Hi AD(H)S Community,
ich möchte mich jetzt einfach trauen weil ich aktuell nicht weiter weiß…
Ich werde in 4 Wochen 38 J. und beschäftige mich seit dem 1.1.23 mit ADHS! Kommt daher, dass ich von den letzten 12 Monaten ganze 4 Monate (in zwei Aufenthalten) in einer Psychosomatischen Privatklinik war. Habe dort sehr hart an mir gearbeitet, hatte wichtige Erkenntnisse, konnte ich mir jedoch nicht erklären wieso es mir sooo schlecht geht. Wieso ich nicht beschreiben kann wieso es mir so schlecht. Wieso niemand verstanden hat wieso es mir so schlecht geht. Man sieht es mir aber auch nicht an, meine Maske/Fassade ist ziemlich stark (sehr guter Sportler, durchtrainiert, gepflegt, wortgewandt, humorvoll, gut gekleidet, guter Job im Vertriebsmanagement). Nach außen wirke ich als könne mir nichts etwas anhaben, als wäre ich über jeden Zweifel erhaben
Ich habe während des stationären Aufenthaltes mehr und mehr gemerkt, da ist noch „etwas“.
Mein Wortlaut z.B.:
- „Herr Dr. S, da ist noch etwas, das können Sie nicht sehen, weil ich es Ihnen nicht erklären kann“
- „ich weiß irgendwie manchmal nicht wer ich bin. Was meine Fassade ist und was ich dahinter bin“
Als mein Therapeut die 4 Buchstaben ADHS in meinen Mund legte, habe ich mir noch nichts dabei gedacht! Nur zugesagt, dass ich in alle Richtungen offen bin um herauszufinden was mir fehlt. Denn ich kannte ADHS eben nur als Zappelphillip… (Bildung hilft)
Ich habe am 1. Januar den Laptop aufgemacht und nach ADHS Symptomen im Erwachsenalter geschaut! Und da war es auf einmal… ich habe in jeder Faser meiner Körpers gespürt: DAS ist es! Das bin ich, das ist das fehlende Puzzleteil! (sonst spüre ich meinen Körper und meine Bedürfnisse gar nicht)! Es folgten ein paar unglaubliche Tage… aber viele von euch, die spät diagnsotiziert wurden, werden das wohl in etwa kennen
Ich kann euch unmöglich meine ganze Geschichte hier reinschreiben, also versuche ich zum Wesentlichen zu kommen.
- die Diagnose ist durch und bestätigt
- seit einer Woche taste ich mich an Medikinet an! Aktuell 20mg am Morgen (wirkt allerdings nicht mehr als Kaffee/Kippe bei mir)! Ich gebe dem noch Zeit und hoffe es wirkt bei langsamer Erhöhung irgendwann
Warum schreibe ich euch das überhaupt?
Seit dem 14. Januar bin ich mit der Diagnose zurück aus der Klinik! Bin krankgeschrieben, funktioniere für mein Umfeld und stehe ganz allein da… schön, habe die Tabletten, lese hier mit und auf anderen Seiten viel und suche nach Hilfe. Ich habe locker 50 Nummern angerufen. Aktuell habe ich ein einziges Gespräch mit einem Experten im Kamillushaus in Essen (am 25. April). Heißt: ich habe nun die Diagnose, weiterhin schwere Depressionen, Soziale Phobie und noch ein paar andere Themen, aber NIEMANDEN mit dem ich fachlich darüber sprechen kann. Es ist einfach nur frustrierend
habt ihr einen Tipp, wie ich mit jemandem sprechen kann der/die sich mit ADHS und Begleiterscheinungen auskennt)?
- ich lebe in NRW, zwischen Dortmund und Münster
und jetzt mein wichtigstes Anliegen:
meine Maske
meine Fassade
Ich habe über die Maskierung, das Anpassen etc viel gelesen! Scheint nicht untypisch zu sein…
Ich sehe aber auch wie andere ADHSler bloggen, Videos drehen und ihre hibbelige, liebenswürdige ADHS-Seite zeigen. Damit leben. Ich KANN meine ADHS-Seite nicht zeigen…
Zu meinem Verlauf! Ich habe von klein auf lernen müssen, mich irgendwie zu verstecken! Mich nicht so zu zeigen wie ich bin. Wurde emotional vernachlässigt und habe mir selber verboten zu sein wie ich bin (Scham)! Ich hab auch nur ganz unterbewusst gespürt, dass ich irgendwie anders bin.
Und jetzt kommts: meine ADHS-Seite, mein Anteil der unruhig ist, hibbelt, sich kratzt, Dinge in der Hand hält, nervös Fingernägel kaut (und vieles mehr)… ich habe diese Anteil verdrängt, nicht wewahrgenommen, ABGESPALTEN!!! Mein ganzes Leben lang
Ich komme da nicht dran! Ich kann das nicht steuern. Scham und Paranoia (vor mir selbst und anderen) macht es mir UNMÖGLICH nicht in meiner Maske zu sein. Meine Maske ist mein Bewusstsein. Keine Ahnung ob ihr das verstehen könnt.
Alleine zu Hause, kann ich die Maske ablegen! Aber auch das geschieht nur unterbewusst. Ich bin nicht im hier und jetzt wenn mein ADHS-Anteil zu Hause rauskommt. Stehe ich vorm Spiegel, sehe ich mich so wie ich mich der Welt da draußen angepasst habe… also kein Wunder, dass niemand sieht wie es mir in echt geht. Denn in echt bin ich (noch) nicht in der Lage mich selbst zu sehen und zu spüren.
Kennt das jemand in dieser extremen Form? (es ist extremer als es die paar Worte beschreiben)
Das Gedankenkreisen zu diesem abgespaltenen Teil meiner Persönlichkeit lässt mich grad echt durchdrehen, und ebenso alleine damit dazustehen
Klar, meine Maske bin auch ich (über viele Jahre habe ich ein krasses ICH gebildet, das nur darauf abzielte von allen gemocht, respektiert und nicht in Frage gestellt zu werden). Ich wollte nicht auffallen, dass ich irgendwie anders bin. Das habe ich geschafft, leider auch mir gegenbüber.
Ich lese viele in der Community, über Masking etc, aber ich habe noch nirgendwo gelesen was es mit dieser Abspaltung auf sich hat! Es fühlt sich sehr krank an und macht mir viel Sorge.
Kennt das jemand?
Weiß einer von euch, was ich machen sollte?
Wo ich das bespreche, teste etc?
Himmel, keine Ahnung ob ich verständlich machen kann was ich meine.
Viele Grüße in die Gruppe
Tobi