Naja, sagen wir mal so: Du hast jetzt schon prägenden Einfluss auf den Foren-Krimi-Adventskalender 2025.
Gaslighting durch inhaltliche Veränderung beim Vorlesen von Sprachnachrichten?
Naja, sagen wir mal so: Du hast jetzt schon prägenden Einfluss auf den Foren-Krimi-Adventskalender 2025.
Gaslighting durch inhaltliche Veränderung beim Vorlesen von Sprachnachrichten?
Ach stimmt, das Verwirrspiel mit dem untergeschobenen Aussprachewörterbuch, hatte ich jetzt gar nicht mehr auf dem Schirm. Das klingt echt nach Krimistoff.
Dabei ist die Funktion eigentlich dafür gedacht, Aussprachefehler zu korrigieren, die die Sprachausgabe sonst machen würde. Gibt auch so Klassiker wie den Grafiktreiber, für den Eloquence eine sehr eigenwillige Betonung wählt.
Mir ist noch eine Barriere eingefallen, eine ziemlich offensichtliche und sie wurde bisher nicht erwähnt: viel zu wenige Ärzte (auf dem Land sicher noch schlimmer, als in der Stadt), um als Betroffener oder „Verdächtiger“ ordentlich untersucht und diagnostiziert (oder differtialdiagnostiziert) zu werden.
Captain obvious grüßt
Stimmt, das wäre ja dann auch so ein Fall von umgekehrter Laterneneffekt mit unterschätzter Dunkelziffer, also wo nicht hingeschaut wird, sind keine Betroffenen, also gibt es kein Problem.
Aufmerksamkeitsdiebstahl durch Bullshit
Mensch Leute, ich habe gestern einen neuen Rekord aufgestellt. Das Ganze spielt im Umfeld der Skeptikerbewegung. Diese seit Jahrzehnten existierende internationale Bewegung besteht aus Menschen, die sich hobbymäßig „übersinnliche“ Themen heraussuchen und versuchen, mittels Ockhams Rasiermesser naturwissenschaftliche Erklärungen dafür zu finden: Alternativmedizin, unbelegte Psychotechniken, Parapsychologie, Esoterik, Sekten, Verschwörungstheorien, Ufos, Astrologie usw. Wenn es z.B. bei alternativmedizinischen Verfahren wirkende Anteile gibt, ist es doch interessanter herauszufinden, was genau der wirkende Aspekt bei dem Zinober ist. Dann ist es auch nicht mehr „Alternativ“, sondern Medizin. Naja, jedenfalls gehört es zur Skeptikerkultur, irgendwelchen Blödsinn auszugraben und seine Zerlegung medial aufzubereiten. Aus dem Blickwinkel des Verbraucherschutzes finde ich diese Arbeit auch sehr nützlich. Die philosophischen Grundlagen (Erkenntnistheorie) sind auch sehr wertvoll, viel hilfreicher als der meiste Schulstoff.
Im Hinblick auf Medienkonsum, psychische Gesundheit und kognitive Barrierefreiheit sehe ich das mittlerweile etwas anders. Das heißt nämlich, dass man als Konsument ziemlich viel Zeit damit verbringen kann, sich Ideen reinzuziehen und merkwürdige Gestalten kennenzulernen, von denen man noch nie zuvor etwas gehört hat, um sich danach die Widerlegung zuzuführen („Hallo Zeitblindheit“). Im Grunde ist das wie abwechselnd Junkfood essen und dann zum Ausgleich heilfasten. Die eigene Aufmerksamkeit wird dabei oft nicht produktiv oder kreativ eingesetzt, sondern hauptsächlich wird die Dopaminwippe auf- und abbewegt.
