Medikamenteneinstellung - Schweiz

Guten Tag Zusammen

Zunächst einmal: es ist so schön, dass es dieses Forum gibt, ich habe schon viele hilfreiche Tipps von anderen Betroffenen gefunden, die mir sehr geholfen haben - Danke :slight_smile:
Nun hätte ich ein paar dringende Fragen betreffend der Medikamenteneinstellung, vielleicht kann der/die eine oder andere mir ja weiterhelfen…
Hoffentlich landet

Kurz zu mir:
Ich bin 40 Jahre alt, weiblich, erst frisch diagnostiziert (leichtes ADHS, das sich aber zur Zeit für mich stark anfühlt), wohne in der Schweiz und arbeite in einem kreativen Beruf, in dem aber auch Zahlenverständnis und Kopfrechnen sehr wichtig sind. Dieses Jahr war für mich geprägt durch Burnout, Krankschreibung, ADHS-Diagnose, Wiedereinstieg in den Job und nun die Medikamenteneinstellung. Hauptsympthome sind: Selbstwertprobleme, schlechtes Kurzzeitgedächtnis, schlechte Planungsfähigkeit, Impulsivität.
Zum 01.01.23 steht ein Jobwechsel an und ich mache mir grosse Sorgen, dass ich es bis dahin nicht schaffe, ein passendes Medikament zu finden. Denn ich habe auf den 1. Medikationsversuch mit retardiertem Concerta (MPH = in der Schweiz Mittel 1. Wahl bei Erwachsenen) bis jetzt nicht angesprochen und bin nun schon bei 54mg gelandet, habe aber unangenehme Nebenwirkungen wie u.a. Erschöpftheit und Reizoffenheit. Laut offiziellem ‚Protokoll‘ in der Schweiz müsste meines Wissens noch ein weiteres MPH-Produkt ausprobiert werden, bevor Elvanse überhaupt zur Anwendung kommen darf (vielleicht, da es teurer ist als MPH). Über Elvanse habe ich allerdings viel Gutes gehört und frage mich, ob ich nicht versuchen sollte, dies möglichst bald zu testen. Mein Psychater gibt mir leider bis jetzt eher spärliche Informationen betreffend Eingewöhung etc. - dass es zum Beispiel sinnvoll wäre, ein Tagebuch über die Eingewöhnung zu schrieben, habe ich erst in diesem Forum gelesen. Ich habe aber in einer Woche einen Termin bei ihm und versuche dann, alles anzusprechen und zu klären. Aber ich denke, wenn ich bis dahin selber etwas besser wüsste, wohin ich will, würde das helfen.

Vielleicht macht es Sinn, dass ich meine Fragen kurz nummeriert zusammenfasse:

  1. Bis zu welcher Dosis sollt ich Concerta (retardiert) hochdosieren, um zu prüfen, ob es nicht doch noch eine Wirkung auf meine Konzentration und Impulsivität hat? Bzw. wann könnte man „abbrechen“?
  2. Macht es Sinn, Medikinet überhaupt zum jetzigen Zeitpunkt auszutesten? Falls es nicht wirkt, könnte ich ja in der Zeit bereits Elvanse testen (Vorraussetzung ist natürlich, das mein Psychater es mir jetzt schon verschreibt), hätte keine Zeit verloren und hätte vielleicht im optimalsten Fall Ende des Jahres eine passende Dosis gefunden?
  3. Vielleicht hat jemand noch eine ganz andere Idee. Mir ist bewusst, dass eine Einstellung auch viel, viel länger dauern kann, als ich mir das jetzt gerade wünsche. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt :wink:

Vielen lieben Dank im Voraus für Eure Antworten,

Herzlich Eure
Winnie-the-Bo

Ups, hier noch der vollständige zuvor verschluckte Satz:
“Hoffentlich landet mein Forumsbeitrag halbwegs am richtigen Ort.”

Hallo Winnie, willkommen im Forum :slight_smile:

Hier ein paar allgemeine Infos zur Eindosierung von Stimulanzien bei AD(H)S.

