Informationshygiene und Personalisierung
Zur Barrierefreiheit im weiteren Sinne gehört auch, digitale Angebote für sich so anpassen zu können, dass man damit gut umgehen kann und davon nicht kognitiv oder emotional überfordert wird. Es kann um Ablenkbarkeit und Hyperfokus gehen, aber auch um emotionale Belastbarkeit.
Die Beiträge über aufgeräumtes Internet zielen schon genau darauf ab. Das waren bisher meistens intrusive Maßnahmen mit dem Adblocker, die von den jeweiligen Angeboten eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Manchmal werden solche Hilfestellungen aber auch direkt in Websites und Plattformen integriert, sind nur leider nicht immer leicht zu finden. Oder man denkt nicht daran, dass es das geben könnte. Ein paar Beispiele:
Autoplay
Autoplay auf Videoplattformen führt dazu, dass man leicht in einen Sog gezogen wird, immer weiterzuschauen. Bei YouTube z.B. lässt sich Autoplay deaktivieren, neben dem Player. Das sollte nicht so schwer zu finden sein, aber ich habe schon erstaunlich häufig erlebt, dass Leute es nicht tun.
Notifications
Notifications (zu oft oder zum falschen Zeitpunkt oder im falschen Kanal) können sehr stressig sein. Ich lese z.B. auch lieber News im RSS-reader und nicht als Email-Newsletter, weil ich bei Email zuerst immer das Gefühl habe, ich müsste antworten. Das gilt auch für andere Emails außer dem Newsletter. Das Mailprogramm heißt Post aus dem Briefkasten holen und ggf. aktiv werden, das RSS-Programm bedeutet Zeitung lesen ohne Handlungsbedarf.
Hier im Forum lässt sich für jeden Thread (auch PN) einstellen, wann man Email-Benachrichtigungen erhalten will:
- Unten neben dem allgemeinen „Antworten“-Button steht bei normalen Threads „Verfolgen“ und bei PN „Beobachten.“
- Die Stufe „Beobachten“ schickt bei jedem neuen Beitrag eine Email.
- Hier lässt sich die Benachrichtigungsstufe auch für PN auf „Verfolgen“ oder noch niedriger umstellen.
Zu viel Bewegung
Zu viel Bewegung (Animationen falsch eingesetzt, Hover-Effekte) tut selten gut. Gerade hatte ich eine interessante und hilfreiche Diskussion mit dem GitHub-Support, weil mich die Hover-effekte extrem genervt hatten. Wenn man mit der Maus auf Nutzernamen kommt, geht deren Profilübersicht als Überblendung auf. Erst nach Rücksprache hatte der nette Supportmensch herausgefunden, dass GitHub tatsächlich Accessibility Settings an bietet, wo man für sich die Oberfläche personalisieren und Hover abschalten kann. Das war ihm zuerst gar nicht bewusst, mir auch nicht. Er hatte schon angefangen, das Team damit zu beschäftigen, wie man so was barrierefrei umsetzen kann. Ich hatte dann zurückgeschrieben, dass Hover-Effekte extrem schwierig bis kaum barrierefrei umgesetzt werden können und dass der Personalisierungsansatz der bessere sei. Sie sollten aber diese Möglichkeiten leichter auffindbar machen.