Die neuen Medien buhlen mit den absurdesten Methoden um Aufmerksamkeit und rocken die Wippe. Das ist unglaublich fordernd für die exekutiven Funktionen, weil man ständig entscheiden muss, wohin der eigene Fokus überhaupt gelenkt werden soll und welchen Reizen man Aufmerksamkeit schenken will. Es gibt so viele Inhalte, da kann kein Mensch mehr in Ruhe alles gründlich und kritisch systematisch durchdenken und „über alles informiert“ sein. Die bloße Quantität zwingt uns alle dazu, eine gute Vorauswahl zu treffen. Ehrlich gesagt ist mein Eindruck, dass dieser Wandel der Rahmenbedingungen vom kognitiven hin zum metakognitiven bei vielen Älteren noch nicht wirklich angekommen ist. Gedanken hinterlassen Spuren im Gehirn, auch wenn man hinterher wieder drüberpoliert. In der Hinsicht sind es besonders für Neurodiverse schon harte Zeiten.
Was war jetzt mein Rekord? Ich wurde — und das ist mir noch nie passiert — von jemandem aus der aktiven Skeptikerbewegung als „respektlos und überheblich“ bezeichnet. Und warum? Weil ich das oben Dargelegte in geraffter Form und etwas undiplomatischer unter eines seiner Videos kommentiert hatte. Im Video unterhielten sich zwei Männer (beide ü35) darüber, wie man junge Menschen u35 mehr für kritisches Denken interessieren könnte. Ich habe dort auch beschrieben, dass ich mir Medieninhalte inzwischen sehr radikal nach dem Kriterium auswähle, ob sie für mich das Potential einer persönlichen Weiterentwicklung, Selbstwirksamkeit oder positive Perspektive bieten. OK, klappt längst nicht immer, aber ich versuche es.
Wenn das schon respektlos und überheblich sein soll, weiß ich leider auch nicht weiter. Genau solche Situationen, in denen ich mich nicht verstanden fühle, haben allerdings über die Jahre bei mir so etwas wie Arroganz verstärkt. Sollen mich die Leute ruhig XYZ-phob, überheblich und respektlos finden.
Bis hier schon mal vielen Dank fürs Durchhalten, jetzt wird es endlich konstruktiv. Wie würde diese Vorauswahl funktionieren, wenn sich wieder einmal die Wellen aus Sensationen, Empörung, Clickbait und Unerhörtem über einem brechen? Ich meine hier ausdrücklich Fälle, in denen das Interesse nicht schon von einem selbst ausgeht, sondern wo die Inhalte einen anspringen. Eine Strategie ist der Einsatz von Heuristiken, also schnellen Faustregeln um hereinkommende Reize frühzeitig abzusägen.
Es sind simple Hilfsregeln, die möglichst viele unnütze Ablenkungen wegfiltern und möglichst viele nützliche Inhalte in der Auswahl behalten sollen. Es wird immer ein paar Falsch-positive Reinfälle und Falsch-negative übersehene Sensationen geben, aber das ist auch ohne Vorauswahl so, eher noch schlimmer. Stellt euch das mal in der Medizin vor, wenn man Screenings komplett weglassen würde. Beispielhaft hier ein Entscheidungsbaum zum nacheinander Prüfen:
So wird schon ein großer Teil der Aufmerksamkeitsräuber „rausgescreent.“ Das ist nur ein schnell hingeschriebener Starter ohne Anspruch auf Endgültigkeit. Jeder sollte da mit der Zeit seine persönliche Variante finden. Durch Einüben können solche Entscheidungsregeln sich automatisieren und man entwickelt eine Intuition (Bauchgefühl) dafür. Intuitionen sind in der Psychologie keine Eingebungen, sondern durch viel Lernerfahrung geformte vorbewusste Entscheidungsprozesse (Bauchentscheidungen).
Wisch-und-weg-Geräte
Touch Screens mögen chic aussehen, die Technologie ist aber seit 15 Jahren nicht mehr innovativ. Auch zum produktiven Arbeiten kann ich Geräte mit Touch-Bedienung nicht wirklich ernst nehmen, es bleiben Konsumentengeräte. Ein bisschen herumwischen, sich treiben lassen, reagieren, lesen, Musik hören, alles sehr nett. Bei solchen Geräten fehlt mir aber Effizienz bei der Bedienung sowie Kontrolle über meine Daten. Schon das Eintippen von Text finde ich extrem nervig und hemmend, weil ich ab der Grundschule über den sensomotorischen Superskill des Zehnfingertippens verfüge. Mir fehlt haptisches Feedback. Außerdem will ich nicht erst hören müssen, ob ich gerade den richtigen Buchstaben unterm Finger habe. Darüber vergesse ich glatt, was ich eigentlich schreiben wollte. Diktieren finde ich auch suboptimal, weil ich meine Sätze immer noch einmal umstelle.
