Barrierefreiheit mit und ohne Neurodiversität

Voll gut und spannend, dass mal aus einer anderen Perspektive verstehen zu lernen :+1:t2:

Außerdem wünsche ich mir einen zweiten Teil zu Maxi.

Ich fand es fies, dass die Mutter seine Schoki im grünen Klo-Spülkasten versteckt hat, während er auf dem Spielplatz war. Ich würde gerne wissen, ob er seine Schoki doch noch bekommen hat und wie viel Kakaoanteil die hatte.

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Dazu gibt es noch einen Versuch von Piaget. Der drei-Berge-Versuch.
Total spannend. Vor allem die Verbindung g zur Sprache.

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Heute ist mir spontan aufgefallen, dass Discourse ein paar kleine Zugänglichkeitsverbesserungen bekommen hat.

  • Das Dropdown heißt jetzt „Benachrichtigungen und Konto“
  • Die Ungelesen-Übersicht hat jetzt eine richtige Überschrift.
  • Wahrscheinlich gibt’s noch mehr.

Darauf eine :teacup_without_handle:

Was ich noch ein kleines bisschen unglücklich finde ist Continuous Scroll, der verzappelt sich manchmal und dann verspringt mir der Fokus.

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:teacup_without_handle:

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Diese Begebenheit bildet den Anlass für eine neue Folge in der Serie Aufgeräumtes Internet. Manchen Menschen kann es zu bunt werden mit den emojis und zu emotionaler Überforderung führen. Damit kann man als Absender in der Kommunikation versehentlich das Gegenteil des beabsichtigten Zwecks (Klarheit) erreichen: Verwirrung und Overload. Dem wohnt eine gewisse Ironie inne, weil oft angenommen wird, mit Emojis Ironie und andere Formen der Metakommunikation explizit kenntlich machen zu können.

Meine persönliche Annahme dazu ist, dass Emojis eine ähnliche soziale Funktion erfüllen wie Ironie: Soziale Distinktion. Zweck ist nicht die schaffung von Klarheit und Eindeutigkeit, sondern den jeweiligen individuellen Stil des Gegenübers zu entschlüsseln und sich diesem Stil als Zeichen sozialer Zugehörigkeit anzunähern. Und dabei ist auch noch eine Balance zu finden zwischen individuellem Stil und Anpassung. Ironie ist ebenfalls ein sozialer Test, zumal subtile Ironie nicht unbedingt am Tonfall zu erkennen ist, sondern mittels Vorwissen. Wer sie entschlüsselt, gehört zur Insidergruppe. Soziale Interaktion ist voll von solchen kleinen Turing-Tests im übertragenen Sinne. Nach dem Motto „Wer meine Captchas lösen kann, passt zu mir, gehört zu mir, ist wie ich.“

Diese Prozesse laufen i.d.R. unbewusst ab und ich mache daraus auch niemandem einen Vorwurf. Persönlich spiele ich diese Spiele ja selbst auch ganz gern. Bildung und kulturelle anspielungen gehören übrigens auch dazu. Mir fällt auch oft auf, wenn gerade wieder ein soziales Captcha ausgeworfen wurde, das ich nicht lösen kann. Das stört mich aber nicht, wenn es nicht entscheidend für die Situation ist.

So wie ich visuelle Captchas nicht lösen kann und ohne Audio-Captcha aus bestimmten Angeboten ausgeschlossen werde, können Menschen ggf. unter stärkerem sozialem Selektionsdruck und Exkludierung leiden, wenn sie weniger dazu in der Lage sind, die kleinen sozialen Turing-Tests zu lösen, z.B. durch Autismus.

So viel zur Sozialpsychologie der Emojis, zurück zur Praxis. Auch Emojis lassen sich gezielt mit dem Adblocker Ublock Origin ausblenden, z.B. unter Firefox:

  1. Ublock Origin installieren, sofern noch nicht geschehen
  2. In der Toolbar auf Erweiterungen → Ublock Origin → Dashboard → Meine Filter
  3. Die Codezeile unten ins Textfeld einfügen und Änderungen übernehmen
  4. Forum neu laden und ohne Emojis lesen
adhs-forum.adxs.org##img.emoji

Auf diesem Wege verschwinden alle Emojis aus den Beiträgen. Es ließen sich auch einzelne ausgewählte Emojis ausblenden, wofür man aber mit Hilfe der Browser-Entwicklertools das jeweilige Alt-Attribut herausfinden muss. Dazu könnte ich einen Screencast aufnehmen und das Vorgehen demonstrieren, statt es zu erklären.