1. Koffein komplett vermeiden
Wirklich wichtig: kein Koffein bei der Eindosierung von Stimulanzien. Nicht nur weniger, sondern ganz konsequent: gar keines.

Koffein ist ein Adenosinantagonist, d.h. es hemmt Adenosin. Und Adenosin hemmt Dopamin. Im Ergebnis fördert Koffein Dopamin.
Es ist oft so, dass Koffein und Stimulanzien jeweils allein gut vertragen werden, während sie bei gemeinsamer Einnahme eine Zitterigkeit auslösen können, wie bei einer Stimulanzienüberdosierung - und ebenso andere, gravierender Nebenwirkungen.

Nach der Stimulanzien-Eindosierung, also wenn das passende Medikament und die passende Dosis gefunden wurden, kannst du bei neuem Koffeinkonsum problemlos erkennen, falls Nebenwirkungen aus diesem resultieren und nicht aus den Medikamenten.

Koffein findet sich in Kaffee, Schwarztee, Grüntee, Cola, Energydrinks; verwandte Stoffe finden sich in dunklem Kakao.

2. Eindosierungsleitfaden lesen

3. Eindosierungshilfetabelle verwenden
Besonders wichtig für Frauen aufgrund des Monatszyklus.
Download hier:

https://adhs-forum.adxs.org/t/ein-dosierungshilfetabelle/7270

4. Arzt ist der Maßstab
Und klar: alle Hinweise und Informationen hier im Forum und bei ADxS.org dürfen nie dazu führen, ärztliche Anweisungen zu missachten, sondern dienen ausschließlich dazu, mit dem Arzt besser kommunizieren zu können.

Also wenn bei 54 mg noch gar nichts passiert, würde ich mal stark auf MPH-Nonresponding tippen. Dann noch ein weiteres MPH ausprobieren ist eigentlich für die Tonne. Ein Präparatewechsel auf ein anderes MPH-Medikament macht sehr viel Sinn, wenn es schon was bewirkt, aber Nebenwirkungen auftreten, die unspassig sind.
Sprich deinen Arzt doch mal auf deine Sorge wegen dem neuen Job an. Die ist ja plausibel…

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Ich kenne mich mit Concerta nicht aus, aber die Nebenwirkungen könnten eine Unterdosierung sein, wobei ich wie gesagt, keine Ahnung habe, ob 54 mg. viel sind. Spürst du wirklich absolut keine positive Wirkung, sieht auch dein Umfeld keine positiven Veränderungen bei dir?

Seit wann genau nimmst du es?
Ist Concerta wie Medikinet, was man mit Essen zusammen nehmen muss?

Ich muss immer schmunzeln, wenn ich leichtes/ mittleres etc. Adhs lese, klingt irgendwie wie ein bisschen Schwanger. Wer setzt hier die Maßstäbe und anhand welcher Kriterien eigentlich? Und da du es bis zum Burnout geschafft hast, kann dein Adhs doch nicht so leicht sein. Es ist aber eigentlich nicht so wichtig, du brauchst Hilfe und ich hoffe, dein Arzt lässt sich überreden, dir sofort Elvanse zu verschreiben.

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Vielen lieben Dank UlBre für die prompte Zusammenfassung und die Links!

Am ersten Tag der Einstellung (01.11.22) habe ich den Fehler mit dem Kaffe tatsächlich begangen, das war nicht schön, da ich sehr zitterig war.
Nun lasse ich ihn konsequent weg - wenngleich ich zu Beginn starke Entzugserscheinungen mit Migräne hatte, bei denen ich erst später den Zusammenhang zum Kaffeentzug hergestellt habe :relieved:

Den Link zur Einstellung während der Menstruation muss ich noch studieren…

Vielen Dank auch Dir, almighty, für Deine Anregungen und Fragen :blush:

-Ich habe am 01.11.22 mit Concerta 18mg retardiert begonnen und bin am wöchentlichen auf dosieren in 18mg-Schritten. Ab dem 22.11. werde ich bei 72mg sein, wenngleich ich heute gemerkt habe, dass ich dringend ein neues Rezept brauche (es reicht schon gar nicht für morgen und man muss Concerta in meiner Apotheke bestellen) - ich hoffe, dass ich das noch hinbekomme.