Unser EDV-Unterricht in der Grundschule war vergleichsweise geradezu ergonomisch fundiert, also mit Grundstellung, auf die Handgelenke achten, progressive Übungen usw. Ist quasi wie Gitarre oder Klavier lernen. In der Medizin gibt es einen eigenen Zweig der Musikermedizin, total spannendes Themengebiet. Auf YouTube kann ich die Vorträge von Prof. Altenmüller zum Thema sehr empfehlen. Professionelle und kontinuierliche Anleitung hilft auch dabei, weniger zu verkrampfen und Fehlstellungen vorzubeugen. Also was ich eigentlich sagen will: Tippen und Musikinstrumente bedienen sind hohe Anforderungen für Motorik und Nervensystem, und können leicht durch schlechte Angewohnheiten zu einer dysfunktionalen Überbelastung werden. Deswegen finde ich es total sinnvoll und eine gute Präventionsmaßnahme, dass wir das schon in der Grundschule richtig gelernt hatten. Für das Tippen auf Touch-Geräten ist mir etwas auf dem Niveau leider noch nicht begegnet.
Doch es gibt einen Ausweg für Touch-Geplagte:
Generell würde ich sagen, dass man im Gaming-Bereich oft fündig wird, wenn es um einen Kompromiss aus Ergonomie und Erschwinglichkeit geht. Gamer muten ihrem Körper einiges zu und kleine Geschwindigkeitsunterschiede können den Ausschlag beim Gewinnen geben, da spielt Ergonomie eine wichtige Rolle. Ich habe auch schon Leuten in der Forschung empfohlen, sich einen fetten Gaming-PC ins Labor zu stellen, statt alle hoffnungen in den neuen HPC zu setzen, der angeblich alle Probleme lösen soll. Bitte nicht von der Gamer-Verspieltheit abschrecken lassen.
Meine Tastatur hat einen gut spürbaren Anschlag, ist aber trotzdem recht leise. Auch bei Laptops kopple ich i.d.R. eine solche Tastatur, weil die meisten Laptoptastaturen zu flach gebaut sind und eine gute Handhaltung kaum zulassen, auch weil das blöde Touch Pad vorne im Weg ist. Die Handgelenke knicken dabei so unangenehm nach oben ab. Die Funktastatur kann ich mir sogar auf den Bauch legen, sodass die Handgelenke entspannt nach innen angewinkelt sind und freies Spiel haben.
Wer weiß, vielleicht kann ich ja einige motivieren, etwas in ihre Ergonomie zu investieren.
Vielleicht sollten wir hier im Thread Optionen zusammen tragen, wie sich Barrieren z. B. am Arbeitsplatz durch Kommunikation und Aktion beseitigen lassen. (Fiel mir gerade ein, als ich im „Zum Sport machen zwingen?“ Thread mit Evimon geschrieben habe.)
Ein Riesenthema und auch sehr von der jeweiligen Arbeit abhängig, aber gute Idee auf jeden Fall.
Bei GitHub auf deren Blog gibt es manchmal Artikel dazu. Es gab noch einen besseren, den ich gerade nicht finde, aber hier ist einer:
Das ist auf jeden Fall ein super Anfang zum Ideen für die eigene Firma sammeln. Ein Teil der Sachen lässt sich aber eher auf größere Firmen anwenden. Und du hast Recht, vllt ist der Vorschlag zu sehr Sisyphus Arbeit, weil zu viele verschiedene Berufe existieren. Wo soll man da anfangen? (Bei mir bilden sich innerlich grad schon Listen… mehrere… gleichzeitig
)
Wenn du Listen hast, dann hau raus.
