Vortrag: "anders aber völlig richtig im Kopf"

Guten Abend in die Runde,

keine Ahnung, ob dieser Vortrag hier schon mal gepostet wurde. Ich hatte nichts dazu gefunden, obwohl ich es mir nicht vorstellen kann. Dennoch möchte ich hier diesen unglaublich tollen Vortrag von André Frank Zimpel (nochmal?) teilen. Selten habe ich so einen bildhaften ,wissenschaftlichen (normalerweise steig ich an dieser Stelle aus) Vortrag gehört. Sehr sympathischer Typ . Musste sehr oft schmunzeln.

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In diesem Zusammenhang möchte ich auf die TED-Beiträge aufmerksam machen, wo Leute die im „Spektrum“ sind, die man gemeinhin „Autisten“ nennt aus ihrem Leben erzählen

Ich glaube, das ist die Frau, die erzählt, dass Autisten es klar unangenehm finden, in ein Einkaufszentren zu gehen, aber diese auch nicht von Autisten konzpiert würden.

Für mich persönlich sind Autisten noch die viel besseren Beispiele und eben „griffiger“ als die AD(H)S-ler, die zwar anders sind, aber dann doch nicht so anders.
Wie im Vortrag erzählt wird, und ich bin voll mit dem einverstanden, ist jedes Gehirn anders. Viele Issues (um das Wort Probleme zu vermeiden) die wir als AD(H)S-ler ja haben, betreffen ja auch die „Normalos“, es gibt die HSP, dann gibt’s viele Leute die ein Burnout hatten und aus diesem Grund ähnliche Problem haben, aber man dann vielleicht auch realisiert, dass sie von AD(H)S betroffen sind.

Wie ich in einem Posting zur Diskussion gestellt habe - im Grunde genommen, könnte man auch eine Diagnose von den Neuro-typical machen, und quasi das gleiche scheiben… DENN es ist ist eigentlich keine Krankheit, es ist eher eine Art Behinderung in einer Gesellschaft, die halt von Neuro-Typical bestimmt wird.
Oft zeigt es sich ja auch, dass wir nicht in dem Sinne „behindert“ sind, aber mit gewissen Sachen „struggeln“, wo es die Neuro-typical halt es einfacher haben.

Bin ich nun jetzt krank, nur wie ich oft um 3:00 aufstehe, weil das eine Zeit ist, wo ich absolut ungestört bin (keine Erwartungen, noch keine Spam-Telefone, und auch sonst ruhig).
NEIN - mag sein dass ich eben nicht kompatibel bin, mit meinem Umfeld.

Ganz klar leben wir auch in einer Gesellschaft, die z.T. Werte hat, die ich „als krank“ empfinde. Z.B. die Achtlosigkeit ind - man kann sagen - Ignoranz gegenüber der Umwelt, die Selbstverständlichkeit, dass fast jeder ein „kraftvolles, sportliches“ Auto braucht. (Es gab ja mal den ganz guten Ansatz des 3L Autos in Form des VW-Lupo. Das finde ich persönlich krank, dass sich die Motor-Effizienz zwar verdoppelt hat, aber die Autos immer noch gleich viel Brennstoff verbrauchen - auch wenn die Wissenschaft das C02-Problem seit Anfang des LETZEN Jahrhundert kennt. Das finde ich krank, wenn Leute immer noch behaupten, dass es gar keine Klimaveränderung gibt, u.s.w.