-Die Maximaldosis ist laut Beipackzettel 72mg

-Concerta muss nicht zu Mahlzeiten eingenommen werden. Aber ich esse ein kleines Frühstück und nehme es danach, da ich im Forum gelesen hatte, dass es nicht gut sei, MPH auf nüchternen Magen zu nehmen.

-Mein Umfeld hat keine positive Veränderung verzeichnet. Mein Mann ist der einzige, der davon weiss, meint eher ich sei sehr dünnhäutig / sogar dünnhäutiger als vor der Medikation

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Sorry, allmighty (nicht almighty)

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Hallo,

Concerta 54 mg entspricht 3x 15 mg unretardiert bzw. 1,5x 30 mg Adult-Kapsel. Man müsste bei dieser Dosis also durchaus etwas spüren.

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Ok, vielen Dank für die Einschätzung.
Alles Neuling hat man für so etwas wie Dosishöhen etc. noch gar kein Gespür…:grimacing:
Ich werde heute Kontakt mit meinem Psychater aufnehmen und besprechen, wie es nun weitergeht (und werde Elvanse versuchen zu bekommen.)

Mein Mann macht sich nur grosse Sorgen wegen der Nebenwirkungen der Medikamente. Er hat mich gestern sogar gefragt, ob ich früher sterbe, wenn ich sie nehme. Und ich gebe zu, ich selbst habe schon auch Angst vor Leberschädigungen, plötzlichem Herztod etc.
In den Augen meines Mannes habe ich bis vor kurzem immer funktioniert und ich glaube für ihn ist daher der eventuelle Kosten-Nutzen-Faktor nicht ganz überschaubar. Er macht sich einfach Sorgen um mich.
Wie geht Ihr mit dem Risiko der schlimmen/tödlichen Nebenwirkungen um?

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Das ging schneller als gedacht!!!:
Ich darf mit Elvanse starten ab morgen :relaxed:

Wie sieht es eigentlich mit der Eingewöhnung während der Menstruation aus - sollte man lieber abwarten, bis sie vorbei ist?

(Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich meine ganzen Fragen hier Stelle - zur Zeit fühlt es dich etwas einseitig an, denn ich kann bis jetzt nichts wirklich für das Forum beitragen - ausser meinen 1000 Fragen.)

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Hier habe ich jetzt auch noch etwas zu dem Thema ‚Angst vor schweren Nebenwirkungen’ gefunden - ich bin da wohl doch nicht die einzige mit den Gedanken :grimacing:
Aber gibt es jemanden unter Euch, der von Leberschädigungen betroffen wurde?

Hi,
Yay @ Elvanse!
Nutz einfach die oben verlinkte Eindosierungstabelle wenn möglich, das geht schon noch während der Periode. Die wird nämlich mitgetracked. :slight_smile:

Hier hast du noch was zu den Nebenwirkungen, vllt nimmt es deinem Mann und dir ein wenig die Sorgen.
Auch die Nebenwirkungen kannst du aber in der Eindosierungstabelle tracken.

Auch kannst du deine Nachrichten im Nachhinein verändern, wenn du auf den grauen Bleistift klickst. Dann sind es nicht mehrere einzelne Nachrichten. Falls du magst.

Alles Gute mit Elvanse und auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!

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Herzlichen Dank @AWOL für all die Hinweise.
Betreffend Nebenwirkungen: Das hört sich beruhigend an :slight_smile:

Und Danke nocheinmal an @UlBre für die Eindosierungstabellen - verzeih bitte meine Zerstreutheit, ich wollte auf gar keinen Fall ignorant sein - ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass es gar nicht sein kann während der Menstruation anzufangen mit der Eindosierung und hatte die Überschrift Deiner Links irgendwie falsch im Kopf abgespeichert…
Da rotiert gerade zuviel gleichzeitig im kleinen Kopf :grimacing:
→ aber das ist ja super, dass ich gar nicht warten muss und direkt starten kann :+1::relaxed:

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Du darfst gerne alle Fragen hier stellen! :adxs_daumen:

Also was Nutzen und Kosten betrifft, da kann man die möglichen Nebenwirkungen natürlich nicht isoliert von den Wirkungen betrachten.