Ich würde bei dem Thema erst mal nach gemeinsamen Nennern schauen und da fällt mir als ein wesentlicher Startpunkt ein, die eigene Einschränkung oder Besonderheit anderen gegenüber nachvollziehbar zu kommunizieren. In dem anderen Thread klang ja auch ein bisschen durch, dass Maßnahmen durchsetzen eine Sache ist, die Akzeptanz im Kollegium noch einmal eine andere. Da müsste ich mir mal ein paar Gedanken zu machen:
Mit dem Framing der eigenen Besonderheit fängt es an, im Praktischen divergiert es sich dann aus. Es macht schon einiges aus, ob man sich nur selbst beschämt oder deutlich sagt: „Sorry, aber auf diese Art funktioniert es nicht bei mir.“
Stellt sich auch die Frage, ob es überhaupt möglich ist es anzusprechen. Was tun, wenn man nur von ignoranten Deppen umgeben ist?
(Hatte grad einen Flashback zu alten Arbeitgebern, glaub nicht, dass auch nur einer von denen mich Ernst genommen hätte )
Das ist natürlich scheiße und nicht immer einfach zu lösen, aber im Endeffekt wäre das für mich die „Bleiben oder gehen“-Frage. Langfristig würde ich kündigen unter solchen Voraussetzungen.
Für solche Fälle bleibt eigentlich nur noch die Strategie, alles heimlich umzugestalten, die Zielsetzung zu verschweigen und alles als Vorteile für Nichtbetroffene zu verkaufen. Das geht dann mehr in die Richtung wie bei mir, Programmierern gute handwerkliche Praktiken zu vermitteln, die aus Versehen auch der Barrierefreiheit von Software helfen. Barrierefreiheit muss also ein Outcome sein, ohne als Zielsetzung explizit thematisiert zu werden. Da wäre echt Kreativität gefragt.
Bei der Antwort wünsche ich mir mehr Smileys als Reaktion darunter setzen zu können. Perfide und clever @tamaracha
Perfide und clever ist manchmal leider nötig. In einem anderen Thread hatte ich ja schon mal das Sams erwähnt, bei dem kannst du solche Dinge lernen.
Manchmal findet sich kein Weg, die Änderung als Vorteil auszulegen, dann lässt es sich oft aber so drehen, dass es nicht mehr dein Problem ist oder du das Problem bist, sondern das Problem wird auf die anderen abgewälzt bzw. die Entscheidung wird auf andere abgewälzt, ob sie ein Problem darin sehen wollen. Machen statt reden.
Das ist jetzt sehr abstrakt, und ich werde hier niemals für alle Arbeitssituationen die Patentlösung finden. Ich könnte aber einen separaten Fiction-Strang mit Kurzgeschichten ausgliedern, die das Prinzip beispielhaft veranschaulichen:
Ada von Grell, die Listenreiche
Abenteuer und Irrfahrten zu einem besseren Arbeitsplatz
Ohje, keine Ahnung, ob ich gut genug schreiben kann für so etwas.
Und das oben ist bitte nicht als Männerbashing zu verstehen. Richard Feynman hatte in seiner Freizeit auch mit Kommunikationsstrategien gegenüber Frauen experimentiert, teils sogar relativ ungelenk. Seine Geschichten finde ich trotzdem spaßig. Sein Buch „Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman“ ist im Grunde die perfekte Fortsetzung zum Sams.
Inzwischen habe ich eine Kurzgeschichte geschrieben, aber vermutlich brauch ich genug Alkohol, um sie hochzuladen.
Triggerwarnung: Emotionsmenschen müssen diesmal ganz stark sein.
“Hidden meaning transforms unparalleled abstract beauty.”
„Verborgene Bedeutung verwandelt abstrakte Schönheit ohne Gleichen.“
Das klingt tiefsinnig, geheimnisvoll, bedeutsam. Gehen wir einmal tief in uns und stellen uns die Frage: Was möchte unsder Autor wohl damit sagen?
Nichts. Dieser Satz wurde maschinell generiert und entstammt einer psychologischen Studie. Für die Studie wurde ein Computerprogramm verwendet, das tiefsinnig klingende Begriffe zufällig mit korrekter Grammatik zusammenbaut. Es muss keinen klugen Autor geben, der sich irgendeinen tieferen Sinn gedacht hat, damit Menschen etwas als tiefsinnig empfinden. Der Übersetzungsdienst DeepL vertut sich übrigens und liefert eine sinnentstellte Übersetzung:
„Verborgene Bedeutung verwandelt sich in unvergleichliche abstrakte Schönheit.“
KI-Chatbots glätten gern Texte, sie lassen sich nicht durch ein fehlendes „to“ beirren. Dabei kann sich aber der Sinn der Aussagen verändern.