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Wie formuliere ich das jetzt, damit es kein invalidierender „wir haben doch alle etwas ADHS“-Bullshit ist?

Auch sehend sind Captchas für mich ein echtes Problem. Schon diese Variante „Buchstaben und Zahlen, halb versteckt in visuellem Müll“ finde ich nicht toll. Aber ich bekomme echt Puls bei solchen „Markiere alle Quadrate mit einer Ampel“ oder „Markiere alle Fahrräder“.

Ja, was ist denn ein Quadrat mit einer Ampel? Nur die Lichter oder ist auch der Mast oder Pfahl oder so „Teil der Ampel“? Und auch markieren, wenn nur noch so 1 cm in ein Quadrat hineinragt?

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Nein, das ist genau richtig so! Das ist doch meine Strategie, die Dunkelziffer an Störungen zu entdunkeln. Also Klageflüche über Captchas sind jederzeit willkommen. :wink:

Mittlerweile schneiden KIs sowieso besser darin ab, und es gibt alternative kryptografische Alternativen wie z.B. Turnstile oder Botpoison um zu prüfen, ob tatsächlich ein Browser auf der Seite surft oder nur ein Bot im Headless-Modus. Dabei muss kein Mensch gestört werden.

Und dann gibt es noch HCaptcha, deren Accessibility-Variante ein schlechter Witz ist: Ein sog. „Accessibility Cookie“, das man über einen umständlichen Registrierprozess in seinem Browser setzen muss und anschließend die Sicherheitseinstellungen im Browser herunterschrauben, damit auf den jeweiligen Seiten dieses Cookie überhaupt ausgelesen werden kann. Hoffentlich stirbt der Schwachsinn bald aus.

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:joy:Jaaa!! Das geht mir auch so

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O nein, Discourse hat eine kleine Verschlimmbesserung eingebaut in vorauseilendem Gehorsam. Solche Dinge werden manchmal auch als Uncanny A11Y (A11Y ist Accessibility und klingt manchmal wie Ally) bezeichnet, weil sie auf die eigentliche Zielgruppe (Betroffene) eher befremdlich als hilfreich wirken. Nichtbetroffene Umsetzende denken sich dann irgendwas zusammen, ohne zu verifizieren, ob es sinnvoll ist.

Wenn man die Knöpfe einblendet, mit denen man ein Emoji unter einen Beitrag setzen kann, wird immer zuerst „Reagiere auf diesen Beitrag mit …“ vorgelesen. Das macht es ziemlich langsam, das richtige Emoji zu finden. Besser wäre etwas wie „… für diesen Beitrag geben.“

Hier führe ich das vor, laufe die Buttons in umgekehrter Reihenfolge ab:

Vor dieser Änderung wurde immer nur das Emoji vorgelesen. Da musste man sich den Sinn zusammenreimen, was auch nicht optimal ist. Aber reimen tut man immerhin nur einmal und nicht jedesmal.

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endlich mal eine sprechgeschwindigkeit bei der ich nicht überlegen muss. :laughing:

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Informationshygiene und Personalisierung

Zur Barrierefreiheit im weiteren Sinne gehört auch, digitale Angebote für sich so anpassen zu können, dass man damit gut umgehen kann und davon nicht kognitiv oder emotional überfordert wird. Es kann um Ablenkbarkeit und Hyperfokus gehen, aber auch um emotionale Belastbarkeit.