Von dem her, bin ich total happy, dass ich mich nicht zu den neuro-typical zählen muss :.:scream:
Leider kann man sich heute nicht mehr als Querdenker bezeichnen. Dazu ist meine Meinung eh, man muss nicht querdenken, aber denken kann manchmal nützlcih sein…
Vielleicht ist das ein ADS-Vorteil, dass man „denken“ kann, und oft gleich auch Verbesserungsmöglichkeiten sieht, wo andere nicht drauf kommen, oder diese nicht interessiert. Unser Denken scheint mir manchmal doch etwas „anders“, oft kreativer, ich möchte mich hier nicht allzsehr loben :grinning:

Also, was soll’s wenn die Küche, wie ein Schlachtfeld aussieht, vor allem für das Umfeld. Ich habe kein Problem damit, solange ich eine STruktur erkenne, und die kann ich für mich halten.
„Wir“ also ich habe zwar gewisse Probleme, aber meist im Zusammenhang mit dem Zusammenleben und funkionieren, mit anderen Menschen.
Auch wenn unser Leben i.a. manchmal auch sonst, „nicht so einfach sein mag“. Ist es für Neuro-Typical einfach? Die haben einfach andere Probleme.
Das Leben ist nie einfach.
Was mich betrifft, wichtig ist Energie zu haben, dass man sein Leben meistern kann, was auch immer es für Challenges hat - und die sind halt für alle anders.

Bei den Autisten ist es das noch viel ausgeprägter.
Wenn ich an Magnus Carlson denke, im übrigen ASS betroffen, der genialste Schachpieler aller Zeiten, der jüngste Weltmeister! Wer fragt da noch, wie er mit dem Daily Life zu recht kommt. Er kommt zu recht oder hat halt Hilfe. Es ja völlig egal.
Elon Musk scheint mit seinem Leben auch recht gut zu recht kommen, soll ja auch Autist sein.
Die AD(H)Sler fallen weniger auf, viel sehr kreative Leute sind zwar davon „beschenkt“, aber eben weniger auffällig als die Autisten.
Wenn ich nun mich so darüber auslasse - sind wir doch fast froh, dass wir so sind.

Abgesehen, wenn ich auf das Statement referenziere, wegen Ignoranz gegenüber die Umwelt. Da wird viel wichtigeres de-priorisiert, und was ist da eine unordentliche Küche dagegen…
Da fühle ich mich eigentlich „ganz normal“
(Das mag ADS sein, am 5:00 am Morgen mich über diese Issues aufzuregen…)

Der Hund wufft, die Vögel pfeifen schon.
Immer die Frage, soll ich vor dem Hundespaziergang noch etwas Haushalt machen, bin ja im Freitags-Loop und für’s WE, man sollte vielleicht…

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Dann einmal für dich zwei meiner schlimmsten Lieblingsthreads, die hier nicht nur mich extrem traurig gemacht haben:

Um zu vermeiden, dass das hier Anlass für Nummer 3 wird :grimacing:

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Nein @Zoi ,traurig machen möchte ich dich nicht. Und ich hoffe auch,dass dieser Beitrag es nicht macht. Ich hab den gehört und fand es einfach toll, wie der Herr Zimpel auf so eine (vorallem für mich) verständlicher Weise über unterschiedlichen Gehirne und Funktionen referiert. Und das es eigentlich eine Veränderung im Denken der Gesellschaft und auch Pädagogik geben muss. Das es völlig normal ist,das jeder anders lernt oder denkt. Und das ein ADHs zum Beispiel nicht stigmatisiert werden sollte an- adhs einen zwar im alltag hinderlich ist aber keine Behinderung ist oder Krankheit. Sondern das man sehen sollte,dass es Menschen gibt,die anders an Wissen und Bildung kommen. Ich bin nicht gut darin mir solche Inhalte fachlich zu merken und mir ein fundiertes Wissen anzueignen. Aber mich hat der Vortrag irgendwie abgeholt und fand die Art sehr erfrischend.
Für mich persönlich ist ok zu akzeptieren, dass mein Hirn irgendwie anders ist und ich mit Dingen im Alltag mehr struggle als andere. Ich habe diese Akzeptanz aber tatsächlich erst jetzt mit der Diagnose. Also keine Ahnung ob das jetzt noch Bezug zum Thema ist und ich dich überhaupt richtig verstanden habe. :sweat_smile:

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Ich verstehe, dass die Sache ambivalent ist.
Ich habe eine Bekannte, die keinen Job mehr findet, und - ich glaube, sie hat es geschafft - AD(H)S als Grund für ihre Invaliden-Rente durchzusetzen.