Um das einmal deutlich klarzustellen:
Wenn ihr wieder einmal beim Lesen eines tiefsinnigen Textes nur „Ostbahnhof-Süd“ versteht, dann überprüft zunächst, ob ihr dem Text zumindest sprachlich folgen und die Aussagen sauber zerlegen könnt. Falls das nicht gelingt, seid wahrscheinlich nicht ihr zu dumm für den Text, sondern eine dieser beiden Möglichkeiten trifft zu:
Niemand will gerne dümmer sein als die anderen, also gibt kaum jemand offen zu, etwas nicht zu verstehen. So trägt der nackte Kaiser weiterhin Kleider.
Meine Bitte an alle Philosophen da draußen, die allgemeine Aussagen über diese welt treffen und ihre Mitmenschen belehren wollen: Nutzt möglichst einfache und eindeutige Sprache mit korrekter Grammatik. Stellt euch möglicher Kritik, macht euch angreifbar. Wenn ihr das nicht könnt, scheint eine Laufbahn als Dichter oder Redenschwinger geeigneter. Die Welt ist auch so schon schwierig genug zu verstehen, da sollte es nicht schon an der Sprache scheitern. Kunst muss nicht in sich konsistent sein oder funktionieren, sondern kann das Publikum emotional anregen. Wissenschaft und Technik brauchen aber ein stabiles Fundament. Sogar bei Goethe findet sich bereits eine Anleitung für barrierefreie Wissenschaftskommunikation:
Such’ er den redlichen Gewinn!
Sei er kein schellenlauter Tor!
Es trägt Verstand und rechter Sinn
Mit wenig Kunst sich selber vor;
Und wenn’s euch ernst ist, was zu sagen,
Ist’s nötig, Worten nachzujagen?
Ja, eure Reden, die so blinkend sind,
In denen Ihr der Menschheit Schnitzel kräuselt,
Sind unerquicklich wie der Nebelwind,
Der herbstlich durch die dürren Blätt er säuselt.
Zu Demonstrationszwecken zerpflücken wir jetzt noch ein wirklich wahres Zitat, von einem richtig echten Intellektuellen:
„Nur die Freiheit erfüllt den Begriff der Autonomie, von der wir wissen, dass niemand wirklich frei ist, bevor es nicht alle sind.“ (Jürgen Habermas)
Hm, Jürgen würde von mir in Grammatik und Aussagenlogik krachend durchfallen, mein Rotstift hyperventiliert schon. Das gibt Nachsitzen in Deutsch, oder vielleicht eine Umschulung. Wir reden hier nicht über die inhaltlichen Aussagen, sondern über Sprache, Konsistenz, argumentative Struktur usw.
All diese Punkte springen mich an und lenken mich ab, wenn ich auch nur einen Satz von Habermas lesen muss. Ich fühle mich schon rein sprachlich beleidigt und rhetorisch manipuliert, bevor es überhaupt ernsthaft an den Inhalt geht. Früher gab es Intellektuelle, heute gibt es eben Influencer. Wenn ich einen Berufsdenker ernst nehmen soll, dann sollte der zumindest in der Lage sein, sich sprachlich stringent auszudrücken, und Interpretation und Rätselraten nicht den Lesern oder Chatbots zu überlassen.
Aber was ist jetzt mit den Emotionen? Hier möchte ich einmal eine Analogie aus dem Mobilitätstraining für Blinde heranziehen. Dort wird unterschieden zwischen Orientierung und Mobilität. Deswegen heißt es auf Englisch O&M Training.
Ein Blindenführhund ist nur für die Mobilität verantwortlich, nicht aber für die Orientierung. Nach meiner Analogie verleihen Emotionen Orientierung, während das Denken Mobilität ermöglicht.