Die Beiträge über aufgeräumtes Internet zielen schon genau darauf ab. Das waren bisher meistens intrusive Maßnahmen mit dem Adblocker, die von den jeweiligen Angeboten eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Manchmal werden solche Hilfestellungen aber auch direkt in Websites und Plattformen integriert, sind nur leider nicht immer leicht zu finden. Oder man denkt nicht daran, dass es das geben könnte. Ein paar Beispiele:

Autoplay

Autoplay auf Videoplattformen führt dazu, dass man leicht in einen Sog gezogen wird, immer weiterzuschauen. Bei YouTube z.B. lässt sich Autoplay deaktivieren, neben dem Player. Das sollte nicht so schwer zu finden sein, aber ich habe schon erstaunlich häufig erlebt, dass Leute es nicht tun.

Notifications

Notifications (zu oft oder zum falschen Zeitpunkt oder im falschen Kanal) können sehr stressig sein. Ich lese z.B. auch lieber News im RSS-reader und nicht als Email-Newsletter, weil ich bei Email zuerst immer das Gefühl habe, ich müsste antworten. Das gilt auch für andere Emails außer dem Newsletter. Das Mailprogramm heißt Post aus dem Briefkasten holen und ggf. aktiv werden, das RSS-Programm bedeutet Zeitung lesen ohne Handlungsbedarf.

Hier im Forum lässt sich für jeden Thread (auch PN) einstellen, wann man Email-Benachrichtigungen erhalten will:

  • Unten neben dem allgemeinen „Antworten“-Button steht bei normalen Threads „Verfolgen“ und bei PN „Beobachten.“
  • Die Stufe „Beobachten“ schickt bei jedem neuen Beitrag eine Email.
  • Hier lässt sich die Benachrichtigungsstufe auch für PN auf „Verfolgen“ oder noch niedriger umstellen.

Zu viel Bewegung

Zu viel Bewegung (Animationen falsch eingesetzt, Hover-Effekte) tut selten gut. Gerade hatte ich eine interessante und hilfreiche Diskussion mit dem GitHub-Support, weil mich die Hover-effekte extrem genervt hatten. Wenn man mit der Maus auf Nutzernamen kommt, geht deren Profilübersicht als Überblendung auf. Erst nach Rücksprache hatte der nette Supportmensch herausgefunden, dass GitHub tatsächlich Accessibility Settings an bietet, wo man für sich die Oberfläche personalisieren und Hover abschalten kann. Das war ihm zuerst gar nicht bewusst, mir auch nicht. Er hatte schon angefangen, das Team damit zu beschäftigen, wie man so was barrierefrei umsetzen kann. Ich hatte dann zurückgeschrieben, dass Hover-Effekte extrem schwierig bis kaum barrierefrei umgesetzt werden können und dass der Personalisierungsansatz der bessere sei. Sie sollten aber diese Möglichkeiten leichter auffindbar machen.

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So, ein paar Updates aus der Schnelltestzentrale auf Barrierefreiheit:

  • Check24 ist bei meinem Schnelltest vor drei Wochen krachend durchgefallen. Das ist ziemlich schade, weil das mal gut war.
  • Der Onlineshop von DM wurde jüngst getestet und hat vorbildlich bestanden. Ich habe schon ziemlich lange keinen so übersichtlichen und funktionalen Onlineshop mehr nutzen dürfen. Das gibt auf jeden Fall eine verliehene Teetasse. :teacup_without_handle:

Dieses Teetassenkonzept oder etwas in der Richtung muss ich in Zukunft noch konsequent umsetzen.

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…und darauf trinke ich jetzt meinen Matcha…

Das ist, was ich meine… ohne dich wüsste ich nicht einmal, das es da Unterschiede gibt.
Schon interessant, was für dich alles auf der Website erscheint, für mich aber unsichtbar bleibt.

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Fasziniert mich weiterhin - ebenso wie der Begriff „Informationshygiene“. Könnte für „Ada und die flying monkeys“ auch ein Roman-Strang sein, wie man vom Internet fürs besser aufgeräumte Leben lernen kann.

Die „Benutzer ignorieren“ Funktion könnte dann z.B. zu Ausführungen über die Grey Rock Methode überleiten.

Überhaupt: Vielleicht lässt sich das ADHS-belastende Thema des Aufräumens letztlich auch als Barriere-Freiheit reframen? Von der Maslow-Bedürfnispyramide her gedacht, wie das ja @Nelumba_Nuciferas Ordnungscoach anleitet. Pippi Langstrumpf gefällt das, wie sie sich die Welt aufräumen kann.