Aber was sie mir erzählt hat. Sie war Lehrerin, In der Ausbildung musste sie nach einem Script irgend ein Vortrag machen - es war nicht o.k. das zu improvisieren… (da löscht es mir dann auch ab).
Aber es geht ja v.a. darum, dass gewisse Neuro-typical die anderen einfach nicht verstehen, und dann noch so anmassend sind, ihre offensichtlichen Fähigkeiten quasi in eine Unfähigkeit zu verwandelt.
Ich würde NIE sagen, dass man nicht in eine Problemecke gedrängt werden kann.
Es gibt Vögel, die nicht fliegen können, weil es die Evolution so gewollt hat, die können dann halt in gewissen Situationen gefressen werden.

Ich werde die Threads noch lesen, aus PrKr-Gründen aber nicht gleich jetzt :grinning:

Hi @ Friedaline,

ich kenne Herrn Zimpel nicht, für einen Menschen, der sich als Forscher ausgibt, finde ich seine von Neurodiversitäts-Betroffenheits-Aussage mehrfach schwierig.

a) so wie @Zoi bereits andere Threads nannte, ist nicht immer von einer „Betroffenheit“ auszugehen

b) alle Menschen sind neurodivers, er meint neurodivergente in Abgrenzung zu neurotypischen Menschen

Menschen lernen nicht unterschiedlich, sondern gleich.
Unterschiedlich sind die Informationsaufnahmen und die Methoden mit denen man sich einen Lernstoff aneignen kann.

Ob Hochbegabte/Höchstbegabte mehrheitlich in Bildern denken, weiß ich nicht. Aus dem Bereich des Autismus ist jedoch bekannt, dass Autisten sowohl in Sprache, Strukturen oder Bildern denken. Die Informationsaufnahme ist visuell jedoch viel höher als die auditive, im Durchschnitt bis zum 10-fachen.

Zeig mir eine Tabelle, ein Schaubild, eine Grafik, wenn sie nicht all zu chaotisch ist, durchdringe ich die Information schnell und vergesse sie auch nicht mehr.

Die Andersartigkeiten, die zur Neurodivergenz gehören, aber auch andere „Entwicklungsstörungen“ aus neurotypischer Sicht würde ich per se ebenfalls nicht als eine Behinderung ansehen. Je nach Umfeld, Förderung und/oder einer spezialisierten Schule kann die primäre Schulausbildung auch „positiv“ ausfallen.

VG

Ja, Schule kann auch gut laufen. Aber bei wie vielen läuft Schule und Sozialleben gut?

Ich habe für meine 3 Kinder Pflegegrad beantragt, weil sie deutlich mehr Begleitung, deutlich mehr Hilfe benötigen als ihre Alterskollegen, damit habe ich sie in unserem System für behindert erklärt und ich hoffe, dass sie das nicht irgendwann behindert. Tatsache bleibt, dass sie im Moment nicht ohne Hilfe, ohne meine Hilfe, gut zurecht kommen.

Und dass ich mich vor den Folgen von „nicht gut zurecht kommen“ fürchte.

Es würde auch helfen, wenn alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben, wüssten, was ADHSler brauchen und was sie können und wie es ihren Eltern geht und diese verstehen.

Es würde auch helfen, wenn ich diagnostiziert und medikamentiert würde und wenn die Ärztin meiner Kinder mehr von den ADHS- Medikamenten verstehen würde. Und wenn Kinder allgemein das Recht hätten nach der Schule von ihren Eltern betreut zu werden.

So aber werden sie behindert.

Nur ganz schnell @Friedaline,

Das war nicht auf den Vortrag oder dich bezogen sondern auf den Post von @Päddi danach! :slight_smile:
Alles gut!