Heute mal wieder etwas praktisches: Webseiten aufräumen. Oft enthalten Seiten so viel Extrazeug, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.
In der professionellen Szene um Usability und Barrierefreiheit sind sich die Leute etwas uneinig darüber, wer aufräumen soll und den Peter bekommt:
Aus der klassischen Perspektive heraus ist der Einfluss oft sehr schwierig. Außerdem kann es individuelle Unterschiede geben, für wen was wichtig oder störend ist. Die zweite Herangehensweise bietet deutlich mehr Möglichkeiten und ist für mich die Interessantere. Bei Games ist Modding z.B. völlig normal und gehört da zur Kultur, also durch Hand anlegen das Spielerlebnis zu personalisieren. Hier beschreibe ich ein paar Möglichkeiten, regelmäßig besuchte Webseiten zu personalisieren.
Die heute gängigen Browser bieten einen Lesemodus an, meistens neben der Adressleiste. Geht man auf einer beliebigen offenen Seite in die Leseansicht, versucht der Browser nur den wichtigen Teil (Inhalt) zu zeigen und das übrige Drumherum auszublenden. Das ist nützlich, um z.B. Artikel störungsfrei lesen zu können.
Dieser Tipp ist den meisten wahrscheinlich längst bekannt, aber gerade mit ADHS bedeutet wissen nicht unbedingt auch umsetzen.
Werbung im Internet ist nicht nur nervig, sondern auch datenschutzkritisch und frisst viel Strom. Außerdem verdient hauptsächlich Google daran. Viele Browser bieten aber die Möglichkeit, einen Ad-blocker als Browser-Erweiterung zu installieren. Ein Ad-blocker ist ein kleines Hilfsprogramm, das besuchte Webseiten daran hindert, Werbung und andere störende Inhalte anzuzeigen.
Herzlichen Glückwunsch, mit einer dieser Optionen werdet ihr schon einiges an Clutter los.
Es gibt immer noch viele Ablenkungen, die keine klassische Werbung sind und wogegen es meistens keine fertigen Tools gibt.
Wer keine halben Sachen macht und der Technik ins Auge blicken kann, bekommt mit dem Ad-Blocker uBlock Origin ein mächtiges und flexibles Hilfsmittel an die HAnd. Er unterstützt die Browser Chrome, Edge, Brave, Opera und Firefox (auch Android). Von sich aus blockiert er mehr und radikaler als z.B. Brave Shields, ist aber komplett anpassbar in seiner Kompromissbereitschaft für „gute“ Werbung. Das magische Feature um beliebigen Clutter zu entfernen sind kosmetische Filter.
Zunächst wird die Obduktion vorbereitet, verwendet lieber einen Computer statt eines Mobilgeräts:
Wie können wir uBlock Origin anweisen, einen bestimmten Bereich auf einer Seite zu verstecken? Hierzu ein minimalistischer Abstecher in die Anatomie von Webseiten:
Meine Ausdrückliche Bitte:
Um den Spendenaufruf ausblenden zu können, müssen wir herausfinden, wie man darauf verweisen kann. Dafür machen wir einen Rechtsklick bei „Ich möchte via PayPal spenden“:
class="xyz"
, manchmal auch id="xyz"
. Die werden von den Entwicklern der Seite erfunden und können hilfreich sein um auf das Element zu verweisen.class="banner-box"
, weil container
zu allgemein wäre und zu viel anderes mit erwischen könnte.Mit div
und class="banner-box"
im Gepäck gehen wir zurück zu den Filtern im Dashboard von uBlock Origin. Wir haben nämlich alle Infos beisammen, um die Box zu verstecken. Ein Filter ist eine nach folgendem Schema aufgebaute Textzeile:
<Adresse der Seite bis zu de, org oder com etc.>##<Element im Baum>
adhs-forum.adxs.org
div
mit der Klasse banner-box
. Das wird ausgedrückt durch div.banner-box
. Der Punkt gibt eine Klasse an.Die Zeile insgesamt lautet also:
adhs-forum.adxs.org##div.banner-box
Nun üben wir das Ganze noch einmal mit YouTube. Folgende Ablenkungen sollen ausgeblendet werden:
Also ein kurzes Video aufgemacht → Rechtsklick auf die entsprechenden Bereiche → geeignete möglichst eindeutige Elemente suchen. Diese erscheinen mir geeignet:
id="comments"
id="related"
div
mit Klasse html5-endscreen
Zeit für drei wundervolle neue Filter:
youtube.*##*#comments
youtube.*##*#related
youtube.*##div.html5-endscreen
youtube.*
erwischt gleichzeitig .de, .com usw.#comments
oder #related
gibt die ID an, die das zu entfernende Element haben soll. Der Stern lässt die Art des Elements offen.Vor Kurzem hatte ich hier im Forum das Problem, dass die Beiträge einer bestimmten Person mich zu sehr getriggert hatten. Die Person konnte aber nur sehr bedingt etwas dafür und ich wollte ihr nicht zu sehr an den Karren fahren. Man kann zwar über die Forensoftware Nutzer blocken, aber ich wollte nicht so gern, dass die Software das mitbekommt. Bleibt also nur eine Lösung auf der Browser-Seite, also uBlock Origin.
Gehen wir einmal davon aus, der Nutzer hieße Pumuckl. Also einen Beitrag von Pumuckl suchen → Rechtsklick → Untersuchen. Dieser Fall ist etwas schwieriger als die bisherigen:
article
-Element.a
-Element als Eigenschaft data-user-card="pumuckl"
.Ob ein Beitrag ausgeblendet werden soll, hängt also von Elementen tiefer drinnen ab. Sinnbildlich gesprochen müsste die Eichhörnchenpost in alle Astlöcher gucken, um die Post beim richtigen Eichhörnchen zuzustellen. Das ist ein härterer Fall, aber machbar. Hier die Filterzeile, um Pumuckls Beiträge auszublenden:
adhs-forum.adxs.org##article:has(a[data-user-card=pumuckl])
Geschafft! Das war wohl in diesem Thread mein anspruchsvollster Beitrag, wirklich kein leichter Stoff. Wer ihn für sich selbst zu schwierig fand, darf ihn gern auch technisch versierten Enkeln oder Kindern zeigen. Wer noch andere Seiten für sich aufräumen will, darf hier gern auch mich nach passenden Filterzeilen gegen Ablenkungen fragen.
Schon jetzt findet sich ein weiteres Beispiel.
Folgendes kann ausgeblendet werden:
Dies sind die Filter:
www.psypost.org##.jeg_share_button.share-float
www.psypost.org##.jeg_featured.featured_image
www.psypost.org##.psypo-before-content
www.psypost.org##.jeg_share_bottom_container
www.psypost.org###jnews_social-2
Und noch ein Aufräumbeispiel:
Auf vielen Community-Seiten wie z.B. Reddit oder Stackoverflow wird dieser Dialog eingebunden, sich doch bitte bei Google anzumelden. Auf diese Weise bekommt Google mit, wenn ihr gerade eine dieser Seiten besucht. Das ist schlichtweg Spionage/Tracking, außerdem nervt es gewaltig. Zeit, dem einen Riegel vorzuschieben. Die Filterzeile für uBlock lautet:
https://accounts.google.com/gsi/iframe/*
Diesmal ist es kein kosmetischer Filter, sondern wir verbieten dem Browser lediglich, etwas von der oben stehenden Google-Adresse zu laden. Technisch gesehen ist dieser Anmeldedialog von Google eine eingebundene Miniwebseite in der großen Webseite. Sie muss von der Adresse oben geladen werden. Ja, so was geht, ist manchmal notwendig, aber meistens kein guter Stil. Sie darf im Gegensatz zu Reddit oder Stackoverflow selbst die Google-Cookies aus unserem Browser auslesen. Sie gibt somit Google Bescheid, dass jemand mit einem bestimmten Google-Account gerade z.B. bei Reddit herumschleicht.
Juhu, der Full Quote Button von Discourse kommt voraussichtlich zurück!
Diese Email kam vorhin über die Accessibility-Anlaufstelle nach einigem Hin und Her:
Hello again! We’ve decided to reverse this change while we consider other options (like disclosure regions), so the next time Discourse is updated the full quote button will reappear in its original location.