Stimulanzien sind eigentlich risikoarm. Blutdruck sollte man natürlich immer mal wieder angucken, und in regelmäßigen Abständen eine Blutuntersuchung ist auch kein Fehler.

Früher sterben statistisch gesehen ADHS-ler/innen ohne Behandlung erheblich wahrscheinlicher, nämlich durch Unfälle wegen Unachtsamkeit, Suchtkrankheiten oder Suizide. Der Burnout, von dem du berichtest, war sicher auch nicht gesund, und wenn die hoffentlich bald eintretende gute Wirkung der Medikation dazu beiträgt, dass du mit deinem Mann weniger streitest (sorry, ich kenne dich nicht, aber bei mir ist es ganz deutlich so!), hätte allein das einen viel größeren Einfluss auf deine Gesundheit und Lebenserwartung als das Nebenwirkungsrisiko des Medikamentes.

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Nein, statistisch gesehen später. Oder, anders herum formuliert: Du stirbst wahrscheinlich früher, wenn du keine Medikamente nimmst:

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Herzlichen Dank für die lieben Antworten Euch allen :heart:
Jetzt erst komme ich dazu zu antworten. Ich war in den letzten Tagen etwas überfordert mit dem Elvanse-Start.
(Das waren organisatorische Probleme mit dem Versand des Rezeptes, Kapselaufteilen und Diskussionen in der Apotheke etc - vor allem aber hat mich eine bleierne Müdigkeit gepackt; aber auch etwas Frust, da ich bei 5mg nichts merke und Angst habe, dass ich ein „Super“-Nonresponder :wink: bin, da ich ja schon mit Concerta keine positiven Wirkungen erlebt habe)

Noch kurz zu den schweren Nebenwirkungen:
Auch wenn es zu dem Thema viele Statistiken und Studien gibt, sind die Vorurteile in der Gesellschaft sehr stark und man muss viel Energie aufwenden für Erklärungen an Externe, warum man dennoch das Medikament nehmen möchte…das finde ich schade und nicht immer hat man die Kraft für Erläuterungen. Manches mache ich daher zur Zeit mit mir selber aus und hoffe aber, dass ich irgendwann selbstbewusst zu meinen ADHS aber auch zu meiner Medikation (falls die denn funktioniert) stehen kann…

Für weitere Fragen zur Elvanse-Einstellung eröffne ich dann am besten einen neuen Forumsbeitrag, wenn ich das richtig verstanden habe (wegen der Suchfunktion).

Bis bald Ihr Lieben :heart_hands:
Winnie

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Hi du,

Alles Gute weiterhin bei der Einstellung!
Du macht es mit Elvanse also ganz feinschrittig ab 5mg gerade?

Als Thread würde sich dieser anbieten, das ist so der Hauptthread für Elvanse.

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@Ulbre: Ich hätte noch eine Frage, die mir schon länger auf der Seele brennt:

Ist es Deiner Meinung nach eher so, dass man als MPH- Non-Responder (Concerta) auch unerwünschte Nebenwirkungen (wie Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen) und einen Rebound (Reizüberflutung) bekommt?
Oder - dürfte da eigentlich gar nichts passieren?

Ich würde ja so gerne mal Ritalin testen, nur um zu wissen, dass es wirklich nichts gegen meine ADHS-Symptome ausrichtet.
Dafür muss ich aber erstmal den Psychater wechseln - bei meinem jetzigen kann ich solche Wünsche vergessen und er ist jetzt auch 4 Wochen im Urlaub…

Hier gab es auch eine solche Person, die nicht auf Concerta angesprochen hatte:

https://adhs-forum.adxs.org/t/concerta-wirkungslos-obwohl-auch-metylphenidat/9398

Siehe oben, im Eindosierungsleitfaden.
Konkret: