Umgang mit Routinearbeiten

Ich bin auf eine Seite gestoßen, wo mein Problem auf der Arbeit sich in diesen Zitaten wiederfindet:

Für ADHS-Betroffene sind Berufe problematisch, die große Genauigkeit erfordern oder in denen monotone Tätigkeiten wichtig sind. Langeweile und Unterforderung führen bei ADHS-lern zu einer schlechten Arbeitsmoral. Sie können sich unter diesen Bedingungen nur wenig für eine Arbeit begeistern und somit auch nicht viel leisten. Arbeiten im Controlling oder stupide Dateneingaben können sie in den Wahnsinn treiben.

So ist es bei mir. Mit Genauigkeit habe ich kein so großes Problem, aber aufgrund der Langeweile bei Routinearbeiten kann ich mich kaum aufraffen und habe große Probleme mit Durchhalten. Bei interessanten Sachen habe ich eine hohe Arbeitsmoral, aber Routinearbeiten sind für mich dermaßen langweilig, dass ich das da nicht aufrecht erhalten kann.

Was kann ich da tun, um diesen Teil meiner Arbeit besser zu bewältigen? Ich möchte die Arbeit behalten, weil es nicht nur Routinearbeit ist, sondern auch immer wieder interessante Aufgaben kommen, die ich dann auch gut mache. Und außerdem sind die Kollegen nett. Aber wegen der Sache mit den Routinearbeiten hatte ich bereits Ärger, bei mir kommen da schlechte Arbeitsmoral aufgrund der Langeweile zusammen mit zusätzlich diesem Problem:

Die hyopaktiven ADS-Betroffenen leiden selbst sehr darunter, dass sie zu langsam, zu umständlich arbeiten und dass sie nie in der dafür vorgesehenen Zeit fertig werden. Sie arbeiten dann oft heimlich und entwickeln ein ausgeprägtes Schamgefühl für ihre Langsamkeit. Oft entstehen bei ihnen zwanghafte und perfektionistische Züge, weil sie um ihre Fahrigkeit und Flüchtigkeitsfehler wissen und kompensatorisch sich immer stärker kontrollieren. Sie trauen sich selbst nicht und mit ihren Zwängen werden sie noch langsamer. Unter diesem Stress entwickeln sie häufiger einen Burnout oder andere Stresssymptome

Ja, ich gehöre zu diesem Typus.

Was kann helfen, Routinearbeiten besser zu bewältigen, also sich nicht grausam gelangweilt zu fühlen und gleichzeitig habe ich dabei noch die beschriebene Art der Langsamkeit, es ist echt heftig.

Die erwähnte Internetseite: ADHS und Beruf - praxis-neuy.de

Hallo und herzlich willkommen

Schau mal hier gibts gute Ideen

Was für eine Tätigkeit übst du aus?

Ich selle fest dass Routine Arbeit nit Medikamenten besser zu bewältigen ist.

Dann gibt es Techniken (Pomodoro Technik) die dich unterstützen können, dein Arbeitspensum in gut handelbare Stücke aufzuteilen.

Und viele berichten dass sie in einem ruhigen Umfeld zB mit Homeoffice gut klar kommen

Liebe Grüße von Lea

Hallo HessenFranke :adxs_winy:!

Upsi, in der Beschreibung des hypoaktiven ADHSlers, der/die langsam, genau und heimlich kompensiert, finde ich mich auch wieder. Mit Deinem Text sprichst Du mir aus der Seele :face_with_peeking_eye:.

Umzuschulen, und sich eine ADHS–freundliche Tätigkeit zu suchen, mag ja eine Ideallösung für jüngere Menschen sein, aber was, wenn man die abgeschlossene Ausbildung und die hart erarbeitete Stelle in der Lebensmitte nicht einfach links liegen lassen möchte? Neben Freude an der Arbeit zählt ja auch ein bisschen der Lebensunterhalt und die Jobsicherheit :grimacing:.

Homeoffice kann schon hilfreich sein, wenn dadurch externe Reize, die ablenken, minimiert werden. Das Problem der Hypoaktivität wird meiner Meinung nach dadurch aber noch verstärkt, weil man aus eigener Kraft schaffen muss, sich aufzuraffen, zu organisieren und gleichzeitig ein gesundes Maß an Genauigkeit und zeitlichem Investment zu finden. Mit externer Kontrolle ist das deutlich einfacher, aber da fehlt dann meist die Ruhe, um richtig „reinzukommen“ :smirk:.

Ich habe leider keine passende und erprobte Lösung parat, denke aber auch, wenn man die ADHS–Symptomatik behandelt, müsste es eigentlich besser werden, weil man die Ursache anpackt?

Ich (unbehandelt aber auch nicht diagnostiziert) versuche aktuell, meine Arbeit bewusst so zu gestalten, dass ich nicht immer nur das priorisiere, was gemacht werden MUSS, sondern mit einer Aufgabe starte, die mich etwas mehr interessiert und weniger komplex ist, und mir ein kleines Erfolgserlebnis liefert. Das motiviert mich dann, mit den nächsten Aufgaben weiterzumachen. Grundsätzlich scheint die Denke „ich muss das jetzt machen“ bei mir den Druck und das Schuldgefühl, noch nicht weiter zu sein so sehr zu erhöhen, dass die Unlust noch weiter zunimmt. Mir die Freiheit herauszunehmen, selbst zu entscheiden, wann ich was erledige und mit einer „ich darf das jetzt machen, muss aber nicht“–Einstellung an die Sache heranzugehen, ist etwas entlastend und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ich es auch mache.

Vielleicht bekommen wir hier noch weitere Tipps von Leidensgenoss:innen, die für sich eine Lösung gefunden haben.

Liebe Grüße

Hallo Lea, Danke für den Link, gucke ich mir durch.

Ich arbeite in einem Labor in der analytischen Chemie.

Ab und zu mal mache ich was, was keine Routinearbeit ist, z.B. mich über Methoden belesen und diese dann einrichten. Aber Sachen, die keine Routinearbeit sind, machen nur ca. 15 Prozent der Arbeit aus, so würde ich den Anteil schätzen.

Aufgrund meiner Neigung zu Epilepsie kann ich kein Methylphenidat oder andere AD(H)S-Medikamente nehmen. Und vermutlich würde es auch meine Migränehäufigkeit steigern, Antidepressiva (SSRI Citalopram, SNRI Venlafaxin) machen das nämlich bei mir, und da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es auch mit Methylphenidat so wäre. (Ich bin dann zur Depressionsbehandlung auf Valproinsäure ausgewichen, das hat auch gut geholfen.)
Depressionen habe ich nicht mehr, das ist nicht der Grund für meine Probleme.

Einmal habe ich Methylphenidat probiert und tatsächlich festgestellt, dass Arbeiten, auf die ich absolut keine Lust habe, mir besser von der Hand gehen. Ich war damals ziemlich pleite, weil ich als Nachhilfelehrerin wenig verdient habe. Deswegen habe ich als Nebenjob damals Prospekte ausgetragen und diesen Job echt gehasst, aber wie ich auf Methylphenidat war, war das weniger zu spüren.

(Die Tablette hatte ich mir von einer WG-Mitbewohnerin geschnorrt. Bei ihr hat sich ADHS später als Fehldiagnose herausgestellt, sie hat Borderline. Aber das ist eine komplett andere Geschichte, ist hier gerade offtopic und wir wohnen auch schon jahrelang nicht mehr zusammen.)

Aber wie gesagt, auf Dauer würde Methylphenidat-Konsum bei mir wohl nicht gut gehen, mein Neurologe rät ab.

Also bleiben mir nur nichtmedikamentöse Methoden, mit dem Problem umzugehen.
Und würde diese erlebte Wirkung von Methylphenidat überhaupt dauerhaft anhalten? Oder schleift sich das mit der Zeit ab?

Liebe Hessenfränkin,

herzlich willkommen im ADXS-Forum!

Ich würde in Bezug auf Medikamente nicht zu früh aufgeben, da Stimulanzien bei ADHS die Lebensqualität sehr deutlich steigern können.

Soweit ich weiß gilt der Satz, dass Methylphenidat o. Ä. die Anfallshäufigkeit erhöhen, seit einigen Jahren als überholt!
siehe bspw. Kirsten Stollhoff
ADHS-oder-Epilepsie_Stollhoff_neue_AKZENTE_Nr.119-02_2021.pdf (adhs-deutschland.de)

Und ich weiß auch, dass es hier im Forum eine Menge Leute mit Migräne gibt, die trotzdem Methylphenidat oder Elvanse nehmen. Daher würde ich an deiner Stelle nicht auf einen Versuch verzichten. Wobei leider Kopfschmerzen ohnehin in den ersten Monaten eine häufige Nebenwirkung sind, die danach allerdings nachlassen.

Edit: Ich habe diese Threads gefunden:
Migräne und ADHS - ADHS - medizinisch, neurologisch, therapeutisch* / Symptome von ADHS* - ADHS-Forum von ADxS.org

Medikinet und Migräne - ADHS - medizinisch, neurologisch, therapeutisch* / Medikamentöse Behandlung von ADHS* - ADHS-Forum von ADxS.org

(episodische) Migräne und Einstellung mit Medikinet adult - ADHS - medizinisch, neurologisch, therapeutisch* / Medikamentöse Behandlung von ADHS* - ADHS-Forum von ADxS.org

Nur kurz ergänzt:

Zu Epilepsie kann ich nicht viel beitragen, aber zu Migräne ganz viel. Diese ist bei mir (vollständig!) verschwunden durch die Adhs Medikamente!

Durch die ständige Reizüberflutung war mein Kopf ständig „on fire“. Das ist jetzt weg.

Vielleicht hilft es dir auch?

Oft erledigen sich mit Adhs Medikamenten auch Depressionen.
Viele sprichst du da nochmal mit deinem Arzt?

Wäre ja schade, wenn du viele Medikamente nehmen musst, die vielleicht nicht so gut wirken wie ein Adhs Medikament.

Ist ein Versuch wert :slight_smile:

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Hallo HessenFränkin,

ich bin jetzt 5 Wochen mit Methylfinidat in Behandlung und hatte auch Kopfschmerzen und mehr Migräneanfälle erwartet. Ich muß sagen, daß ich es vorher ständig hatte und sowas von selbstverständlich zum Leben gehörte, daß ich michvin den ersten 10 Tagen fragte was denn anders sei, weil das was WEG IST erst einmal gar nicht so auffällig im Gedächtnis präsent ist:es war die Migräne und die Stress Kopfschmerzen => sie waren einfach weg, genauso wie die Verspannungen. Augrund von sehr, sehr viel Stress und Schlafmangel (Sorgen bedingt) sind gestern die Kopfschmerzen am stressigsten Tag zurückgekommen und heute eine leichte Migräne in der Vorlesung. Doch das ist zum Vergleich zu der Zeit vor Methylfinidat gar nicht vergleichbar, da mußte ich mich übergeben, vertrug weder Helligkeit noch viele Geräusche und Übelkeit gehörte immer dazu.
In diesem Bereich ein riesen Seegen, auch in den Konzentrations- und Empfindungsroulett bei Überreiztheit.

Vielleicht hast du ja die Chance eine weitere Einschätzung eines anderen Arztes oder gar einer Uniklinik zu bekommen bezüglich der Erfahrungen bei Epilepsie oder schreibst eine Uniklinik an und fragst wie diesbezüglich ihre Erfahrungen sind und sie vielleicht sogar ADHS Medikamentenempfehlungen geben können, die dann eher selten bis keine Anfälle auslösen, danach kannst du ja immer noch entscheiden was ob ob du etwas tuen möchtest