Hi @Tüdelmama,

für mich ganz ohne Frage eingeschränkt, wobei ich auch in mehreren Spektren bin.
Erst kürzlich traf ich eine ganze Gruppe an Mensanern - aus meiner Perspektive waren sie ziemlich „normal“, ein schönes Gefühl.

Genau so wie du es schreibst:

Für mich waren die Folgen ohne jegliche Hilfe bei gleichzeitiger Beschwerung durch meine „Familie“ eine langjährige Suche nach den eigentlichen Problemen.

Das hätte viel weniger Leid und Zeit in Anspruch nehmen können.

VG

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Hier war der Vortrag schon mal Thema. Bin immer noch begeistert.

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Du meinst wahrscheinlich dieses Zitat?

Dass wir alle auf ganz verschiedene Weisen der Welt begegnen, ist an sich kein Problem. Doch Neurodiversität überfordert uns häufig, sagt Zimpel. Sie überfordert die Betroffenen und die Menschen in ihrer Umgebung. Denn unserer Gesellschaft orientiert sich in vielen Hinsichten an der Gruppe der so genannten „neurotypischen“ Menschen.

Ich denke, @Zoi ging es eher um die Diskussionen, ob Neurodiversität eine Störung/Krankheit ist, oder nicht. Zimpel meint mit Betroffenheit aber, dass man eben von ND betroffen ist, also: man ist neurodivers (neurodivergent). Von den Folgen dieser Betroffenheit (Krankheitswert, Behinderung, Leidensdruck etc.) ist hier nicht die Rede. Mein Problem in diesem Zitat ist das letzte Wort. Ich persönlich empfinde es eher so, dass sich unsere Gesellschaft in (zu) vielen Hinsichten an der Gruppe der sogenannten „neurotypischen“ Männer orientiert.

Hm. Die Aussage verstehe ich nicht. Die Aufnahme und Weiterverarbeitung von Informationen ist doch = lernen? Und wenn das unterschiedlich geschieht, lernt man doch auch zwangsläufig unterschiedlich, oder?

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Was bedeutet das für Menschen mit ADHS?
Im Idealfall wird die frühkindliche Entwicklung eines Kindes durch die Mutter, oder eine andere erste Bezugsperson (liebevoll und unterstützend fördernd) begleitet. Auf Bedürfnisse und Besonderheiten wird explizit eingegangen. Wenn das Kind dann in den Kindergarten und anschließend in die Schule kommt, ist es neurologisch, sozial und emotional so weit entwickelt, dass es den neuen Herausforderungen (Regeln, Hierarchien, Leistungsdenken, Wettbewerb) gewachsen ist. Es kriegt also den Übergang vom matriarchalen Kokon in die patriarchale Welt ganz gut gewuppt. (Zumindest in der Theorie, die, gesellschaftlich gedacht, ja noch immer der Normalität entspricht. So bescheuert das auch sein mag.)

Das Kind mit einer ADHS hat genau denselben Lebensweg. Den muss es aber mit einem Gehirn bewältigen, welches im Schnitt um 20-30% entwicklungsverzögert ist. Zumindest in bestimmten Bereichen. In anderen Bereichen (z.B. Motorik/Bewegung) ist es normal oder sogar weiter entwickelt. Hier eine Studie dazu. Die individuelle Förderung durch die Mutter (oder Bezugsperson) müsste also eigentlich noch ein paar Jahre länger andauern. In dieser Zeit entwickeln sich ja nicht nur Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern auch das Selbstbewusstsein und der Selbstwert. Und mit all diesen Defiziten (in Bezug auf NT) wird dann erwartet, dass das Kind genauso gut zu funktionieren hat, wie die Neuronormalo-Kids. In Wirklichkeit haben aber manche ADHS-Kids bessere Voraussetzungen und manche noch schlechtere.