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Solche Themen interessieren mich, seit ich im Modul „Instruktion und interaktive Medien“ zum ersten Mal von Cognitiv Load gelesen/gehört hatte und dass das ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung interaktiver Lehrmedien ist und auch generell für UX und Usability. Es war ein Moment der Erleuchtung. Psychologen mischen sich einfach in alles ein, auch bei Technikthemen. :adxs_zwinker:

Falls jemand hier sich für diese Thematik bedürfnisorientierte Technik näher interessiert, kann ich z.B. das Buch „Ingenieurpsychologie“ von Mark Vollrath sehr empfehlen. Ein bisschen Lehrbuchtrockenheit hat es zwar, aber der Autor verzichtet auf zu viel Fachchinesisch und schreibt sehr straight, das lässt sich auch von interessierten Laien mal an einem verregneten Abend gut durchpeitschen.

Stimmt, gute Idee.

Ich räum’ mir auf die Welt
Widewidewie sie mir gefällt.

Und siehe, die Prophetin Horsti sprach: Ordnung ist Barrierefreiheit.

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Sehr gut. Wir brauchen davon aber mehr. 7 Seligpreisungen. 10 Gebote.

Was ist dann zB Buchhaltung? Oder eine schon am 8. des Monats abgegebene Umsatzsteuervoranmeldung? Alles Ausprägungen der Freiheit.

Als finale „Wise Mind“-Offenbarung vielleicht so etwas wie „Linsensuppe ist Schokolade.“

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Da liegt noch ein langer Weg der Kontemplation und Einkehr vor mir. Horst, steh’ mir bei und gib mir Kraft.

Hm, ich liebe Linsengerichte, habe diese Weisheit somit bereits durch horstliche Eingebung verinnerlicht.

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Schoko-Linsen seien unsere Oblaten. Smarties für alle.

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Gebote sind reframte Tugenden, Seligpreisungen reframen die Eigenschaften, die viele hier an sich selbst als Defizit empfinden.

Selig sind die Zeitblinden, denn ihnen wird der schöpferische Flow gehören.

Weißt du, meine Quasischwiegermutter (Pastorin) hat Barrierefreiheit sogar mit Pfingsten in Zusammenhang bringen können. Pfingsten beschreibt sie als

Fest des creator spiritus, des schöpferischen Geists, auch das Fest der Kommunikation und des Verstehens auch über Sprachbarrieren und andere Barrieren hinweg.

Damit ist es wohl eine Art inverser Turmbau zu Babel.

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Ich habe das mal aus einem anderen Thread geklaut, weil es mich zu einem Gedanken angeregt hat, der vielleicht zu Barrieren passt.

Mal wieder habe ich übrigens ein neues Wort von Dir gelernt. (Erst dachte ich, ich hätte mich verlesen und es sei „Beschallung“ gemeint.)

Kürzlich habe ich gelesen, dass ein deutscher Student einen Preis bei einem Apple-Contest gewonnen hat, weil er eine Art „Demenz-Memoryspiel-App“ programmiert hat. Nach drei Spielzügen wird die Lage der Karten immer neu durchmischt, um Demenz fühlbarer zu machen.

Hat mich daran erinnert, dass wir auch schon mal über eine Art ADHS-Parcours nachgedacht haben. (U.a. hier. Ich hatte mal ähnliche Demenz-Wahrnehmungssimulationen bei einer Fortbildung kennengelernt.)

Zurück zur Beschattung: Könnte eine ganz gute ADHS-Simulation sein. In der Mittagspause an einem Gruppentisch sitzen und in gleicher Lautstärke vier Gespräche hören. Am besten noch mit VR-Brille, über die irgendwelche Pailetten auf einem T-Shirt der Kellnerin ablenken und irgendwas zu sehr riecht.

Und nun der Link zu Captain Cook: Hilft es vielleicht, wenn Barrieren in ähnlicher Form sinnlich erfahrbar gemacht werden?

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