sich zu erschleichen. :see_no_evil:
Ich versuche es mir immer mal schön zu reden, kann aber die Datenlage nicht ausblenden. :confused:

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Mit Kindle kann man doch nur Bücher lesen. Oder kann Kindle Fire mehr?

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