Für diese Kids müsste es eine Schule geben, die den »mütterlichen« Weg fortsetzt: Individuell abgestimmt, fördernd statt fordernd, kein künstlich erzeugter Wettbewerb, keine Noten. Regeln sind auch hier wichtig, aber wer sich dran hält, wird belohnt und nicht: wer sich nicht dran hält, wird bestraft. Jeder erhält die Chance, etwas zur Gemeinschaft beizutragen und jeder Beitrag ist gleichermaßen wertvoll. Für die Lehrenden gilt: Autorität bedeutet soziale Kompetenz nicht Strenge und Gehorsam. Für jedes Kind müsste am Anfang herausgefunden werden, wie es lernt und was zum lernen motiviert. Hach, an so einer Schule würde ich gerne unterrichten.

Zimpel bezeichnet Neurodiversität als eine andere Art der Wahrnehmung. Finde ich gut. Die Gesellschaft (zumindest erstmal alle, die direkt mit der Betreuung und Förderung von Neurodivergenten zu tun haben) muss aber auch eine andere Art der Wahrnehmung in Bezug auf Neurodiversität lernen. Dazu gehört auch eine weniger patriarchale Sichtweise.

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Oh da bin ich aber gerade echt erleichtert :laughing:

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Habe den Vortrag jetzt auch gesehen:
Finde Herrn Zimpel ebenfalls recht sympathisch.
Alleine, dass er aus einer Orgelbauer-Familie stammt, stimmte mich schon positiv. Ich kenne jmd mit einem Spezialinteresse in diesem Bereich.

Ob Neurodiversität oder Neurodivergenz ist mir eigentlich egal, die Definitionen werden sowohl im deutschsprachigen als auch englischsprachigen Raum ständig ausgeweitet, mir fehlten Hochsensibilität und Dyspraxie (verbal/sprachlich).

Trisomien und Monosomien können in den unterschiedlichsten Formen auftreten, Trisomie 21 ist nur eine davon.

Aphantasie muss kein fehlendes inneres Bild sein, im Laufe seines Vortrages spricht er kurz von einem verschwommenen Bild.

Meins ist unscharf, nicht erzwingbar und wechselt immer wieder.

Dass ASSler im Bereich des Debugging „gut ausbeutbar“ sind, hätte von mir stammen können. Gut ausbeutbar sage ich sehr häufig.

VG

Zu der Studie, die ads66 verlinkt hat:

Wenn alle mit 16 endlich gleich ticken, wieso habe ich dann mit Mitte 40 immernoch Probleme?

Mit ca. 16 Jahren hat das Gehirn die Entwicklungsverzögerung aufgeholt. Aber auch unser voll entwickeltes Gehirn funktioniert halt anders und der Dopaminmangel bleibt. Und das was wir (auch aufgrund unserer ADHS) erlebt haben, woran wir uns erinnern und was wir aus dem Erlebten gelernt haben, trägt dazu bei, dass wir nicht alle gleich ticken. Es ist dann auch oft problematisch, auseinanderzuklamüsern, welche von unseren Problemen, ADHS-bedingt und welche aufgrund unserer schlechten Erfahrungen entstanden sind.

Hi @ads66,

zweifelsohne orientiert sich unsere Gesellschaft am weißen, neurotypischen (pseudo) Durchschnittsmann. (pseudo deshalb - weil dieser Durchschnittsmann auch wieder nur ein Konstrukt ist)

Merken und Lernen sind nicht gleich.

Lernen beschreibt für mich den Prozess der Durchdringung von Informationen und der Einspeicherung vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis.

Wenn die visuellen Informationen einfach und nicht komplex sind, kann ich sie sofort durchdringen und abspeichern, meistens handelt es sich aber nur um ein einfaches Merken.

Schon einmal gehört oder gelesen ist ja nicht gleich in seiner Komplexität erkannt, durchdrungen und von „allen Seiten“ beobachtet.

Die unterschiedlichen Informationsaufnahmemöglichkeiten spielen im motivationalen Bereich eine Rolle. Je nachdem wie sehr man sich für etwas anstrengen musste, schreckt man vielleicht vor etwas zurück, was man nicht auf Anhieb versteht.

In der Konsequenz lernt man dann etwas nicht, weil man sich damit nicht auseinandersetzt.

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Zu den Einkaufszentren, die ja nicht von Autisten (oder anderen Neurodiversen) konzipiert wurden, hätt ich mal ne ganz blöde Frage.

Ich habe bisher noch nirgends was von Neurodiversität mit verringerter Sensitivität gelesen.
Warum?

Was, wenn es außerhalb des Spektrums der Norm nicht nur die bisher in Erscheinung tretenden Neurodiversen gibt, die nach meiner Wahrnehmung alle eine erhöhte Sensitivität haben, sondern auch eine Gruppe von Menschen mit einer verringerten Sensitivität?
Für die eine Messe (iSv Buden mit Blink, Knall und Bummensverlautbarungen) nicht ein Overload, sondern ein „na endlich mal etwas, was auch nur annähernd bunt wahrnehmbar ist“ ist?

Und was, wenn diese Gruppe - ich will es nicht festschreiben, aber ich frag es mal - eine verringerte Fähigkeit hat, sich differenziert in bestimmten Foren zu artikulieren, um zu postulieren, dass sie auch noch da sind?

Wer würde die Interessen dieser Neurodiversen vertreten?
Und wie sollte man sie nennen (falls es sie gibt, so wie ich es gerade vermute)?

Du bist vemutlich immer noch wach, während ich ich schon auf und auf dem Handy-Display die Info über Dein Posting bekomme.
Ist eine sehr interessante Frage.
Wie ich das einschätze gehören viele AD(H)Sler eher zur Gruppe von Leuten die eher sensibel sind, die ASS sind auch sehr empfindilich auf äussere Einflüsse.

Aber warum soll es prinzipiell keine andere Gruppe geben?

Die AD(H)Sler haben ja im Prinzip meines Erachtens auch etwas den Hang „Action“ zu suchen. Sie suchen jedenfalls oft nach Impulsen, ich jedenfalls, wenn es auch nicht der Lärm ist - und zur Zeit und in meine Alter auch nicht die Action.
Ich gehe z.B. noch gerne an Konzerte, was ich aber hasse sind die Formatradio, wo zu gewissen Zeiten immer die gleichen Songs gespielt werden, das repetitive nervt mich schnell, besonders wenn ich die Lieder nicht mag.
Im Film wird ja auch gesagt, dass es im Prinzip auch nicht der Neuro-Typical gibt, sondern dass jeder Mensch anders ist. Das „Spekturum“ wurde halt mal zusammengefasst, weil „wir“ offenbar für die Medizin am interessanten sind.

Wie ich aus den TED-Talks der Autisten gelernt habe, waren ja sowohl ADHS und ASS Fälle für die Medizin. Was mich aber beeindruckt, dass insb. die ASS nun das Phänomen selbst erforschen, und das hört man in gewissen TED-Vorträgen.
Die Medizin möchte ja durch die Medikmente alles Mensch gleich machen. Die Autisten bestätigten durch ihre eigene Forschung dass Autismus durchaus auch eine Neuro-Typ ist der auch evolutonsbiologisch Sinn macht… Also „normal“ ist, aber mit 2% halt eine Minderheit.


Gestern hatte ich noch ein Gespräch mit einer langjährigen Freundin und Primarschulkollegin. Nun hab ich mich tatsächlich mal gewagt, eine AD(H)S-Spezialisten zu kontaktieren. Bis anhin hab ich ja keine Diagnose, denke ich könnte mir das Leben ev. mit den korrekten Medis einfacher machen.
Ich spüre in der jüngsten Vergangenheit, dass ich mich nicht mies fühlem, o.k. ich struggle etwas mit meine Altlasten - was mich aber wirklich stört, dass ich wie von mir selbst gefesselt bin - und meine Möglichkeiten nicht nutzen kann. Ich hatte ja immer Ideen am Morgen, die dann NICHT angepackt wurde. Jetzt wo ich Rentner bin, fühle ich das viel extremer. Also was ich echt mache möchte, und was ich aber machen kann, da liegt eine riesige Diskrepanz. Und es ist nicht, dass ich es grundsätzlich nicht mache könnte. Aber wir kennen ja diese Symptomatik.
Wir werden sehen, ein Schritt ist nun gemacht.
Es ist ja merkwürdig, man lebt sein ganzes Leben, struggelt mit dieser Art von Probleme, aber irgendwie geht alles an einem vorbei. Viele Erwachsene werden ja auch erst diagnositiziert, entweder, weil die Kinder diagnostiziert würden, oder weil sie einen Burnout erleiden… Es sind ja immerhin 7% geschätzt von AD(H)S betroffen sind.

Ich frage mich ja langsam auch etwas, was ist AD(H)S? Es sind ein Haufen von Symptomen, die gehäuft vorkommen. Effektiv sollen „wir“ ja einen Dopaminmangel aufweisen. Das könnte ich mir in meinem FAll gut vorstellen.

Das die AD(H)Sler neben ihren Problemen, wirklich auch ihre Stärken haben, bin ich persönlich der Meinung, dass es sich nicht um eine „Krankheit“ handelt, ABER wir kommen oft in Clinch mit Sachen, die uns das Leben erschweren, und das halt zu Burnouts und sonstigen Problemen führen könnwn, und wir dann manchmal Hilfe brauche.
Allerdings leben wir in einer recht gnadenlosen Gesellschaft,und auch die Neuro-Typical sind ja nicht von dieser Art von Problemen gefeit.

Es gibt ja dann auch neurologische Typen, wo man zweifeln könnte, dass sie Normal sind. Hatte Breivik nicht sogar ein Attest gewollt, dass er nicht psychisch krank sei?
Andere wie Hitler, Putin und eine ganze Liste von solchen Typen, -ich finde nicht dass man das als „normal“ bezeichnen kann (vielleicht zu stark ausgebildeter Ehrgeiz) - aber gerade diese Art von Typen setzen sich dann durch:scream:
Es ist im übrigen auch ein Phänomen, dass diese Art von Leuten, weit weniger Empathie empfinden. Könne auch eine Gruppe sein, halt für die Medizin nicht interessant.
Zudem sagt man auch das die Narzisten nie Probleme mit sich haben. Aber das Umfeld muss sich dann therapieren lassen…

Im Ideafall… wie viele Eltern, Mütter existier(t)en, die idealtypisch sensibel, empathisch und feinfühlig genug auf die Bedürfnisse und Besonderheiten/Andersartigkeiten ihrer Kinder eingehen?

Bindungstheoretisch vielleicht 60-70%, wobei ich nicht weiß, inwiefern Neurodivergenz mit einbezogen wird.

Um die besonderen Bedürfnisse zu erfüllen bzw. in öffentlichen Systemen durchzusetzen braucht es je nach Ausprägung große Anstrengung und emotionale Stärke seitens der Bezugsperson.

Die Fortsetzung eines „(idealtypischen) mütterlichen“ Weges in einer schulischen Bildung sehe ich ähnlich.

Wobei ich die Einhaltung von Regeln nicht belohnen würde, wenn sie sinnvoll und logisch sind, müssten sie für jeden selbstverständlich sein.

Wenn jemand die Regeln bricht, ist eine Intervention nicht aber eine Bestrafung nötig.
Mir würde es aber auf die exakten Fälle ankommen, wird das Gemeinwohl oder das eines Einzelnen gefährdet, spielt es keine Rolle, ob NT oder ND.

Das Autorität in diesem Fall Sozialkompetenz gleicht, halte ich für natürlich. Unter Angst, Zwang, aber auch jeder Art von Bestrafung kann man schlecht wachsen.

Die Motivation zum Lernen könnte ja schon dadurch erhöht werden, dass Lernen überhaupt gewollt und erlaubt ist. Also eben nicht das reine Merken und die stupide Wiedergabe von Informationen.

VG